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Rueckkehr nach Connemara

Rueckkehr nach Connemara

Titel: Rueckkehr nach Connemara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Wood
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er so störrisch? Eigentlich müsste er sich entschuldigen und zugeben, dass ich eine ganz normale, anständige Frau bin und nicht so unmoralisch, wie er es mir die ganze Zeit unterstellt hat, überlegte sie. Aber eines Tages würde er es selbst merken. Sie musste ihm wahrscheinlich Zeit lassen.
    Nachdem sie Conor versorgt und ins Bett gelegt hatte, bereitete sie das Dinner zu.
    Bei jedem Geräusch bekam sie Herzklopfen und eilte ans Fenster. Doch Lorcan kam nicht zurück, und Kathleen wurde immer nervöser. Sie kam sich vor wie ein Teenager beim ersten Rendezvous.
    So sehe ich auch aus, schoss es ihr durch den Kopf, als sie einen Blick in den Spiegel über dem Kamin warf. Es war schon lange her, dass sie ein Kleid getragen hatte. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, warum sie sich an diesem Abend eins angezogen hatte.
    Wahrscheinlich war ich der Meinung, es könnte nicht
    schaden, ein bisschen nett auszusehen, versuchte sie sich einzureden. Nett war jedoch die falsche Umschreibung, wie sie sich eingestand. Das Haar fiel ihr in schwarzen Wellen offen über die Schultern, sie wirkte ausgesprochen sexy. Jetzt war ihr klar, warum Bridget so überrascht gewesen war.
    Wenn es sogar ihre Freundin gemerkt hatte, wie hatte sie dann auf Lorcan gewirkt? Vielleicht befürchtete er, sie würde sich auf ihn stürzen, und war vorsichtshalber verschwunden.
    Beunruhigt sah sie auf die Uhr. Das Pub hatte schon längst geschlossen. Kathleen stellte sich ans Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Wo mochte er sein?
    Plötzlich erinnerte sie sich, dass er schon einmal eine ganze Nacht weggeblieben war, vor acht Jahren, als er aus dem seelischen Gleichgewicht geraten war.
    Hatte er etwa Decs Familie mit seiner eigenen verglichen?
    Hatte er daran gedacht, was an dem Abend passiert war?
    Kathleen ließ die Ereignisse von damals Revue passieren.
    Lorcan hatte erklärt, dass sein Vater achtzehn Jahre lang seine Frau betrogen hatte. Mrs. FitzGerald stürzte hysterisch aus dem Raum, um Seamus zur Rede zur stellen. Als der Streit seiner Eltern eskalierte, nahm Lorcan seine Wetterjacke und eilte in die stürmische Winternacht hinaus.
    Im Nachthemd lief Kathleen hinter ihm her zur Tür hinaus, um ihn zurückzuhalten. Aber er ignorierte sie und verschwand in der Dunkelheit. Innerhalb weniger Sekunden war Kathleen völlig durchnässt und zog sich ins Haus zurück. Sie hoffte, er würde in dem schrecklichen Wetter nicht lange draußen umherlaufen. . Doch kurz vor Morgengrauen war er immer noch nicht wieder da. Sie und ihre Mutter hatten nicht schlafen können und schweigend ihre Sachen gepackt. Und die ganze Zeit heulte der Sturm wie ein Unheil verkündender Geist ums Haus.
    Als Kathleen männliche Stimmen in der Küche hörte, wurde ihr klar, dass Seamus einen Suchtrupp organisierte.
    Vielleicht war Seamus vor Sorge und Müdigkeit unvorsichtig geworden, vielleicht hatte ihn auch eine Sturmbö oder eine hohe Welle erfasst. Jedenfalls hatte Kathleen später erfahren, dass man Lorcan am Lettereen Point gefunden hatte, mit seinem toten Vater im Arm.
    Ohne Lorcan noch einmal gesehen zu haben, hatte Kathleen mit ihrer Mutter das Haus verlassen. Später erzählte Harry ihr, es sei das Gerücht aufgekommen, Lorcan habe seinen Vater im Streit die Felsen hinuntergestoßen. Nach den Ereignissen jener Nacht hatte Lorcan Ballykisteen verlassen.
    Kathleen versuchte, sich in seine damalige Lage zu versetzen.
    Er hatte immer so unabhängig und unangreifbar gewirkt. Jetzt wusste sie es besser. Es war ihm sicher schwer gefallen, alles aufzugeben, woran sein Herz hing, seine Mutter, seine Heimat und den Ort, wo sein Vater begraben war. Sie konnte seinen Wunsch verstehen, nicht noch einmal wegzugehen, aber sie hatte auch Angst vor der Zukunft.
    Nachdenklich machte sie Lorcans Bett. Plötzlich hielt sie mit dem Kopfkissen in der Hand inne. Vielleicht war er
    ausgegangen, um sich wie Harry zu betrinken und den Kummer zu vergessen. Vor lauter Sorgen und auch vor Ekel erbebte sie.
    Sie wollte nicht wieder angeschrien werden. Und sie wollte nicht hinter einem betrunkenen Lorcan her sauber machen, auch wenn er in nüchternem Zustand sexy und begehrenswert war.
    Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Vorsichtshalber würde sie die Schlafzimmertür abschließen. Als ihr Blick auf die Videos fiel, die auf dem kleinen Tisch lagen, nahm sie sie kurz entschlossen mit. Damit konnte sie sich die Zeit vertreiben.
    Mit einem Becher heißen Kakao setzte sie sich

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