Rueckkehr ins Leben
Friedens-
abkommen werden Sankoh und andere ranghohe Ver-
treter der RUF verhaftet, und die Gruppe verliert die
Regierungsbeteiligung. Die Situation im Land verschärft
sich derart, dass britische Soldaten im Rahmen der Ope-
ration Palliser bei der Evakuierung ausländischer Staats-
angehöriger eingesetzt werden müssen. Es gelingt ihnen,
die allgemeine Lage zu stabilisieren.
November 2000 In Abuja wird ein neues Waffenstillstands-abkommen unterzeichnet. Abrüstung, Demobilisierung
und Reintegration bleiben jedoch aus und die Kämpfe
dauern an.
2001 Ein zweites Friedensabkommen, das Abuja-II-Abkommen, wird unterzeichnet. Es soll erneut und in
größerem Umfang Abrüstung, Demobilisierung und
Reintegration vorantreiben. Es kommt zu einem deut-
lichen Rückgang feindlicher Übergriffe. Im Verlauf der
Abrüstung gewinnt die Regierung in den ehemals von
Rebellen kontrollierten Gebieten ihre Autorität zurück.
Die UNAMSIL wird auf 17 500 Mann verstärkt.
Januar 2002 Präsident Kabbah erklärt den Bürgerkrieg offiziell für beendet. Das ein Jahr zuvor begonnene Ent-
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waffnungsprogramm zeigt Erfolg: Fast 50000 Kämpfer
haben bereits ihre Waffen abgegeben.
Mai 2002 Präsident Kabbah und seine Partei SLPP verzeichnen bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen
einen erdrutschartigen Sieg. Kabbah wird auf weitere
fünf Jahre wiedergewählt.
Juli 2002 Die Briten ziehen ein 200 Mann starkes Militär-kontingent ab, das sich seit Sommer 2000 im Land auf-
gehalten hat. Ein Team bleibt zur Ausbildung der Ar-
mee von Sierra Leone zurück.
Sommer 2002 Die im Friedensvertrag von Lomé vereinbar-te Kommission für Versöhnung und Wahrheit (Truth
and Reconciliation Commission, TRC) und der Son-
dergerichtshof (Special Court for Sierra Leone, SCSL)
nehmen ihre Arbeit auf. Die TRC hat die Aufgabe, ein
Forum zu schaffen, in dem sowohl Opfer wie auch Tä-
ter von Menschenrechtsverletzungen berichten kön-
nen, um eine echte Versöhnung herbeizuführen. Der
Sondergerichtshof wurde durch einen bilateralen Ver-
trag zwischen der Regierung von Sierra Leone und den
Vereinten Nationen geschaffen. Der SCSL ist laut Sta-
tut nicht nur zuständig für Verstöße gegen internatio-
nales Recht und somit alle Fälle von Verbrechen gegen
die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und ernsthaften
Verletzungen der internationalen Menschenrechte,
sondern verfolgt auch bestimmte Verstöße gegen das in
Sierra Leone geltende nationale Gesetz.
November 2002 UNAMSIL beginnt mit dem Abzug ihrer
Kräfte.
Juni 2004 Die Appellationskammer des SCSL bestätigt die Rechtmäßigkeit der Anklage wegen der Rekrutierung
von Kindersoldaten gemäß Artikel 38 der UN-
Kinderrechtskonvention, nach dem die Rekrutierung
von Kindern unter 15 Jahren einen Verstoß gegen
internationales Recht darstellt, indem sie feststellt, dass 262
das Verbot auch für die Zeit vor der Annahme des
ICC-Statuts im Jahr 1998 gilt.
Oktober 2004 Die Kommission für Versöhnung und Wahrheit (TRC) legt der Regierung ihren Abschlussbericht
vor, der aufgrund drucktechnischer Probleme erst im
August 2005 an die breite Öffentlichkeit gelangt. Die
Regierung veröffentlicht im Juni 2005 ein Papier, in
dem sie einige der Empfehlungen zurückweist, akzep-
tiert oder ignoriert. Bürgerrechtler verurteilen die
Reaktion als zu vage und werfen der Regierung vor,
den Empfehlungen des Berichts nicht ausreichend Fol-
ge zu leisten.
Dezember 2005 Mit dem Abzug der letzten UNO-Soldaten ist die Friedensmission der UNAMSIL beendet. Im
Anschluss daran übernimmt ein Integrated Office der
Vereinten Nationen (United Nations Integrated Office
for Sierra Leone, UNIOSIL) für zunächst ein Jahr frie-
denssichernde Funktionen.
25. März 2006 Nach Gesprächen mit der gerade gewählten liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf liefert
der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo den im
nigerianischen Exil lebenden Charles Taylor an Liberia
aus. Zwei Tage später unternimmt Taylor einen
Fluchtversuch, wird aber festgenommen und in der
Nacht des 29. März unter Aufsicht der Vereinten Na-
tionen nach Freetown gebracht und an den Sonderge-
richtshof ausgeliefert.
April-Juni 2006 Am 3. April wird vor dem UN-
Kriegsverbrechertribunal in Freetown die Anklage ge-
gen Charles Taylor verlesen. Taylor bekennt sich in al-
len elf Anklagepunkten »nicht schuldig«. Aus Sicher-
heitsgründen beantragt der SCSL die Verlegung des
Verfahrens an den
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