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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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zwinkerte ihr zu. »Keine Sorge.«
     
    Als Kate das Haus erreichte, war sie fast froh, dass in der Auffahrt kein Wagen stand und niemand auf ihr Klopfen reagierte, weil sie Bernies Kuppelversuche erahnte. Das Letzte, was sie jetzt wollte, waren Liebesverwicklungen. Sie lugte durchs Fenster, sah eine Gitarre, ein Klavier, einen kalten Kamin. Im Anbau befanden sich Reihen von Töpfen, in den Farben der Gegend glasiert – Blau und Lavendel, Grau und Cremefarben, Grün und Umbra. Offenbar stammte die Schale, die ihr bei Bernie so gut gefallen hatte, aus seiner Hand. Und in der Ecke stand eine wunderschöne Skulptur, ein Frauentorso.
    »Wollen Sie einbrechen?«, rief Niall Maloney ihr zu, der gerade mit dem Rad vorbeifuhr.
    Kate, die ihn nicht hatte kommen hören, schlug vor Schreck eine Hand an die Brust. »Sie sollten sich abgewöhnen, sich so anzuschleichen.«
    »Meine Tochter wohnt ein Stück weiter die Straße rauf. Soweit ich das beurteilen kann, bin ich hier nicht der Einzige, der sich anschleicht«, neckte er sie. In dem Korb an
seinem Lenker lag eine Tüte mit Fleischküchlein, deren Fett das Papier durchtränkte. Der Geruch erinnerte Kate an ihre irische Großmutter und ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Hier«, sagte Niall und reichte ihr eines, obwohl sie den Kopf schüttelte. »Nehmen Sie ruhig.«
    Sie biss davon ab. Lus Küchlein waren größer gewesen, wie die ihrer Großmutter, und voller Kartoffelstückchen – ihre Vorfahren hatten sich nichts anderes leisten können. Das Fleisch war erst später dazugekommen, als sie die Schufterei in den Minen hinter sich und Jobs über Tage hatten, bei der Elektrizitätsgesellschaft. Ihr Großvater hatte sich von der Poststelle nach oben gearbeitet, ihre Mutter als Erste die höhere Schule besucht. Und die Minen waren mittlerweile stillgelegt.
    Vom Meer kam Wind auf, der Gras und Lupinen niederdrückte und wieder losließ, immer das gleiche alte Spiel.
    »Was führt Sie hierher?«, erkundigte sich Niall. »Wollen Sie ein getöpfertes Souvenir kaufen?«
    »Ich suche nach Sullivan Deane.«
    »Nach dem suchen alle Frauen.« Er zwinkerte ihr zu. »Der Glückliche.«
    »So war das nicht gemeint …«
    »Nicht? Schade, ich hatte auf ein bisschen Klatsch gehofft.«
    »Bernie hat mich gebeten, ihn aufzusuchen«, erklärte sie lächelnd. »Wegen seinem Computer.«
    »Wozu braucht sie denn den?«
    »Für ein Projekt der Spitzenklöpplerinnen.«
    »Sie sucht also Anschluss an die Moderne?«

    »So ähnlich.«
    »Mein Enkel kennt sich aus mit Computern, arbeitet für ein Software-Unternehmen in Dublin. Ich verstehe kein Wort, wenn er darüber redet. Aber er ist erfolgreich. Bei seinem letzten Besuch an Weihnachten hat er in seinem tollen Schlitten eine Spritztour mit mir gemacht. Die Jungen kommen nicht mehr oft nach Hause – deshalb wundert’s mich, dass es Sie hierherverschlagen hat. Wie gefällt Ihnen unser kleiner Ort?«
    »Er ist hübsch.«
    »Finde ich auch. Ich bin schon mein ganzes Leben in Glenmara und würde nirgendwo sonst sein wollen. Es ist wichtig, eine Heimat zu haben, einen Ort, wo die Leute einen kennen.« Er kratzte sich am Kinn, an dem silberne Bartstoppeln sprießten. »Sie sind aus Seattle, stimmt’s? Stammt Ihre Familie ursprünglich aus Irland?«
    »Ein Teil davon.«
    »Deshalb scheinen Sie sich hier so zu Hause zu fühlen.«
    »Das fällt nicht schwer. Alle haben mich mit offenen Armen empfangen.« Fast alle; sie musste an Aileen und Pfarrer Byrne denken. »Wissen Sie, wo Sullivan steckt?«
    »Ich glaube, er ist zum Markt in Kinnabegs gefahren, seine Töpferwaren verkaufen.«
    »Ist das weit weg?«
    »Mit dem Fahrrad eine halbe Stunde die Küste entlang. Dort gibt’s mehr Touristen als hier, wenn auch nicht viele«, antwortete er. »Ist einer der schönsten Landstriche der Gegend.«
    Sie dankte ihm. Wenn sie schon Sullivan Deane nicht fand, würde sie immerhin die Landschaft besser kennenlernen.
Vermutlich sah die Gegend noch immer so aus wie vor Jahrhunderten: hin und wieder ein Steinmäuerchen, das die Hügel durchschnitt, Monumente für vergessene Götter, ein Pferd auf einem Feld voll Butterblumen. Mit dem Wind und den Rädern des Drahtesels vor sich hin summend, machte sie sich auf den Weg zum Meer.
     
    Kate umrundete die Bucht mit den grünen, blauen und roten Booten, von denen manche für Ausflüge zu den Klosterruinen vor der Küste warben. Ein Mann sang beim Netzeflicken auf Gälisch vor sich hin, eine Kappe auf den krausen

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