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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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Treffen der Spitzenklöpplerinnen in vollem Gange. Ich hatte so viel damit zu tun, mir die Technik anzueignen und mich mit allen zu unterhalten, dass ich das wohl vergessen habe. Außerdem hätte ich nicht geglaubt, ihn jemals wiederzusehen.«
    »Und doch ist es geschehen.«
    »Ja.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«
    »Ich hab nur gerade gedacht, wie merkwürdig das Leben manchmal spielt. Scheint fast so, als würde man die Dinge, die man sich am sehnlichsten wünscht, am wenigsten kriegen. Und wenn man sie dann vergisst, sind sie plötzlich da.«
    »Eine wichtige Lektion im Leben, habe ich festgestellt«, meinte Bernie. »Klingt ganz so, als könnten Sie unseren Sullivan Deane gut leiden.«
    Kate lächelte verschwörerisch. »Ja, sogar sehr.«
     
    Als Kate nach oben gegangen war, bürstete Bernie ihre Haare und betrachtete durchs Schlafzimmerfenster den wolkenverhangenen Mond. Spielte er blinde Kuh? Bernie lächelte. Sie hatte immer schon eine lebhafte Phantasie gehabt. In der Nacht sah alles anders aus. Die Wahrnehmung spielte einem Streiche, verwandelte Weißdornbüsche in
Riesen, Johannesbeersträucher in Trolle, Disteln in Feen. Welche Angst sie sich als Kind manchmal selbst eingejagt hatte!
    Die Spitzenunterwäsche hing über einem Stuhlrücken; das Gewebe schimmerte im Dämmerlicht. Was für ein hübsches Rosenmuster! Kate hatte sofort gewusst, dass das zu ihr passte. Sie besaß Gespür. Bernie fragte sich, warum sie zu Hause in den Staaten nicht erfolgreicher gewesen war mit ihren Entwürfen. Schicksal. Möglicherweise entpuppte sich Kates Aufenthalt in Glenmara als Geschenk, das ihnen allen zugutekam. Es schien, als wäre sie immer schon da gewesen. Bernie konnte nur hoffen, dass Kate es genauso empfand.
    Sie ließ die Finger über die Spitze gleiten, über die aufwändig gearbeiteten Blütenblätter in Rosa- und Rottönen und einer Spur Grün. Die Blumen bedeckten fast den gesamten Stoff außer dem Bund und den Trägern. Vielleicht würde sie ein Nachthemd mit demselben Muster fertigen und am Ende eine ganze Schublade voll mit solchen schönen Sachen ihr Eigen nennen.
    Wenn John doch nur da wäre, um sie zu sehen!
    Eine Nebelwand schob sich vom Meer herein; ein Ausläufer erreichte den Garten. Bernie schloss das Fenster nicht ganz, weil sie die kühle Luft auf ihren Wangen fühlen wollte, die Nähe ihres Mannes, der in der Ecke des Gartens neben dem hinteren Tor gestürzt war. Als Fergus sie aus dem Haus geholt hatte, war ihr sofort klar gewesen, dass etwas nicht stimmte. John, ausgestreckt auf dem Boden, Kappe und Brille schief, der Strauß Wildblumen – Lupinen, Gänseblümchen, ein paar Farnwedel -, den er ihr hatte mitbringen
wollen, im Gras verstreut. Sie hatte seinen Namen gesagt, wieder und wieder, als schliefe er, und sie müsste ihn nur wecken. John, John. Und sie hatte den Kopf an seine Brust und seine Lippen gelegt, um auf seinen Puls und seinen Atem zu lauschen. Ohne etwas zu hören.
     
    Bernie lag im Bett und starrte die Decke an. Sie war nicht traurig, nein, das hatte sie hinter sich, aber sie vermisste ihn. Sie fühlte sich wie ein Puzzle, bei dem ein wesentliches Teil fehlte. In der Nacht war dieses Gefühl am schlimmsten, weil nichts sie ablenkte und ihre Gedanken sich im Kreis drehten – dass sie nicht genug Geld zum Leben haben könnte, dass sie allein war. Ein paar Tränen rollten ihre Wangen hinunter.
    Ein Windstoß blähte die Vorhänge. Fergus, der zu ihren Füßen vor sich hin geschnarcht hatte, hob winselnd den Kopf und schaute in Richtung Fenster.
    »Was ist, alter Junge?«, flüsterte sie. Witterte er einen Fuchs oder ein Kaninchen im Garten? Menschen hatten sich in der Nacht noch nie in Glenmara herumgetrieben; trotzdem verschloss Bernie, Aileens Rat folgend, seit sie allein war, immer alle Türen, bevor sie ins Bett ging.
    »Ist da jemand?«, rief sie.
    Keine Reaktion. Nun, ein Einbrecher würde sicher nicht antworten.
    Stille. Niemand da außer ihr selbst.
    Wieder ein Windstoß. Vielleicht zog ein Gewitter herauf. In diesem Frühjahr hatten sie bereits eine ganze Reihe heftiger Stürme erlebt. Bernie stand fröstelnd auf, um das Fenster zu schließen. Warum war es nur so kalt? – Zu kalt für diese
Jahreszeit. Sie konnte ihren Atem in der Luft sehen, als sie zum Schrank ging, um Decken zu holen.
    Da spürte sie ihn hinter sich.
    John?
    Er war in der Mitte des Zimmers. Auch Fergus spürte ihn und wedelte mit dem Schwanz, bevor er hinaustrottete, als hätte er einen

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