Rueckkehr nach Abbeydale
ein Geräusch hinter sich und drehte sich um.
Silas stand auf der Türschwelle und machte eine finstere Miene.
Wann war er zurückgekommen und warum? Hastig wischte Kate sich die Tränen von den Wangen.
„Ich hatte ganz vergessen, daß es hier kein Bettzeug für Gäste gibt. Ich habe jemanden beauftragt, es dir zu bringen”, erklärte er schroff.
Unwillkürlich erschauerte sie, denn er sah sie an, als hätte er sie am liebsten umgebracht. Was hatte sie ihm bloß getan? Oder hatte ihr Anblick ihn daran erinnert, was er ihretwegen alles verloren hatte?
Einen anderen Mann hätte sie in diesem Moment vielleicht bedauert, aber sie sollte sie jemanden bedauern, der sie so betrogen hatte wie Silas? Er hatte sie in dem Glauben bestärkt, daß er sie liebte und daß er frei für sie war.
Da ihr Vater mittlerweile ans Telefon gekommen war, wandte Kate sich wieder um, um ihm die Situation zu erklären. Dann bat sie ihn, ihr einige Sachen zum vorderen Tor des Anwesens zu bringen.
Als sie auflegte, war Silas verschwunden.
„Es scheint alles in Ordnung zu sein.”
Graham Crew war ein großer, fröhlicher Mann Anfang Vierzig. Er hatte Kates Arm und ihre Prellungen untersucht, und das in Anbetracht seiner Statur unerwartet sanft.
„Ich nehme an, daß Silas Ihnen bereits erklärt hat, warum wir Sie hierbehalten müssen. Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen”, fügte er beruhigend hinzu. „Ihnen wird nichts passieren.”
„Silas hat anscheinend befürchtet, daß ich mich mit der Erde infiziert haben könnte.”
„Tatsächlich? Es ist möglich, aber höchst unwahrscheinlich. Eigentlich behalten wir Sie nicht um Ihrer eigenen Sicherheit willen hier, sondern damit Sie die Tiere in der Umgebung nicht gefährden. Wir haben einige Versuchstiere hier, und neulich hat jemand eingebrochen und eines davon befreit. Zum Glück haben wir es noch auf dem Grundstück wieder eingefangen. Doch wir können nicht das Risiko eingehen, daß Sie oder Ihre Ziege etwaige Krankheiten übertragen.”
Graham runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht, warum Silas in diesem Haus nichts ändert. Uns macht es nichts aus, vorübergehend so provisorisch zu leben, aber er ist seit Beginn des Projekts hier. Vielleicht könnten Sie etwas daraus machen, solange Sie hier sind. Es braucht …”
„Eine weibliche Note?” ergänzte Kate trocken.
Nun lächelte er. „Na gut, ich bin ein altmodischer Chauvi. Allerdings ist es in meinem Alter erlaubt – zumindest erzähle ich das immer meiner Frau und meiner Tochter. Bis jetzt habe ich sie noch nicht davon überzeugt. Haben wir heute abend das Vergnügen, daß Sie uns beim Essen Gesellschaft leisten?” fragte er, als er aufstand. „Oder ist Silas so egoistisch, Sie für sich zu behalten? Ich weiß, wie ich mich entscheiden würde”, fügte er augenzwinkernd hinzu.
Kate fand ihn ausgesprochen sympathisch, und sie lachten gerade, als Silas fünf Minuten später zurückkam. Er warf ihnen einen finsteren Blick zu, bevor er in Richtung Arbeitszimmer verschwand.
Kurz darauf traf Kate sich mit ihrem Vater am Tor. Cherry hatte ihn nicht begleiten dürfen, was vielleicht auch besser war, wie Kate sich einredete. Als sie ihren Vater sah, mußte sie nämlich mit den Tränen kämpfen.
„Soviel Theater wegen einer idiotischen Ziege!” grummelte er, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen konnte, daß er erleichtert war, sie wohlauf zu sehen. Ihm zuliebe setzte sie ein fröhliches Lächeln auf und machte ein paar scherzhafte Bemerkungen.
„Die Woche wird für mich schnell rumgehen. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, wie Mum und dir danach zumute sein wird.”
Sofort wurden seine Züge weicher. „Mach dir keine Sorgen um das Mädchen. Wir werden dafür sorgen, daß es ihr gutgeht. Es macht Spaß, sie mit den Hunden zu beobachten. Sie hat ein Talent dafür.”
„Sie ist entschlossen, mit ihrem Hund für die Juniorenausscheidungen im nächsten Jahr zu trainieren”, warnte sie ihn.
„Ja. Ich schätze, sie wird es schaffen.”
Nachdem ihr Vater sich verabschiedet hatte, ging ein Mann in einem Schutzanzug nach draußen, um ihre Sachen zu holen.
Erst als Kate wieder in ihrem Zimmer war, packte sie die Sachen aus. Ganz oben im Koffer lag das gerahmte Foto von Cherry. Nachdem sie es einmal an sich gedrückt hatte, betrachtete sie das lächelnde Gesicht ihrer Tochter. Dabei dachte sie wieder daran, daß sie sie um nichts in der Welt missen wollte, egal,
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