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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Augenblick gekommen: Sechs Monate des Wartens und Zweifelns standen kurz vor ihrem Ende. Keru, Nelen, Miko und Liyen waren Endriels Bitte gefolgt und zu ihr auf die Brücke gekommen, wo sie mit Knien wie Pudding am Steuer stand. Sie hatte die Geschwindigkeit der Korona gedrosselt; jenseits der Brücke gab es nichts zu sehen, außer Hügeln und Tälern aus Eis und Schnee.
    »Sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Nelen.
    »Ziemlich sicher«, sagte Endriel. Keru übernahm das Schiff, während sie die Armschiene aktivierte und Yu Nans Anweisungen folgte. In bestimmter Abfolge berührte sie den roten und den blauen Kristall auf der Schiene. Im Gegensatz zu den anderen war Endriel darauf vorbereitet, was nun geschah, und sie musste über ihre weit aufgerissenen Augen und offen stehenden Münder schmunzeln.
    »Besser?«, fragte sie.
    Wo vorher nichts als blassblauer Himmel gewesen war, hatte sich scheinbar aus dem Nichts ein vertikaler Ring aus schwarzem Metall direkt vor der Korona materialisiert – ein Ring so gewaltig, dass sich das Schiff gegen ihn ausnahm wie eine Fliege vor dem Reifen eines Dompteurs; ganz Teriam hätte durch ihn hindurch fliegen können, ohne an den Seiten anzustoßen. Fast tausend Jahre lang hatte sein Tarnfeld gehalten, und das Artefakt darunter sah noch immer aus wie neu. Es stand in der Luft, wie von einer unsichtbaren Säule getragen, unbeeindruckt von Wind und Wetter.
    »Das ist wirklich mal ein großer schwarzer Ring!«, sagte Liyen.
    »Wow«, hauchten Nelen und Miko unisono.
    »Hrrrhmm«, knurrte Keru. »Und was genau wollten die Sha Yang damit kompensieren?«
    Endriel lächelte mit nur einem Mundwinkel. »Und nun zur Hauptattraktion!« Wieder ließ sie sich von Yu Nan den Öffnungskode übermitteln und tippte auf die Kristalle: rot-blau-rot-rot-blau-rot-blau.
    Und der Nexus öffnete sich.
    Die weiße Wüste auf der anderen Seite des Rings verschwand und eine karge Felslandschaft erschien darin; sie breitete sich vor ihnen aus, bis zu einem Horizont, der unnatürlich weit entfernt schien. Reste einer Landebahn waren zu erkennen; die Ruinen von Gebäuden, seit Ewigkeiten in sich zusammengefallen. Schroffes Gestein versank hinter Schleiern aus Staub, die von einem harten Wind aufgepeitscht wurden – ein wenig davon wehte zu ihnen nach Kenlyn und färbte den Schnee wie Pfefferkörner. Sie sahen den Himmel, doch es war ein anderer Himmel als der des Nordpols; nicht durchscheinend blau, sondern düster, von Wolken bedeckt, durch die sich blasse Lichtstrahlen kämpften und da und dort helle Farbtupfer auf das karge Land malten. Eine Aura von Melancholie und Verzweiflung hing über der Region. Es gab keine Bäume dort, nicht einmal Gras, nicht einmal Vögel in der Luft; kein einziges Anzeichen von Leben.
    Nur Stein und Staub und Ruinen.
    Nelen ließ die Flügel hängen. »Sieht nicht sehr einladend aus ...«
    »Wir werden auch nicht lange bleiben«, versprach Endriel. Ihr Herz schlug so schnell wie die Flügel eines Kolibris. »Wir fliegen rüber, holen Kai und machen, dass wir wieder nach Hause kommen.«
    »Das Portal bleibt dabei die ganze Zeit offen?«, fragte Liyen.
    Endriel nickte. »Muss es, da wir es von drüben nicht mehr öffnen können. Hoffen wir, dass es hier draußen gut genug versteckt ist.« Sie klatschte in die Hände, um ihre Befürchtungen zu vertreiben. »Also dann, es ist soweit! Sobald wir drüben sind, führt uns Yu Nan nach Shannashai, die Stadt, in der Kai wahrscheinlich auf uns warten wird.« Hoffentlich , dachte sie. Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich! »Seid ihr bereit?«
    »Ja!«, sagte Liyen begeistert.
    »Von mir aus«, brummte Keru und nickte.
    »Jederzeit, Kapitän!« Miko war ganz elektrisiert vor Aufregung.
    »Doofe Frage.« Nelen grinste.
    »Also dann – Keru: Gib vollen Schub!«
    Der Skria trat das Schubpedal bis zum Anschlag durch. Von einem Moment zum nächsten ging die Korona auf Höchstgeschwindigkeit. Sie schoss durch den schwarzen Ring – binnen einer Sekunde durchquerte sie Millionen von Kilometern und jagte über das Felsgebirge jenseits der Welt dahin, wobei ihre Antriebsflammen Fontänen von Staub hinter sich aufwirbelten.
    » Dies ist die große Landmasse namens Nuroba «, hörte Endriel Yu Nan flüstern. » Fliegt von hier aus weiter nach Westsüdwesten, über das Meer der Stürme hinweg, bis zum südlichen Teil des Kontinents Zeneban. Dieser Planet ist doppelt so groß wie eure Heimatwelt, es wird also eine lange Strecke, gut

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