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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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spürte, dass Aileen etwas Falsches gesagt hatte.
    »Das war keine bewusste Entscheidung von John und
mir«, erklärte Bernie schließlich mit leiser Stimme. »Es ist einfach so gewesen.«
    Die anderen bedachten Aileen mit vorwurfsvollen Blicken.
    »Ich wollte nicht …«, sagte Aileen, die merkte, dass sie zu weit gegangen war.
    »Schon gut.« Bernie nahm eine Fadenrolle aus ihrem Korb. »Das weiß ich.«
    Wurde Bernie jemals wütend auf jemanden? Sie wirkte so gleichmütig und nachsichtig.
    »Kreuzen, drehen, anziehen«, murmelte Oona, wieder ihrer Arbeit zugewandt.
    »Du klingst wie ein Fitnesstrainer«, bemerkte Colleen. »Schaust du Sport im Fernsehen?«
    »Ich? Ach was!«
    »Boxen zum Beispiel ist toll. Manche von den Männern sind super gebaut.« Aileen bemühte sich, ihren Fauxpas wiedergutzumachen.
    Moira hob fragend die Augenbrauen. »Tatsächlich?«
    »Hab ich jedenfalls gehört. Von den Jungs.«
    »Von den Jungs, so, so.«
    »Hast du einen Lover?«, neckte Colleen sie.
    »Schön wär’s.« Aileen gab sich locker, konnte jedoch ihre Unzufriedenheit nicht verbergen. »Ich spreche von meinen Söhnen. Die sehen sich in Galway die Kämpfe über Satellit an.«
    »Klar«, meinte Colleen.
    »Mein Gott, wie die Zeit vergeht«, seufzte Moira mit einem Blick auf die Uhr. »Ich muss heim, sonst macht Cillian sich Sorgen.«

    »Aber wir haben doch gerade erst mit dem Unterricht für Kate angefangen«, protestierte Bernie.
    »Wir können uns ja morgen wieder treffen, am Nachmittag, zu einer Art Spitzenmarathon«, schlug Colleen vor. Die anderen stimmten zu, Aileen allerdings nur halbherzig. »Bernie, du könntest heute Abend noch versuchen, Kate was beizubringen. Sie lernt das sicher im Handumdrehen.«
     
    Sobald die anderen weg waren, holte Bernie ein mit Strohblumen verziertes Nähkästchen aus dem Schrank am oberen Ende der Treppe und stellte es vor Kate hin.
    »So eins hatte ich als kleines Mädchen«, sagte Kate. Von ihrer Mutter, für die ersten Näharbeiten.
    »Tatsächlich?«
    »Meine Mutter hat mir das Nähen beigebracht.«
    »Ich hätte es meine Tochter auch gelehrt. Ich habe viele Dinge gekauft, bevor mir klar wurde, dass John und ich keine Kinder kriegen würden. Die meisten habe ich später verschenkt, nur das hier nicht, warum, weiß ich nicht. Schön, dass es doch noch seine Bestimmung findet.«
    Fergus wedelte mit dem Schwanz.
    »Nein, Fergus«, sagte Bernie. »Was willst du denn mit Nadel und Faden? Du hättest bestimmt zwei linke Pfoten.«
    Er winselte.
    »Aber du darfst zuschauen.«
    Bernie wandte sich wieder Kate zu. »Tja, dann mal los. Eine Blume haben Sie schon, stimmt’s?« Bernie deutete auf die Arbeit, die Kate unter Colleens Anleitung gefertigt hatte. »Jetzt müssen Sie entscheiden, wofür Sie sie verwenden
wollen. Würden Sie gern noch mehr Blumen für ein größeres Stück klöppeln oder mit der einzelnen Blüte lieber einen Kragen oder eine Manschette schmücken?«
    »Oder einen Einsatz«, schlug Kate vor.
    »Warum nicht? Genau das tun wir: Wir verbinden die Spitze mit bereits existierenden Stücken. Mit ein bisschen mehr Ehrgeiz können Sie aus der Spitze ein Gewebe gestalten, zum Beispiel für einen Schal. Ich finde, Sie sind der Schaltyp. Kragen und Manschetten wären zu altbacken für Sie. Wir leben hier in einer Art Zeitblase, wissen Sie? Vielleicht machen Sie uns weltoffener, indem Sie uns etwas Neues zeigen.«
    »Ich bin diejenige, die etwas lernen muss.« Kate runzelte die Stirn, als ihr ein Manöver misslang.
    »Wie Colleen ganz richtig erklärt hat, sind Fehler nicht unbedingt ein Problem«, meinte Bernie. »Manchmal führen sie uns in eine unerwartete Richtung. Wer sagt denn, dass man immer alle Regeln befolgen muss? Vom Muster abzuweichen, kann die interessanteste Lösung sein, auch wenn es anfangs möglicherweise Angst macht.«
    »Danke für den Trost.«
    »Das ist kein Trost, sondern die Wahrheit.«
    Sie arbeiteten, bis das Feuer im Kamin herunterbrannte und ihnen die Augen wehtaten. Obwohl Kates Spitzenblumenwiese am Ende nicht perfekt war, begann sie das darin verborgene Potential zu erkennen. »Vielleicht knacke ich die Nuss doch noch«, sagte sie.
    Bernie lächelte. »Sie lernen schnell.«
    »Ich habe ja auch gute Lehrmeisterinnen«, gab Kate das Kompliment zurück.

    Sie ließen ihre Arbeiten auf dem Tisch liegen, damit der Blick der Frauen am folgenden Tag gleich darauf fallen würde: zarte Gespinste, die ein Windhauch davontragen konnte.

BILD ELF
    Kates Idee
    A m

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