Rueckkehr nach Connemara
ich zu meiner Verteidigung vorzutragen habe. Vergessen wir fürs Erste die Liste, wenn sie dich so sehr beunruhigt. Das kann später auch noch erledigt werden. Setzen wir uns ins Wohnzimmer?"
Er zuckte die Schultern, als wäre es ihm völlig egal, und nahm einen Ordner von Harrys Schreibtisch. Nachdem Kathleen Conor gewaschen hatte, folgte sie Lorcan mit dem Kind durch die Halle in den schönen Raum.
Lorcan machte es sich auf dem stilvollen Sofa bequem und blätterte in dem Ordner. Man könnte beinah glauben, wir seien eine Familie. So könnte es wirklich sein, vielleicht brauchten wir nicht unbedingt eine Familie zu sein, aber zumindest Freunde, überlegte sie. Doch dann gestand sie sich ein, dass sie sich selbst etwas vormachte. Sie wollte mehr.
Nachdem sie ihren Sohn auf den Perserteppich gesetzt hatte, blickte sie sich mit zuversichtlicher Miene im Zimmer um.
"Überlegst du, was das alles wert ist?" fragte er ironisch.
Kathleen wollte sich von seinem Sarkasmus nicht entmutigen lassen. Er würde noch begreifen, dass er ihr vertrauen konnte.
"Davon habe ich sowieso keine Ahnung", erwiderte sie lachend. "Es gefällt mir, das ist alles. Machst du bitte Feuer im Kamin?"
Er zögerte kurz. Dann legte er Papier, Kleinholz und Torf in den Kamin, und wenige Minuten später erfüllte wunderbarer Duft den Raum.
Plötzlich ging Conor auf seinen kleinen, wackeligen
Beinchen zu Lorcan hinüber und packte ihn am Arm. Dabei sah er ihn feierlich an. Lorcan streichelte ihm geistesabwesend den Kopf, bis der Kleine kurz entschlossen auf seinen Schoß kletterte. Kathleen wagte kaum zu atmen, während die beiden eine Zeit lang schweigend in die lodernden Flammen blickten.
So könnte es immer sein, dachte sie wehmütig und
verkündete: "Ich ziehe mich rasch um. Kannst du so lange auf Conor aufpassen? Ich möchte Dec und seine Familie bitten, für eine Stunde zu uns zu kommen."
Unvermittelt drehte er sich zu ihr um. "Zieh dir für ihn meinetwegen dein bestes Kleid an. Aber ich habe etwas anderes vor", antwortete er und kniff die Lippen zusammen.
"Bleib bitte hier, Lorcan", bat sie ihn freundlich. "Du wolltest einen Beweis, und den sollst du haben. Du kannst dich selbst überzeugen, wie sehr Declan seine Frau liebt."
"Ich weiß nicht, was du vorhast, aber okay." Mit finsterer Miene setzte er Conor auf den Boden und beobachtete sie eifersüchtig, während sie telefonierte.
Dann zog er die Augenbrauen zusammen und versuchte, sich auf die Rechnungen zu konzentrieren, die er bezahlen sollte.
Aber Kathleens Unterhaltung mit Declan interessierte ihn viel mehr.
Sie hört sich total begeistert an, schoss es ihm durch den Kopf. Ihr Liebhaber freute sich offenbar genauso wie sie, denn sie war richtig glücklich, nachdem sie das Gespräch beendet hatte.
"Ich bin gleich wieder da." Singend eilte sie aus dem Raum.
Lorcan biss ärgerlich die Zähne zusammen. Am liebsten wäre er hinter ihr hergelaufen und hätte ihr ins Gesicht gesagt, was er von Frauen hielt, die sich mit verheirateten Männern einließen.
Aber erst wollte er sich Declan vornehmen. Der Mann kann froh sein, wenn ich ihm nicht einfach einen Kinnhaken versetze, dachte Lorcan.
Plötzlich legte ihm Conor die Händchen auf die Knie und sah ihn mit Kathleens dunklen Augen an. Der Kleine ist genauso unwiderstehlich wie seine Mutter, schoss es Lorcan durch den Kopf. Er setzte sich auf den Teppich und ließ Con auf sich herumklettern. Kathleen würde es ja nicht merken.
Sie hörte jedoch schon in der Halle das Gekicher und andere seltsame Geräusche. Um die beiden nicht zu stören, lehnte sie sich an den Türrahmen. In ihren Augen schimmerte es feucht, als sie beobachtete, wie er Conor in die Luft hob. Unter seinem Hemd dehnten und spannten sich die Muskeln. Lorcan hatte einen herrlichen Körper. Und er drückte ihren Sohn genauso liebevoll an sich, wie sie es immer tat. Mit dieser Geste verriet er Kathleen mehr über sich, als ihm lieb war. Plötzlich entdeckte er sie.
"Ach, da bist du ja wieder." Er hörte sogleich auf, mit Conor zu spielen, und setzte sich wieder aufs Sofa.
Dann betrachtete er sie genauer. In dem knöchellangen goldfarbenen Kleid sah sie ganz bezaubernd aus. Er ließ den Blick langsam über ihren schlanken Hals, den tiefen Ausschnitt und ihre verführerischen Rundungen gleiten.
Sie ließ sich graziös auf den Teppich sinken. "Ja, Lorcan", erwiderte sie freundlich und beschäftigte sich mit ihrem Sohn.
"Lädst du Declan oft zu dir ein?" fragte Lorcan
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