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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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ihre Haare blond machen; der Abend, an dem sie mit geröteten Wangen und zerzausten Haaren hereingestürmt war und ihnen verkündet hatte, dass sie heiraten würde. Die junge Moira hatte niemand stoppen können, denn sie war eigensinnig und willensstark gewesen, gleichzeitig jedoch oft auch unsicher.
    Aileen hielt mit quietschenden Reifen in der Auffahrt und fummelte mit zitternden Fingern an der Tür herum. Sie musste zu Moira, jede Sekunde zählte. Nachdem sie es endlich geschafft hatte, die Tür zu öffnen, rannte sie den Weg zum Haus hinauf, an einem einzelnen Schlittschuh und ein paar vertrockneten Narzissen vorbei; an einem Fahrrad, das auf der Seite lag wie ein totes Pferd; an den alten Fischernetzen an der Seite des Cottages, in denen sich, seit Cillian das vom Vater ererbte Boot drei Jahre zuvor im Suff versenkt hatte, nur noch Blätter und Spinnweben verfingen. In den vergangenen drei Jahren hatte Cillian keine feste Arbeit mehr gehabt; Moira machte alles; er rührte keinen Finger, außer gegen sie. Dann die abgetretene und vom Wetter ausgebleichte
Fußmatte vor der Tür und der von Moira selbst gewundene Trockenblumenkranz und schließlich die Küche voll roter Flecken und der Lärm der Kinder draußen, die Sorcha nicht hereingelassen hatte. Das Blut. Das Gesicht. Moiras Gesicht.
    Aileen nahm den Telefonhörer in die Hand und rief die garda und dann eine Nachbarin, die sich um die Kinder kümmern sollte, sowie Dee-dee, eine Freundin von Moira und Krankenschwester, die sofort kam und zu helfen versuchte, jedoch hilflos war.
    Wo ist er? Sorcha verkroch sich in eine Ecke, in der gestickte Sinnsprüche über das glückliche Zuhause hingen. Ist er weg? Gleich hinterher hat das Telefon geklingelt. Glaubst du, er wollte wissen, ob alles in Ordnung ist? Ich bin nicht rangegangen, weil ich Angst hatte. Denkst du, er wird wütend sein? Mam sagt immer, er meint’s nicht so …
    Aileen drückte Sorcha an sich und versicherte ihr, dass alles wieder gut werden würde, obwohl sie das selbst nicht wusste.
    Auf dem Boden lag die Spitze, die Aileen von Anfang an für zu extravagant gehalten hatte, zusammengerollt wie eine Schlange. Leider hatten ihre Freundinnen nicht auf sie gehört. Und jetzt … Am liebsten hätte sie Schlüpfer und Büstenhalter weggeschleudert, doch dies war nicht ihr Haus. Sie steckte sie in eine Schublade und schloss sie.
    Verprügelt wegen Spitzenunterwäsche.
    Menschen waren schon für weniger gestorben.
     
    Aileen fuhr hinter der Ambulanz her zum Krankenhaus und setzte sich ans Bett ihrer Schwester, sobald man sie ließ. Die
Stunden krochen dahin. Sie rief Rourke mit dem Handy an. Er fragte, ob er ihr Gesellschaft leisten solle.
    Nein , antwortete sie , fahr lieber nach Hause zu Sile. Ich komme schon zurecht.
    Er war kurz vor Glenmara, kam gerade von einer Liefertour zurück. Ich bin da, wenn du mich brauchst.
    Ja, das stimmte. Selbst wenn sie manchmal das Gefühl hatte, dass sie auseinanderdrifteten. Er war da, ihr Rourke. Sie presste eine Hand auf die Brust. Nein, sie durfte jetzt nicht weinen. Sie betete zu allen Heiligen, die sie kannte, egal, wofür sie zuständig waren, damit sie gemeinsam die Genesung Moiras bewirkten. Aileen starrte ihre schlammgrünen, schmutzigen Gummistiefel an, die aussahen, als hätte sie damit Unkraut im Garten gejätet. Nur der Tropfen Blut an der Spitze erzählte eine andere Geschichte.
    Sie hätte wissen müssen, was Cillian tun würde.
    Nein, sie hatten alle nicht gewusst, wozu er fähig war – möglicherweise auch er selbst nicht.
     
    Moira habe Glück gehabt, sagten die Ärzte gegen vier Uhr morgens, als draußen ein Wagen der Müllabfuhr scheppernd die Tonnen leerte. Es sei nicht so schlimm, wie auf den ersten Blick befürchtet. Sie würde wieder gehen können. Aileens Hände begannen ob dieser Nachricht so sehr zu zittern, dass sie sie zwischen die Oberschenkel klemmen musste, und Tränen traten ihr in die Augen. Mediziner und Pflegepersonal verließen den Raum wieder, um sich anderen Kranken zuzuwenden.
    Die Klinik erzeugte mit den Linoleumfluren und Nischen, den Räumen, Maschinen und Schläuchen ein klaustrophobisches
Gefühl. Die Nasen der Statuen am Eingang waren abgebrochen, wie bei einem Kampf. Aileen konnte Krankenhäuser seit der Einweisung ihrer Mutter damals, vor Jahren, nicht mehr ausstehen. Ihre Mutter war mit Elektroschocks behandelt worden und der jungen Aileen so verwirrt und alleingelassen erschienen, dass sie beschlossen hatte, sich im

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