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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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in den Händen. Sie hatte es tatsächlich gesagt.
    »Ailey … Ich lasse ihn nicht mehr ins Haus.«
    Aileen hätte ihr gern geglaubt, wusste aber, dass es keine Garantien gab, dass es ihm vielleicht wieder gelang, sich bei ihr einzuschmeicheln, weil er Moira brauchte und liebte, auch wenn er das auf sehr merkwürdige Weise zeigte. Und Moira brauchte ihn ihrerseits. »Alles wegen der verdammten Spitze«, murmelte Aileen. »Mir war von Anfang an klar, dass das ein schlimmes Ende nehmen würde. Das Mädchen ist schuld. Das wäre nicht passiert, wenn …«
    »Begreifst du denn nicht? Er wäre immer noch hier, wenn Kate nicht diese Idee gehabt hätte«, erwiderte Moira. »Sie hat alles verändert – und zwar zum Besseren.«
    »Was für ein Quatsch. Beinah wärst du gestorben. Du kannst von Glück sagen, mit einer Gehirnerschütterung, einem gebrochenen Arm und ein paar Schnitten und blauen Flecken davongekommen zu sein.« Aileen schüttelte den Kopf. »Ich wusste, dass eine solche Veränderung unserer Klöppeltradition Unglück bringen würde. Das muss aufhören. Wir müssen aufhören.«
    »Ailey, nein. Du warst noch nicht an der Reihe.«
    »Vielleicht kommt sowieso niemand mehr an die Reihe.«

    »Ihr seid die Letzten, du und Kate. Du weißt, was die Spitze für uns anderen bewirkt hat.«
    »Dich zum Beispiel hat sie ins Krankenhaus gebracht.«
    »Sie hat uns bewusst gemacht, wer wir sind. Die Spitze bringt es an den Tag, genau wie Colleen sagt. Du bist müde, das ist alles. Geh nach Hause und ruh dich aus.«
    »Das hat keinen Sinn. Ich bin zu aufgewühlt.«
    »Ja, ich hätte sterben können, aber es ist nicht passiert. »Ich bin immer noch da, und du auch.«

BILD DREIUNDZWANZIG
    Trag’s mit Stolz
    A ileen kam erst weit nach Mitternacht nach Hause. Sile und Rourke schliefen, Sile den Arm um ihre Puppe Fi geschlungen – sie liebte, anders als ihre Geschwister, ihre Puppen und Stofftiere immer noch. Sile, ihre Jüngste, die allmählich Brüste und Hüften bekam und gerade mit zwölf die erste Monatsblutung gehabt hatte, klammerte sich an die Reste ihrer Kindheit und ging sogar noch hin und wieder an der Hand ihrer Mutter.
    Rourke hatte offenbar ziemlich lange auf Aileen gewartet, denn auf seiner Brust lag aufgeschlagen ein Dick-Francis-Roman. Er schlief auf dem Rücken, wie immer, bis Aileen ihn in die Rippen stieß, weil er zu schnarchen anfing. Rourke war trotz seiner kräftigen Statur sensibler und leichter zu verletzen, als die meisten Leute ahnten. Aileen blieb im Lichtschein des Flurs stehen, um ihn zu betrachten. Ihm gehörte die rechte Seite des Betts, ihr die linke. Sie fand ihn nach wie vor attraktiv; im Schlaf wirkte er sogar irgendwie majestätisch. Fehlten nur noch Krone und Szepter.
    Aileen weckte ihren träumenden Mann nicht. In der Stille empfand sie ihre Liebe am stärksten. Sie berührte die Erinnerungsstücke im Bücherregal, die Fotos von ihr und
Rourke am Meer, noch mit weichen, faltenlosen, offenen Gesichtern, als er sie ins Wasser gestoßen hatte und ihr dann nachgesprungen war, um sie fest an sich zu drücken. Wie schnell die Jahre mit all ihren großen und kleinen Ereignissen, Verletzungen und Freuden vergangen waren!
    Ihre Gedanken bewegten sich im Kreis. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sich so viel ereignet. Der Anruf von Sorcha schien Ewigkeiten her zu sein, genau wie Aileens hastiger Aufbruch zu Moira. Sie wusste, dass sie versuchen musste zu schlafen, doch ihr Gehirn gab keine Ruhe. Es war wie auf einem düsteren Karussell, das sie nicht zum Stehen bringen und von dem sie auch nicht herunterspringen konnte. Sie warf einen Blick in Rosheens Zimmer, das Aileen mittlerweile aufgeräumt hatte. Offenbar war ihre Tochter in Aileens Abwesenheit zu Hause gewesen, um ein T-Shirt und eine Jeans zu holen. Ob Rosheen ihre Besuche zu Hause so legte, dass sie ihrer Mutter nicht begegnete? Der Gedanke stimmte Aileen traurig.
    Vielleicht, überlegte sie, würde ein dramatisches Ereignis Rosheen dazu bringen, sich einzugestehen, dass sie sie brauchte: wenn jemand eine Überdosis nahm zum Beispiel, oder Ronnie sie betrog oder sie verunglückte. Aileen sah das Szenario vor ihrem geistigen Auge wie einen Film, sie als die Mutter, die sich für ihr Kind aufopferte.
    Doch so lief das Leben nicht. Jedenfalls nicht das ihre.
    Vor ihr lag das leere Zimmer, in dem jetzt keine Fransenhandtasche mehr am Haken hinter der Tür hing. Sie wusste, dass Rosheen sich mit jedem Tag weiter von ihr entfernte, bis

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