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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Kombüse, wir kommen dann nach.«
    Sie kehrte zurück ins Obere Deck. Tatsächlich, unter der Türschwelle des Gästequartiers brannte kein Licht. Bevor sie anklopfte, hielt Endriel inne. Zum tausendsten Mal fragte sie sich, was geschehen würde, wenn Liyen und Kai sich begegneten – würde das Universum explodieren oder implodieren? Oder würde gar nichts passieren, außer, dass Kai und seine frühere Geliebte endlich wieder Freunde werden konnten?
    Sie glaubte nicht, dass es so einfach werden würde. Nicht in diesem Leben.
    »Liyen?«, fragte sie, nachdem niemand auf ihr Klopfen antwortete. Endriel blickte zur Badezimmertür nebenan: Seltsam, auch hier kein Licht oder rauschende Leitungen. Sie klopfte erneut, wartete jedoch nicht auf ein »Herein«, sondern zog die Schiebetür auf. »Liyen?«
    Das Zimmer war dunkel. Endriel befahl den Lichtkugeln, sich einzuschalten.
    Keine Liyen.
    Das Bett war frisch gemacht, das Zimmer aufgeräumt; alles war wie immer.
    Abgesehen von der fast mannshohen Triangel aus Metall, die an der Kommode lehnte.
    Endriel gefror.
    Das Gebilde war aus den Zeltstangen aus Liyens Gepäck zusammengesetzt. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was es darstellen sollte, aber sie wusste genau: Es war ganz und gar fehl am Platz.
    Erst spät bemerkte sie den faustgroßen Geisterkubus, der auf dem Kopfkissen lag. Der kristallklare Würfel wirkte fast unsichtbar auf der weißen Bettwäsche. Ein Zettel lag daneben. »Für Endriel«, stand darauf, in sauberer Schrift, wie gedruckt.
    Das Zimmer schien sich um Endriel zu drehen; ihr wurde schwindelig. Ihre Knie zitterten.
    Sie nahm den Kubus in die Hand. Das Artefakt aktivierte sich mit der Berührung, und eine Aufnahme von Liyen materialisierte sich in seinem Inneren, aufgenommen vom Scheitel bis zu den Schultern. Sie versuchte ein Lächeln, aber es sah nicht glücklich aus.
    »Hallo, Endriel.« Liyens Projektion holte tief Luft, scheinbar unschlüssig, wie sie beginnen sollte. »Wenn du diesen Kubus findest, habe ich die Korona längst verlassen. Ich nehme an, du hast den tragbaren Nexus bemerkt. Und wahrscheinlich ist dir jetzt auch klar, warum ich mich auf keinen Fall von meinem Rucksack trennen wollte.
    Es tut mir leid, dass ich mich nicht persönlich von dir verabschieden konnte, glaub mir. Und genauso tut es mir leid, dass ich nicht bleiben konnte, bis du Kai wiedergefunden hast – was du übrigens schaffen wirst, da bin ich ganz sicher.
    Es ist nur so ... ich werde Zuhause gebraucht. Es sind Dinge geschehen, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Vielleicht ist es besser, wenn du dich hinsetzt – falls du das noch nicht getan hast.«
    Nachdem sie tief Luft geholt hatte, fuhr Liyen fort: »Ich habe dich und die anderen von Anfang an belogen, Endriel. Das habe ich nicht gerne getan, aber es war notwendig. Und ich weiß, dass ich dir ein paar Antworten schuldig bin.
    Natürlich war es kein Zufall, dass wir uns in Tian-Dshi begegnet sind. Wir haben dich und deine Mannschaft seit der Sache in Xida-Ma unter Beobachtung gehalten. Wir wussten, dass du seitdem immer wieder in die Gärten geflogen bist. Allerdings war ich die einzige, die ahnte, warum. Und ich hatte sechs Monate Zeit, unsere Begegnung und alles weitere zu planen.
    Ich hatte mich sehr darauf gefreut, dich kennenzulernen – und du warst genau so, wie ich dich mir vorgestellt habe. Bevor du dich wunderst: Das ist ein Kompliment.
    Ich bin zu dir gegangen, ohne dass meine Leute davon wussten. Ich hatte gehofft, dich auf dem langen Flug besser kennenzulernen – und natürlich alles über die Armschiene herauszufinden, was ich nicht schon wusste. Und ich wusste vieles nicht über das Ding. Ich hatte gehofft, dass du es mir – irgendwie – freiwillig geben würdest. Aber auch diese Hoffnung musste ich bald aufgeben. Sie war eh nie besonders groß.
    Denn mir war klar, dass du mir nicht über den Weg trauen würdest. Also habe ich dafür gesorgt, dass die Hand der Freundschaft sich an euch wendet. Wir wussten von eurem finanziellen Engpass und waren sicher, dass ihr jeden Auftrag annehmen würdet. Übrigens wird die Organisation von unserem Geld finanziert. Als ich von der Katastrophe in Xanata erfuhr – durch die Weißmäntel wohlgemerkt – habe ich dafür gesorgt, dass sie sofort ihre Hilfe in der Krisenregion anbietet. Etwas, das Syl Ra Van unseren Einschätzungen nach nicht tun wird.
    Jedenfalls sollte euch die Hand der Freundschaft nach Obrana führen, weit außerhalb der

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