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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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Feuerstein, Jaspis – Teile dieser Landschaft, zerbrochen, in die See geschleudert. Sie spürte, wie die alte Verzweiflung in ihr aufstieg.

    Nein, das würde sie nicht zulassen. Darüber war sie hinweg, oder jedenfalls fast. Über den Verlust Ethans, ihrer Karriere, vielleicht sogar Sullivans.
    Aber nicht über den ihrer Mutter. Hätte sie sich jetzt doch nur in ihre Arme flüchten, ihre Stimme hören können …
    Kate zitterte im Wind, der durch die Ritzen der Steine pfiff, sein eigenes trauriges Konzert veranstaltete.
    Da war noch etwas anderes.
    Kate erstarrte. Ein Geräusch, so gedämpft, dass sie die Ohren spitzen musste, zog sie in seinen Bann.
    Das Weinen einer Frau.
    Sie stürzte in die Kluft, die sich urplötzlich zwischen Vergangenheit und Gegenwart auftat, stolperte mit tauben Beinen den Kieselstrand entlang und in den Geisterort, wo sie eine verlassene Kate nach der anderen nach dem Ursprung des Geräuschs absuchte, ohne Erfolg. Sie glaubte, Rauch zu riechen, obwohl es nirgendwo ein Feuer gab, und Weinen zu hören ohne Menschen. Es war niemand zu sehen, und doch waren sie da; sie befand sich in ihrer Mitte. Sie schürfte sich Hände und Knie auf, spürte keinen Schmerz, noch nicht … weiter, weiter … Das Wehklagen verstummte nicht, der gleiche Laut, den ihre Mutter auf dem Sterbebett ausgestoßen hatte.
    »Ich komme«, rief sie. »Ich komme!«
    Da legte sich der Wind einen Augenblick lang, und in dieser kurzen Pause verstummte das Geräusch. Kate wirbelte herum. Wo bist du? Bitte zeig dich …
    Doch da war nichts außer den Schreien der Möwen über den Klippen und ihrem eigenen Schluchzen in der hereinbrechenden Nacht.

BILD FÜNFUNDZWANZIG
    Gesucht und gefunden
    A ls Kate die Augen öffnete, war der Himmel tiefschwarz. Sie richtete sich auf, verwirrt darüber, sich auf freiem Feld zu befinden, unsicher, wie viel Zeit vergangen war. Kate wusste nicht, wo sie sich aufhielt, nur, dass sie ihre Mutter finden musste. Sie durfte sie nicht noch einmal verlieren. Als sie meinte, ein Wimmern zu hören, kroch sie darauf zu. Namenlose Gräber überall. Damals war keine Zeit für Rituale gewesen.
    Kates eigenes Schluchzen vermischte sich mit dem Geräusch, als käme es von einem einzigen Wesen, und ihre Haut fühlte sich kälter und kälter an, je weiter sie in diesen Ort eindrang. Vielleicht gehörte sie hierher, vielleicht war dies ihr Schicksal. Sie war so müde. Am liebsten hätte sie die Augen geschlossen und geschlafen.
    Da bellte ein Hund. Sie stolperte weiter, über sich den Himmel mit Sternen, die wie Knochensplitter glänzten. Der Wind strich seufzend übers Gras. Kate hörte das Hecheln des Hundes und das Tappen seiner Pfoten. Wieder ein Geist? Sie drehte sich nicht um, weil sie sich darauf konzentrieren musste, ihre Mutter zu finden, doch der Hund folgte ihr, stieß sie mit der Schnauze an, bellte noch einmal.
Obwohl sie ihn wegschob, blieb er bei ihr und ließ es nicht zu, dass sie sich an diesem Ort verlor.
    Plötzlich tauchte hinter ihnen ein Wagen auf; aus den Augenwinkeln nahm Kate das Scheinwerferlicht wahr. Sie blieb verwirrt stehen, als sie das Weinen nicht mehr hören konnte. »Wo bist du?«, rief sie.
    Eine Tür wurde zugeschlagen, Schritte näherten sich, eine Gestalt tauchte aus dem Dunkel auf.
    »Wo ist sie? Ich muss sie finden.« Kate fiel vor Kälte zitternd und an Händen und Beinen blutend auf die Knie.
    »Wer?« Zwei Hände auf ihren Armen, endlich. »Ganz ruhig, Kate. Was ist los?«
    Kate. Sie hatte einen Namen; sie befand sich also in der Realität.
    »Ich bin’s, Bernie, und Fergus. Mein Gott, Mädchen, du bist ja völlig ausgekühlt.«
    »Ich hab sie gehört«, sagte Kate.
    »Wen?«
    »Meine Mutter.«
    Tiefes Luftholen.
    »Wo?«, fragte Bernie.
    »Keine Ahnung. Sie hat geweint. Jetzt ist sie nicht mehr da, und ich …« Sie zitterte wie Espenlaub.
    Bernie legte den Arm um ihre Schultern und führte sie zum Wagen. »Es kommt alles wieder in Ordnung. Wir fahren jetzt nach Hause.«
    »Das Rad …« Kate erinnerte sich verschwommen daran, wie in einem Traum. »Es muss irgendwo da vorn sein …«
    »Nicht wichtig«, sagte Bernie. »Das können wir später holen.«

    Während der Fahrt schaute Kate aus dem Fenster, in dem sich ihr Gesicht spiegelte, obwohl sie das Gefühl hatte, überhaupt nicht da zu sein.
    »Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Sullivan sucht auch nach dir. Von mir weiß er, dass du zu ihm wolltest …«
    Sullivan. Das schien alles so lange her zu sein. »Ich hab

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