Rueckkehr ins Leben
Präsidenten.
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Momohs Herrschaft ist geprägt von zunehmendem
Machtmissbrauch.
März 1991 Eine Gruppe von Rebellen, die sich selbst als Revolutionary United Front (RUF) bezeichnet, greift
unter Führung des ehemaligen Corporals Foday Sankoh
Dörfer im Osten Sierra Leones, an der Grenze zu Libe-
ria, an. Sie wird vom liberianischen Warlord und Füh-
rer der National Patriotic Front of Liberia (NPFL)
Charles Taylor unterstützt. Auch Söldner aus Burkina-
Faso gehören der RUF an. Ihr Ziel ist, das Land vom
korrupten Regime des APC zu befreien. Die Kämpfe
setzen sich in den folgenden Monaten fort, wobei die
RUF die Kontrolle über die Diamantenminen in der
Kono-Region an sich reißt. Aus Furcht vor weiteren
Militärputschs ist die sierraleonische Armee systema-
tisch entmachtet und geschwächt worden und hat den
Rebellen wenig entgegenzusetzen. Sie wird in Rich-
tung Freetown zurückgedrängt.
April 1992 Präsident Momoh wird von einer Gruppe junger Offiziere unter der Führung von Hauptmann Valentine
Strasser gestürzt; Momoh flieht ins Exil. Strasser wird
als neuer Präsident vereidigt. Doch ihm und seinem
National Provisional Ruling Council (NPRC) gelingt
es ebenso wenig wie der Vorgängerregierung, die RUF
zurückzuschlagen. Immer größere Teile des Landes fal-
len den Kämpfern der RUF zu. Die Wirtschaft des
Landes kommt zum Erliegen, Flucht und Vertreibung
nehmen zu.
1995 Die RUF kontrolliert den Großteil des Landes und steht kurz vor Freetown. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, greift das NPRC auf die Unterstüt-
zung Hunderter privater Söldner zurück. Innerhalb ei-
nes Monats gelingt es ihnen, die Kämpfer der RUF in
deren Enklaven an den Grenzen Sierra Leones zurück-
zudrängen und die wichtigsten Devisenquellen, die
Diamantenminen von Koidu, zurückzuerobern.
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1996 Valentine Strasser wird in einem unblutigen Staatsstreich von seinem Verteidigungsminister, Brigadege-
neral Julius Maada Bio, entmachtet. Infolge öffentlicher
Forderungen und steigendem internationalen Druck
erklärt sich das NPRC unter Maada Bio bereit, zur
Demokratie zurückzukehren. Bio ordnet die ersten
freien Wahlen seit 1967 an. Die Präsidentschaftswahlen
gewinnt die SLPP mit ihrem Kandidaten Ahmad Tejan
Kabbah. Der Diplomat war über zwanzig Jahre für die
Vereinten Nationen tätig gewesen. Die Auseinander-
setzungen mit der RUF halten jedoch an, das Friedens-
abkommen von Abidjan im November scheitert.
Mai 1997 Das Militär putscht erneut. Kabbah wird vom Armed Forces Revolutionary Council (AFRC) abgesetzt,
einer Militärjunta unter Führung von Major Johnny
Paul Koroma, die der RUF Regierungsbeteiligung ein-
räumt. Unter ihrer Schreckensherrschaft stürzt das Land
erneut ins Chaos.
März 1998 Eine Eingreiftruppe der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) unter Leitung
Nigerias greift in den Konflikt ein. Das AFRC wird
entmachtet, und die demokratisch gewählte Regierung
von Präsident Kabbah wird wieder eingesetzt. Es ge-
lingt ihm und der Eingreiftruppe (ECOWAS Monito-
ring Group, ECOMOG) jedoch zunächst nicht, das
Land unter ihre Kontrolle zu bringen.
Januar 1999 In einem erneuten Versuch, die Regierung abzusetzen, greift die RUF Freetown an. Im Verlauf der
Kämpfe werden Tausende getötet und verwundet, be-
sonders im Ostteil der Stadt sind die Zerstörungen
groß. Wenige Wochen später drängen die Kräfte der
ECOMOG den Angriff der RUF zurück. Mit der
Waffenruhe zu Beginn der Friedensgespräche im Mai
kehrt endlich Ruhe ein.
Juli 1999 Präsident Kabbah und Foday Sankoh von der RUF
unterzeichnen einen Friedensvertrag. Die Übereinkunft
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sieht eine Regierungsbeteiligung der Rebellen und eine
Generalamnestie vor. Die Regierung ist jedoch größten-
teils nicht mehr arbeitsfähig, und mindestens die Hälfte
des Staatsgebiets wird von Rebellen kontrolliert. Im
Oktober beschließt der Sicherheitsrat der Vereinten
Nationen die Entsendung einer UN-Mission nach Sier-
ra Leone (UNAMSIL), um die Einhaltung des Frie-
densabkommens zu unterstützen.
April/Mai 2000 Erneut kommt es zu Gewalt und Rebellen-aktivitäten, als Kräfte der RUF Hunderte Mitarbeiter der
UNAMSIL als Geiseln nehmen und deren Waffen und
Munition beschlagnahmen. Im Mai töten Angehörige
der RUF zwanzig Demonstranten, die vor dem Haus
Sankohs in Freetown gegen die Übergriffe der RUF
protestieren. Infolge dieser Verstöße gegen das
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