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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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zu entziffern, um mehr über den Seelenzustand ihrer Tochter zu erfahren.
    Das ist die Geschichte aus meiner Sicht , stand da.
    Aileen glaubte nicht, dass Rosheen alt genug für eine eigene Geschichte war, aber es hatte schon deutlich bessere Zeiten gegeben, von denen Fotoalben mit Eselsohren und verblichene Bilder in den Wohnzimmerregalen zeugten. Manchmal, spät in der Nacht, wenn alle anderen schliefen, blätterte Aileen die Schnappschüsse dieser glücklichen Momente durch – Rosheen auf ihrem ersten Fahrrad, ihr erster
Geburtstag, das feis -Kostüm, mit dem sie im Alter von vier Jahren den ersten Preis gewonnen hatte.
    Aileen betrachtete seufzend die Kleiderhaufen in Rosheens Zimmer. Heutzutage trug ihre Tochter nicht mehr die hübschen Röcke und Blusen ihrer St.-Agnes-Uniform. Rosheen sagte, sie habe die Nase voll von der Schule, obwohl sie intelligent genug gewesen wäre weiterzumachen. Bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr hatte sie immer gute Noten gehabt, danach waren ihre schulischen Leistungen schlechter geworden. Aileen hatte gedroht und ihr gut zugeredet – ohne Erfolg.
    In der vergangenen Woche hatte Rosheen sich offenbar weitere Stringtangas zugelegt. I love my cabana boy , stand auf einem der winzigen Stoffstücke. Na, toll. Aileen wusste nicht, was sie an den Dingern fand – sie waren unbequem und schlüpften in die Pospalte, und das alles nur, damit sich die Slipränder nicht unter der Hose abzeichneten. Am Haken hinter der Tür hing ein Büstenhalter mit Zebramuster. Ihre Tochter nannte die Unterwäsche einer Stripperin ihr Eigen.
    Aileen legte Jeans, Shirts und Slips zusammen. Diese meditative Tätigkeit schenkte ihr Trost und gab ihr Gelegenheit, ihrer Tochter einen Liebesdienst zu erweisen. – Rosheen interpretierte das jedoch vermutlich anders, denn die ordentlich zusammengelegten Kleidungsstücke wirkten wie ein Vorwurf. Diese Sachen sind ordentlich. Anders als du. Vielleicht würden sie ihr aber auch gar nicht auffallen, weil sie schon bald unter Laken (Rosheen machte ihr Bett grundsätzlich nicht) und schmutziger Kleidung verschwanden. Aileen mutmaßte, dass sie am Ende doppelt so viel Wäsche wusch wie eigentlich nötig, weil Rosheen nicht mehr zwischen
schmutzig und sauber unterscheiden konnte und einfach alles in den Korb mit der Schmutzwäsche warf.
    Da entdeckte Aileen ein in Silberfolie eingeschweißtes Päckchen auf dem Boden, wahrscheinlich das Erkältungsmittel, das Aileen in der Apotheke von Kinnabegs für sie besorgt hatte. Sie hob es auf, um es auf den Frisiertisch zu legen, wo immerhin die Chance bestand, dass sie es fand.
    Nein, es handelte sich um ein Empfängnisverhütungsmittel, stellte sie überrascht fest. Ein weiterer Beweis für die Distanz zwischen ihr und ihrer Tochter. Im Ort oder auch nur in der Gegend hätte sie sich das nicht besorgen können. Wo dann? In Galway? Und mit wem schlief sie? Mit diesem Lümmel Ronnie etwa? Hoffentlich nicht!
    Da betrat Rosheen das Zimmer. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie sah, was Aileen in der Hand hielt, doch dann nahm ihr Gesicht wieder seinen üblichen mürrischen Ausdruck an. »Warum wühlst du in meinen Sachen rum?« Sie entriss ihr das Päckchen.
    »Ich hab versucht, die saubere Wäsche irgendwo abzulegen, und da sind die Stapel hier eingestürzt«, antwortete Aileen. »Woher hast du das?«
    Schweigen.
    »Antworte mir«, forderte Aileen sie auf. »Es sei denn, du möchtest einen Monat lang sonntags Zimmerarrest.«
    »Bedeutet das, dass ich nicht in die Kirche muss?«
    »Lass das altkluge Gerede.«
    »Wolltest du nicht immer eine kluge Tochter?« Rosheen sah sie herausfordernd an.
    »Du weißt ganz genau, was ich meine. Ich kann Reenas Mutter fragen. Die gibt mir sicher eine Antwort.«

    »Wage es ja nicht.«
    »O doch.« Aileen ging in Richtung Flur, wo sich das Telefon befand.
    »Na schön. Aus einer Klinik. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Nicht hier in der Gegend.«
    »Nein, wir mussten mit dem Auto hinfahren.«
    »Hab ich dir das erlaubt?«
    »Hättest du nie. Außerdem muss ich dich nicht fragen. Das ist einzig und allein meine Entscheidung. Dich geht das nichts an.«
    »Ich bin deine Mutter.«
    »Stimmt, aber du bist nicht ich.«
    »Gott sei Dank. Allerdings habe ich gewisse Rechte und Verantwortung dir gegenüber. Das verstehst du nicht. Dazu bist du noch zu jung.«
    »Ich bin kein Kind mehr.«
    »Wenn dein Vater oder Pfarrer Byrne …«
    »Was haben die damit zu tun? Es ist mein Körper. Die beiden müssen sich

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