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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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die Sha Yang ansonsten nur kalte, harte Formen hinterlassen hatten, hatte sie diesem Ort wirkliches Leben eingehaucht.
    Liyen war erst seit einer Stunde wieder zurück auf Kenlyn. Direkt nach ihrer Rückkehr hatte sie ihre bequeme Kleidung gegen die schwarze Uniform getauscht, deren fehlende Rangabzeichen den besonderen Status ihrer Trägerin kennzeichneten. Ihr Haar hatte sie entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit zu einem schmucklosen Zopf gebunden – es war eine Aufmachung, die man ihrer Meinung nach von einer Befehlshaberin erwartete. Und die ganze Zeit musste sie an Endriel und die anderen denken, und was sie ihnen angetan hatte. Sie fand allein Trost darin, dass all die Lügen und die ewige Maskerade nun ein Ende hatten; auch wenn es schien, als habe sie zusammen mit Yelos’ Rüstung auch einen Teil von Yelos selbst abgelegt, nachdem sie seine Rolle so lange gespielt hatte.
    Nun, da sie zum ersten Mal sie selbst sein durfte, ergab sich eine neue Frage. Nämlich, ob ihre Untertanen von ihrer Kaiserin enttäuscht sein würden.
    Ein leiser, künstlicher Gongschlag kündigte an, dass sie nicht länger allein war. Liyen drehte sich um und erkannte Galet, der sich seinen Weg zu ihr durch das Grün bahnte, umflattert von handtellergroßen Schmetterlingen. Er war offenbar beeindruckt von ihrem Garten; genau wie der Rest des Kults hatte er diesen Ort nie zuvor betreten.
    »Galet«, begann Liyen, und ehe sie sich versah, war er vor ihr auf die Füße gefallen; seine Hände lagen auf den Granitplatten des Weges. »Gebieterin – ich melde mich wie befohlen!«
    »Es wäre mir lieber, wenn du mit mir sprechen würdest, statt mit meinen Stiefeln«, sagte sie amüsiert.
    Er erhob sich eifrig und salutierte noch einmal. »Zu Befehl, Gebieterin.«
    Liyen musterte ihn. Ihr Adlatus war ein gutaussehender Mann – breite Schultern, ein kühner Blick, fast perfekte Zähne. Sie war nicht die einzige Frau, der dies aufgefallen war: Ihre frühere rechte Hand Elinn hatte ganz klar eine Schwäche für ihn gehabt, auch wenn sie sich dies niemals eingestanden hätte.
    Galet gehörte zu den Bekehrten: Früher einmal war er ein Weißmantel gewesen, ein Mitglied des Nachrichtendiensts des Gouverneurs: intelligent, fähig und bemüht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
    Doch wie vielen anderen seines Ordens waren auch ihm irgendwann Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Syl Ra Vans Herrschaft gekommen. Der Kult hatte ihn drei Jahre lang beobachtet und ohne sein Wissen immer wieder getestet, bevor seine Agenten schließlich an Galet herangetreten waren, und ein wahrer Gläubiger aus ihm geworden war. Liyen wusste, er würde sich mit bloßen Fäusten der Armada der Friedenswächter entgegenstellen, wenn es sein musste.
    »Ich bin erleichtert, dass Sie heil und sicher zurückgekehrt sind, Gebieterin.«
    Liyen lächelte trocken. »Keine Sorge, Galet – das war mein letzter Ausflug für eine lange, lange Zeit.« Nach wie vor konnte sie sich mit diesem Gedanken nur schwer anfreunden; sie vermisste ihre verlorene Freiheit jetzt schon. »Gibt es Neuigkeiten aus dem Norden?«
    »Ja. Ich erhielt soeben die Nachricht, dass der Sicherheitskordon um das Portal wie befohlen verstärkt wurde«, meldete Galet. »Jedes fremde Schiff, das sich der Polarregion nähert, wird vernichtet.«
    »Gut.«
    »Unsere Leute ...« Galet hielt inne, als sich ein Schmetterling auf seinem kurzgeschorenen Haar niederließ; Liyen fand den Anblick rührend. »Unsere Leute auf Te’Ra haben ihre Seite des Nexus’ ebenfalls gesichert; sie warten nur noch auf die Ankunft der Suchmannschaften und Ausgrabungsleiter.«
    »Genau deswegen habe ich dich hergerufen, Galet. Ich habe einen Auftrag für dich.«
    »Gebieterin?«
    »Ich möchte, dass du auf den Saphirstern gehst und die Ausgrabungen dort überwachst.«
    Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. »Aber – Gebieterin!«
    Der Schmetterling flatterte wieder davon.
    Sie verstand Galets Unmut nur zu gut; sie selbst würde sich lieber den kleinen Finger abschneiden, als noch einmal nach Te’Ra zu gehen. Trotzdem fuhr sie fort: »Außerdem sollst du sicherstellen, dass Kapitän Naguun und ihrer Mannschaft nichts geschieht. Das Gleiche gilt für Kai Novus, falls ... falls er noch lebt.«
    »Gebieterin, ist es wirklich notwendig –?«
    »Ja, das ist es, Galet«, sagte sie ernst. »Keinem von ihnen darf auch nur ein Haar gekrümmt werden. Du wirst persönlich dafür Sorge tragen.«
    Galet trat einen Schritt vor. »Gebieterin, ich

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