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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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sie den Punkt ohne Wiederkehr erreichte. Was konnte sie tun? Sie fühlte sich wie eine Gefangene ihres eigenen
Lebens und klammerte sich an die verhedderten Fäden ihrer Beziehung, unfähig, sie zu entwirren.
    Aileen setzte sich, die Arme vor der Brust verschränkt, vors Fenster, drückte die Finger so tief in die Haut, dass sie Abdrücke hinterließen, und blickte hinaus auf die von Muscheln gesäumte, im Mondlicht schimmernde Auffahrt. Sie hörte Flügel schlagen, wahrscheinlich eine Eule oder Fledermaus, doch Aileen versuchte, sich einzureden, dass das Rosheen war. Die Minuten krochen dahin, Aileen wurde unruhig. Sie musste sich beschäftigen, durfte nicht einfach so dasitzen.
    Da kam ihr eine Idee. Fast hätte sie gelacht, so einleuchtend erschien sie ihr. Warum war ihr das nicht schon früher eingefallen! Sie ging nach oben und kramte in Rosheens vollen Schubladen, bis sie fand, wonach sie suchte: einen schlichten Büstenhalter, den ihre Tochter nicht mehr trug.
    Unten am Küchentisch nahm Aileen dann die Schere zur Hand. Von Kate hatte sie die Grundlagen gelernt; sie wusste, was zu tun war. Aileen arbeitete konzentriert bis zum Morgen, bis Licht von draußen den Raum zu erhellen begann und ihr Werk offenbarte. Sie hob die Hände, diese geäderten, schwieligen Hände, die Windeln gewechselt, Geschirr gespült, Wäsche gewaschen, unartige Kinder geohrfeigt, sich in der Wut zu Fäusten geballt und nun etwas Schönes geschaffen hatten, das, so hoffte sie, ihrer Tochter gefallen würde.
    Die Finken in der Hecke, in der Rosheen sich als Mädchen gern versteckt hatte, begrüßten mit ihrem Gesang den neuen Tag. Aileen legte den Büstenhalter schmunzelnd auf
das Bett ihrer Tochter, wo sie ihn gleich sehen würde; auf dem linken Körbchen befand sich ein Totenschädel aus Spitze. Eine exquisite Handarbeit, dieser Schädel, daran bestand kein Zweifel.
    Ich liebe dich , flüsterte sie. Trag’s mit Stolz.

BILD VIERUNDZWANZIG
    Schatten der Vergangenheit
    S ullivan hielt seit der Nacht am Turm Distanz. Er müsse zu einem Töpfermarkt nach Norden, teilte er Kate mit, die sich einredete, dass eine kurze Trennung vielleicht in ihm die Sehnsucht nach ihr wecken könnte.
    Oder würde er zu dem Schluss gelangen, dass er allein besser zurechtkam?
    »Wir müssen noch Mails an die Fremdenverkehrsämter rausschicken wegen dem Markt«, verkündete Bernie am Nachmittag. »Würden Sie bei Sullivan vorbeischauen und ihn fragen, ob wir seinen Computer benutzen können?«
    »Ich glaube, er ist noch nicht zurück.« Er hatte ihr versprochen, sie anzurufen, sobald er wieder da wäre, sich aber nicht bei ihr gemeldet.
    »Niall hat seinen Wagen in der Auffahrt gesehen.«
    »Ach.« Kate versuchte, ihre Überraschung zu verbergen.
    »Fahren Sie also hin?«
    Kate zögerte. Wie lange war er schon da? »Sollte ich nicht zuerst anrufen?«
    »Hier muss man sich nicht bei jedem kleinen nachbarlichen Besuch anmelden«, sagte Bernie. »Fahren Sie einfach hin. Wollen Sie den Mini nehmen?«

    »Nein, das Rad reicht mir, danke.« Sie schwieg kurz. »Aber was ist, wenn er mich nicht sehen möchte?« Immerhin hatte Kate einen Grund für diesen Besuch, eine Ausrede, falls sie ihn mit ihrem Auftauchen erschreckte. Sie wollte ihn berühren, ihm von der Sache mit Moira und allem anderen erzählen. Vielleicht würde er sich ihr dann endlich öffnen, sie wirklich in sein Leben lassen. Er hatte ihr gefehlt. War es ihm mit ihr genauso ergangen?
    »Natürlich möchte er Sie sehen. Schlechte Träume haben einen Mann noch nie von einer Frau ferngehalten, die ihm wichtig ist.«
     
    Der Lieferwagen stand tatsächlich in der Auffahrt, und aus dem Kamin kräuselte sich nach Torf riechender Rauch. Sullivan war also zu Hause. Kate verharrte am Tor. Warum schlug ihr Herz nur so heftig? Sie stützte sich mit einer Hand an einem bröckelnden Stein ab, die Füße auf den Pedalen. Noch konnte sie es sich anders überlegen und umkehren. Aber sie wollte ihn sehen, und dann war da ja auch noch der Auftrag von Bernie, und … Sie sprang vom Rad und ging zur Tür, bevor der Mut sie verließ. Die Tür, sein Haus, ihre getrennten Welten. Sie klopfte, versuchte es erneut, als keine Reaktion kam. Hörte er sie nicht, weil er sich im Atelier aufhielt – oder stellte er sich taub?
    Als sie sah, wie ein Vorhang sich bewegte, klopfte sie noch einmal. Sie konnte nicht glauben, dass er sie bewusst mied.
    Warum war sie nur gekommen? »’tschuldigung. Ich wusste nicht … Hast du

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