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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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dringend geölt werden müssen. Es handelte sich um ein altmodisches rotes Damenfahrrad ohne Gänge mit Weidenkorb am Lenker, wie betagte Leute es oft besaßen. Nicht dass Bernie alt gewesen wäre; Kate schätzte sie nicht älter als ihre Mutter. Sie transportierte die Zeitungen, die Bernie im Postamt ausgedruckt hatte, wo sich der einzige Drucker im Ort befand, in Satteltaschen.
    Die Polizeikolumne dieser Woche lautete folgendermaßen:
    Mann ruft garda , weil seine Frau immerzu in der Bucht schwimmen will. Er fürchtet, dass sie ein selkie , eine Mischung aus Mensch und Seehund, ist. Garda sagt, er kann sich glücklich schätzen.
    Frau behauptet, eine Fee hat ihren Brunnen verhext. Wenn sie versucht, einen Eimer mit Wasser hochzuziehen, reißt jedes Mal das Seil. Garda sagt, sie verletzt Eigentumsrechte der Feen und sollte Nutzungsgebühr zahlen. Der Preis liegt bei einem Euro, denn auch die Gemeinschaft der Feen spürt die Folgen der Inflation.

    Als Bernie erwähnt hatte, sie könne Hilfe beim Austragen der Zeitungen gebrauchen, weil die Vorbereitungen für das St.-Brendan-Fest recht zeitintensiv seien, war Kate zur Stelle gewesen. Nun hob Kate an diesem schönen Tag mit blauem Himmel das Gesicht in die Sonne und genoss die Wärme auf ihren Augenlidern und Wangen.
    An der Abzweigung nach Kinnabegs bombardierte eine Meute ziemlich magerer Kinder sie hinter einer Mauer hervor mit Schlammbällen. »Hey, hört auf mit dem Quatsch!«, rief sie.
    »Hey, hört auf mit dem Quatsch!«, äfften sie sie nach. »Scheißfremde!«
    Kate sprang vom Rad. »Das war ziemlich ungezogen!«, rügte sie die Bengel, was diese nur noch lauter lachen ließ. Vielleicht spürten sie, dass sie es ohnehin nicht übers Herz gebracht hätte, sie zu versohlen. Sie flüchteten über die Heide. Kate wusste aus eigener Erfahrung, wie gemein solche Rangen werden konnten, wenn sie sich langweilten, und verstand diese Aktion als späte Strafe für ihre früheren Missetaten – stumme Anrufe, Sturmklingeln und vandalistische Aktionen wie zum Beispiel das Köpfen der nachbarlichen Dahlien. Dass nun auch noch ein knurrender Border Collie auf sie zuschoss und nach ihren Knöcheln schnappte, hielt sie allerdings für übertrieben.
    »Sitz«, wies sie ihn mit fester Stimme an. Ohne Erfolg. Der Hund jagte weiter hinter ihr her – verstand er nur Gälisch? -, bis sein Besitzer, der wie alle anderen hier Tweedkappe und Pullover trug, rief: »Komm, Jack, an die Arbeit. Lass das Mädchen in Ruhe.« Und an Kate gewandt: »Tut mir leid, er hat Sie wohl für ein Schaf gehalten.«

    Na, danke , dachte sie. Das Tier war das genaue Gegenteil von Fergus, ein Köter, dem es bestimmt Spaß machte, seine Zähne in die Waden nichtsahnender Opfer zu schlagen. Sie hätte schwören mögen, dass das Vieh sie hämisch angrinste, bevor es zu seinen Schafschützlingen zurücktrottete.
    Die atemberaubend schöne Landschaft steckte voll unerwarteter Gefahren. Ein Großteil der Gegend war, weil zu felsig oder zu weit vom Meer weg, um Baulustige anzulocken, unbewohnt. Kate begann zu träumen; neue Unterwäscheentwürfe fielen ihr ein. Hätte sie doch nur ihren Skizzenblock dabeigehabt!
    Die Haare im Wind flatternd, die Gedanken auf Nähte und Verzierungen gerichtet, rollte sie hügelabwärts und landete so unvermittelt in einem Schlagloch, dass es ihr fast den Lenker aus der Hand riss. Sie spürte, wie sie nach vorn geschleudert wurde; im allerletzten Augenblick gelang es ihr abzuspringen, so dass sie mit einem aufgeschürften Knie davonkam. Sie stand zitternd auf. Zum Glück war bei dem Sturz nichts von ihrer Fracht unwiederbringlich verloren gegangen. Die sorgsam verschnürten Zeitungsbündel warteten nur darauf, von der Straße aufgesammelt und ausgeliefert zu werden.
    Kate holte tief Luft; für einen Vormittag hatte sie wahrhaft genug Abenteuer erlebt. Von jetzt an würde sie den Blick nicht mehr von der Straße wenden. Sie packte die Zeitungen ein und machte sich auf den Weg, um sie in die Briefkästen zu stecken, von denen manche mit Blumen oder Fischen bemalt waren, während andere nur silbern oder orangefarben leuchteten. An einer Kreuzung blieb sie stehen und warf einen Blick auf Bernies Liste: nur noch zwei Adressen.

    Da schoss wie aus dem Nichts ein Lieferwagen um die Ecke, ganz knapp an ihr vorbei. Kate hörte ein Hupen und nahm aus den Augenwinkeln eine verärgerte Geste und ein überraschtes Gesicht wahr – der Mann vom Klippenweg.
    Wahnsinniger , dachte sie. Beinahe

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