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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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sein.«
    »Wollte er nicht heiraten damals?«
    »Ja. Seine Verlobte hat ihn verlassen. Kann man ihr nicht verdenken. Er war einfach nicht mehr wie früher. Auf den ersten Blick völlig normal, aber die Seele war kaputt. Er spricht kein Wort mehr.«
    Sie schwiegen eine Weile betroffen.

    »Glaubt ihr wirklich, dass uns jemand die Spitzensachen abkauft?«, fragte Moira schließlich.
    »Es gibt nur eine Methode, das rauszufinden«, antwortete Colleen.
    »Was, wenn tatsächlich niemand sie will?«, hakte Aileen nach.
    »Egal.« Bernie zuckte mit den Achseln. »Dann bleiben uns mehr. Außerdem wollen wir doch sowieso nur ein paar Musterstücke machen, oder?«
    »Wie möchten Sie sich nennen?«, erkundigte sich Kate.
    »Uns nennen? Wir sind die Spitzenklöpplerinnen. Und Sie gehören jetzt zu uns«, sagte Bernie.
    »Ich meine zu Geschäftszwecken.«
    »Haben wir denn ein Geschäft?«, fragte Aileen. »Mit den paar Schlüpfern?«
    »Könnte gut sein«, meinte Kate. Die Spitzenarbeiten würden den Frauen möglicherweise ein zusätzliches Einkommen verschaffen, das ihnen das Leben erleichterte. »Die Leute sind heutzutage ganz wild auf handgefertigte Unikate.«
    »Wir brauchen einen peppigen Namen«, überlegte Colleen laut.
    »Peppig«, wiederholten die anderen.
    »Süßes Nichts?«, schlug Oona vor.
    »Ein Hauch von Nichts?«, meinte Moira.
    »Ich glaube, die sind schon vergeben«, gab Kate zu bedenken.
    »Wie wär’s mit ›Das reine Vergnügen‹?«, sagte Bernie.
    Sie dachten darüber nach. »Klingt gut. Ja, warum nicht? ›Das reine Vergnügen‹.«

    »Wie wär’s mit einem Slogan?«, fragte Colleen.
    »Ein Slogan?«, wiederholte Aileen. »Sind wir im Wahlkampf?«
    »Nein, aber wir wollen Aufmerksamkeit erregen«, antwortete Colleen.
    »Stimmt. Werbung ist alles, sagt mein Sohn«, pflichtete Oona ihr bei.
    »Und damit kennt er sich aus. War der Beste im Marketingkurs am Trinity College.«
    »Du wirst dir im Alter keine Sorgen machen müssen, so viel steht fest.«
    »Ich hab seit Wochen nichts mehr von ihm gehört. Er lebt sein Leben, draußen in der großen Welt, weit weg von hier.«
    »Er wird dich nicht vergessen. Lass ihm Zeit.«
    »Kinder müssen hinaus; sie können nicht ewig an unserem Rockzipfel hängen.« Oona wand einen Faden um ihren Finger. »Was ist nun mit unserem Slogan?«
    »Was haltet ihr von ›Spitzenwäsche für jede‹?«, fragte Bernie.
    »Toll!«
    »Der Pfarrer wird sagen, wir kommen in die Hölle«, warnte Aileen.
    »Was für einen Unterschied macht schon eine Sünde mehr?«, meinte Oona. »Ich bin immer noch sauer auf ihn. Gottes Wege sind verschlungen , hat er nach der Operation zu mir gesagt. Der redet sich leicht. Bei seinem Besuch im Krankenhaus hab ich so getan, als würd ich schlafen, und die Hände unter dem Oberbett zu Fäusten geballt, damit ich ihm keine scheuere.«

    »Gegen welches Gebot verstoßen wir eigentlich?«, erkundigte sich Moira.
    »Du sollst deine Unterwäsche nicht in der Öffentlichkeit zeigen?«, schlug Kate vor.
    Sie mussten lachen.
    »Was geht es Pfarrer Byrne an, wenn wir versuchen, uns an unseren BH-Trägern aus dem Sumpf zu ziehen?«
     
    Als Oona an jenem Abend nach Hause kam, war ihr Vater bereits im Bett. Das Akkordeon ruhte auf dem Stuhl neben der hinteren Tür. Oona schüttelte resigniert den Kopf. Er hatte also erneut für die Hühner gespielt, obwohl sie ihn immer wieder bat, sie nicht damit zu erschrecken, weil sie dann nicht mehr legten, doch er hörte nicht auf sie.
    Sie tanzen gern , behauptete er. Gönnen wir ihnen doch dieses kleine Vergnügen. Und die Zaunkönige und Lerchen und Krähen kommen auch, um zu lauschen.
    Klar , sagte sie, du kriegst sicher bald die Goldene Schallplatte der Vogelmusik. Einen Fanklub gibt’s wahrscheinlich schon. Wie werden sie dich nennen? Vogelmann?
    Ich habe eine Gabe.
    Ja, die, mich zum Wahnsinn zu treiben , pflichtete sie ihm bei und fügte hinzu: Aber jammer mir nichts vor, wenn’s zum Frühstück keine Eier gibt.
    Ich stör die Hühner nicht, sondern die cluricans, die in der Nacht in den Stall schleichen und die Eier stehlen.
    Schieb nicht den Kobolden die Schuld in die Schuhe, Da. Die lassen sich das nicht gefallen.
    Kennst du sie besser als ich? Du glaubst einfach an nichts mehr, mein Mädchen.

    Stimmte das? Hatten die Jahre und der Krebs sie verändert und zynisch gemacht?
    Sie hatte die Wände des Stalls verstärkt, nachdem in der vergangenen Woche ein Fuchs eingedrungen war. Vielleicht mochte der nicht nur

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