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Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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sich mehr schlecht als recht. Völlig außer Atem stützte sich der Diener auf seinen Säbel, der alte Chronist schwankte vor ihm hin und her, seinen eigenen Säbel in der schlaffen Hand baumelnd, während die schlaffe Hand an seinem noch viel schlafferen Arm baumelte. Beide schnauften sie laut und lauter.
    „Ihr… ihr… ihr habt mich… mich belogen… Meister… Jones!“ japste Miguel und rang nach Atem. Thaddäus hörte sich nicht anders an.
    „Eine… Stunde… Training… und… ihr… ihr… ihr… könnt… nichts! Garnichts!“
    Dann fielen beide vorwärts und sich röchelnd und nach Luft ringend regelrecht in die Arme, erschöpft bis an ihre Grenzen. Plötzlich durchdrang eine weitere, ihnen unbekannte Stimme das Schnarchen und Murmeln und Japsen der Dachstube.
    „Mit Verlaub, meine Herren, es liegt hier mehr im Argen als nur ihre nicht vorhandene Fechtkunst, nein, ebenso gibt es einen unter euch, welcher vorgibt jemand zu sein, der er nicht ist!“ Die Stimme hatte einen schneidenden Unterton. Sie klang furchtlos und arrogant, zielstrebig und voller Leidenschaft.
    Der Diener und der Chronist schauten auf und dann sahen sie eine Gestalt, die sich geschmeidig wie eine Katze vom obersten Dachbalken herab schwang und mit wehendem rotem Mantel und einen blitzenden Degen schwingend neben ihnen landete. Kunstvoll verbeugte sich die fremde Gestalt vor den Beiden, nahm den roten Hut vom Kopf und schaute mit einem spitzbübischen Grinsen Thaddäus und Miguel an, die Brauen unter der roten Maske hochgezogen.
    „Wenn ich mich vorstellen darf, man nennt mich den Roten Retter! Und ihr…“ sagte er, pausierte, hob blitzschnell den Degen, stieß mit der Waffe Miguels Säbel weg und zuckte seine Klinge weiter hoch, gerade an des Dieners Kehle heran.
    „…und ihr seid ein Hochstapler!“ beendete er seinen Satz und sein Grinsen verwandelte sich in eine zornige Grimasse, während sich seine Augenbrauen grimmig zusammenzogen.
    Miguel schluckte. Thaddäus schaute verwirrt und versuchte möglichst gerade zu stehen. Mietroll und Nepomuk bekamen von dem Besucher anscheinend nichts mit, denn beide saßen weiterhin in ihren Ecken, der eine schlafend, der andere in Pergamente vertieft.
    „Ein Hochstapler? Nein, das glaube ich nicht, Miguel ist Diener und er ist wirklich einer! Welchen Sinn sollte es also machen, sich als Diener auszugeben, wenn man keiner ist? Das würde nicht wirklich Vorteile bringen im Leben, oder irre ich mich da?“ warf Thaddäus seine Argumente ein und nickte dabei dem Roten Retter wissend und klug wirkend zu. Zumindest hoffte Thaddäus, dass er diesen Anschein erweckte. Schon wieder schien ihm alles aus den Händen zu gleiten, zum zweiten Mal in seinem Leben, wie er glaubte. War dieses Mädchen daran schuld? Ein Chronist durfte nur Zeuge sein bei geschichtlichen Ereignissen und doch war er auch diesmal wieder mittendrin. War das richtig? Warum tat er eigentlich nichts dagegen? Eine Antwort darauf fand er nie, denn im Grunde fühlte er sich ausgesprochen gut dabei und was sprach schon dagegen wenn er in seinen Chroniken ausnahmsweise einmal seinen eigenen Namen einbringen konnte? Er hatte schon so viele Helden beschrieben, dass es ein Abenteuer werden würde sich selbst zu beschreiben!
    Erboste Worte des Roten Retters, schneidig und kalt wie die Klinge, die er führte, unterbrachen den Chronisten in seinen absurden Gedankengängen.
    „Es gibt Augenblicke in eures Dieners Leben, da gibt er vor ich zu sein!“ stieß der maskierte Held vor und sein Gesicht zuckte vor, seine Augen fixierten die von Miguel erbost und zornig.
    „Na na, na, nicht so aggressiv, bitte, wir sind doch alle zivilisierte Menschen, nicht wahr?“ versuchte Thaddäus die Ruhe zu bewahren und klopfte beiden Männern vor sich auf die Schulter. „Was sagst du zu den Anschuldigungen des Roten Retters? Das ist absurd, nicht wahr? Völlig aus der Luft ge…“ versuchte Thaddäus die Situation zu entschärfen, aber Miguel unterbrach ihn:
    „Er sagt die Wahrheit!“ presste der junge Diener hervor.
    „Na toll!“ stöhnte der Chronist und ließ sich auf den Boden nieder. Laut sog der Rote Retter den Atem ein.
    „Und wie kommst du dazu, du… du… du Diener?“ fuhr er Miguel an. Dieser sank leicht in sich zusammen und blickte den Roten Retter entschuldigend an:
    „Ich liebe die Prinzessin und ich weiß, die Prinzessin liebt Helden. Ich bin aber kein Held, ich bin nur ein Diener. Mich, den unwürdigen Miguel, würde sie in ihrem

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