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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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Haaren, die Haut runzlig wie die einer Trockenfrucht. Ein anderer verkaufte Muscheln aus dem Eimer. Auf dem Platz drängten sich Marktstände mit Tee, Eingemachtem und den für die Gegend üblichen Handarbeiten – keine davon so fein wie die der Spitzenklöpplerinnen. Kate hielt Ausschau nach Sullivan Deanes Markise. Ja, da war sie, neben einem Stand mit örtlichen Spezialitäten, Käse mit Schnittlauch, Rosmarin und Pfeffer. Deanes Keramiken bewachte eine kurvenreiche Blondine – Kate hatte noch nie eine Frau mit so schmaler Taille gesehen -, die mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen schien als die Waren.
    »Suchen Sie Sullivan?« Sie musterte Kate mit einem Blick, der verriet, dass sie ihn gut kannte. »Den haben Sie gerade verpasst. Er ist im Pub. Da schaut er noch manchmal vor der Heimfahrt vorbei.« Ihr Lächeln ließ darauf schließen, dass Kate nicht die erste Frau war, die nach ihm fragte.
    »Ich will nicht …«, begann Kate zu erklären, besann sich dann jedoch eines Besseren. Was machte es schon, wenn alle glaubten, sie sei hinter Sullivan Deane her?

    Ihr Blick fiel auf einen hinter einem Stand geparkten Lieferwagen – derselbe, der sie einige Tage zuvor fast überfahren hatte. Der Mann von den Klippen, na klar. Sie hatte gemischte Gefühle beim Gedanken an eine weitere Begegnung mit ihm, empfand sowohl Vorfreude als auch Verärgerung, obwohl sie ihn nur fragen wollte, ob sie seinen Computer benutzen dürften.
    Sie fuhr die kopfsteingepflasterte Straße in die Richtung, die die junge Frau ihr beschrieben hatte, und stellte das Rad vor einem Pub mit dem hübschen Namen »The Hungry Gull« – »Die hungrige Möwe« – ab. Jemand war so umsichtig gewesen, die Worte für die Touristen in Englisch auf das Schild zu pinseln. Kate glättete Rock und Haare, bevor sie eintrat. Um diese Zeit waren nur fünf Gäste im Lokal. Der der Tür am nächsten Sitzende hob den Blick.
    Der Mann von den Klippen. Mit den schwarzen Ledersneakers, der Jeans, dem Fischerpullover, den strubbeligen Haaren und dem Bartschatten sah er aus wie ein Bohèmien. »Na, sind Sie wieder vom Berg runter?«, begrüßte er sie.
    Sie holte tief Luft, bevor sie antwortete – nicht etwa, weil sie außer Atem gewesen wäre. »Scheint so«, sagte sie und fügte als Verweis darauf, dass er sie wenige Tage zuvor fast umgefahren hätte, hinzu: »Obwohl es auf den Straßen mindestens genauso gefährlich zugeht.«
    Er lehnte sich grinsend auf seinem Stuhl zurück. »Hab ich Sie erschreckt?«
    »Ich würde das anders ausdrücken.«
    »Und wie?«
    »Sie hätten mich beinahe umgebracht.«

    »Die Straßen wirken schmaler, als sie tatsächlich sind. Es war genug Platz für uns beide.« Er zuckte mit den Achseln.
    »Sagt sich leicht, wenn man sicher im Auto sitzt.«
    »Suchen Sie jemanden?«, fragte er.
    »Ja. Kennen Sie zufällig einen Sullivan Deane?«
    »Der bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich würde gern was von Ihnen ausleihen …«, begann sie unsicher. Er hatte so ein strahlendes Lächeln, und die Grübchen um seinen Mund …
    »Was darf’s denn sein?«
    »Ihren Laptop«, stotterte sie.
    »Wenn’s weiter nichts ist. Ich hatte schon auf mehr gehofft.«
    »Bernie schickt mich. Sie sagt, Sie hätten den einzigen Computer in Glenmara.«
    »Aber ohne Internetanschluss. Gut, dass Sie mich hier erwischen. Tolle Sache, dieses W-LA N.« Er bot ihr seinen Stuhl an und streifte dabei ihren Arm. »Eigens eingerichtet für Touristen wie Sie.«
    »Ich bin keine Touristin, sondern eine Reisende. Das ist ein Unterschied.« Sie spürte seine Berührung immer noch, als sie sich setzte, um die Bilder von den Spitzensachen von ihrer Kamera auf seinen Laptop zu laden.
    »Reisende sind Herumziehende oder Zigeuner. Und wie eine Zigeunerin sehen Sie nicht aus.«
    Warum nicht? Sie hätte bei William bleiben und mit ihm die Küste entlangfahren können. »Ich mache eine Reise, das ist alles.«
    »Mit welchem Ziel? Doch sicher nicht Glenmara, oder?«

    »Warum nicht?«
    »Der Nabel der Welt ist es nicht gerade.«
    »Fürs Erste habe ich genug von Trubel und Städten. Sie offenbar auch.«
    »Ja.« Mehr war ihm nicht zu entlocken.
    Sie vermutete, dass seine Zurückhaltung etwas mit der von den Spitzenklöpplerinnen erwähnten Tragödie zu tun hatte.
    »Haben Sie eigentlich einen Namen?«, fragte er unvermittelt. »Oder sind Sie wie eine Figur aus einem existentialistischen Roman?«
    »Ich heiße Kate.«
    »Wie aus Der Widerspenstigen Zähmung ?«
    »Wie in

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