Rückkehr nach Kenlyn
muss protestieren! Mein Platz – mein Platz ist an Ihrer Seite!«
Sie sah ihn an, wollte etwas sagen. Und im gleichen Moment begriff sie, warum er sich gegen den Befehl sträubte. Die Erkenntnis brachte sie völlig aus dem Konzept.
Schon seit ihrer Demaskierung hatte sie eine Veränderung an Galet bemerkt. Zuvor war er seinem Kaiser treu ergeben bis in den Tod, der Gehorsamste der Gehorsamen. Doch nun, da er ihr wahres Gesicht kannte, und sein Gebieter aufgehört hatte, ein Ideal zu sein, ein Symbol, und ein Mensch, eine Frau aus Fleisch und Blut geworden war, da hatte sich sein Eifer in etwas verwandelt, das tausendmal mächtiger war:
Galet hatte sich in sie verliebt.
Und keine Macht des Universums würde ihn jetzt noch stoppen können.
Bitte!, sagte sein Blick. Lass mich bei dir bleiben und ich tue alles für dich!
Er war bereit, sein Leben für sie zu geben, und sie war so grausam, ihn einfach fortzuschicken.
Armer Galet , dachte sie. Du wärst sicher enttäuscht, wenn du wüsstest, dass keine Göttin vor dir steht, sondern eine Fischerstochter vom Arsch der Welt. »Galet«, begann sie sanft und versuchte, nicht zu klingen, als spräche sie mit einem verunsicherten Kind. »Ich muss dir nicht sagen, wie wichtig die Arbeit auf Te’Ra ist. Ich brauche dich dort als meinen direkten Vertreter.«
Es schien ihn nur wenig zu trösten. »Natürlich, Gebieterin.«
»Yor und die anderen Wissenschaftler erwarten dich in Hangar 3. Wirbleiben in Kontakt.«
Er neigte widerwillig das Haupt. »Zu Befehl, Gebieterin.«
»Galet.«
Er hob tapfer den Blick.
»Ich weiß, dass du mich nicht enttäuschen wirst.«
Er nickte demütig. »Ich ... ich danke Ihnen, Gebieterin. Ich ...« Was immer es auch war, das er hatte sagen wollen, er sprach es nicht aus. Stattdessen salutierte er und machte auf dem Absatz kehrt, wobei er offenbar dem Drang widerstehen musste, zu ihr zurück zu blicken.
Liyen sah ihm lange nach. Er liebt dich mehr als sein eigenes Leben, dachte sie.
Und es erschreckte sie zutiefst.
Kerus Gebrüll ließ die Scheiben der Brücke erbeben; rotes Feuer schien in seinem Auge zu lodern. Er packte den freien Diwan, hob ihn hoch und schmetterte ihn gegen die rückwärtige Wand, dann rammte er seine Faust in die Steuerkonsole, wo sie einen tiefen Abdruck im Metall hinterließ. Allerdings schien auch das seine Wut nicht zu zügeln.
Miko und Nelen zuckten zusammen, als er herumwirbelte und seinen Krallenfinger auf Endriels Kopf richtete. »Das ist alles deine Schuld!«
Sie hörte ihn gar nicht. Klein und still saß sie auf dem anderen Diwan, die Hände im Schoß zusammengelegt, und ihr Blick hing an den Überresten des Geisterkubus mit Liyens Abschiedsbotschaft, den Kerus mächtige Pranken zu Kristallsplittern zerbröselt hatten. Selbst nachdem sie Liyens Worte zum zweiten Mal gehört hatte, war Endriel immer noch unfähig, es zu begreifen:
Liyen war der Schattenkaiser: das Wesen, vor dem halb Kenlyn zitterte. Trotz aller Befürchtungen, die sie nachts hatten wach daliegen lassen, ungeachtet aller Paranoia und Katastrophenszenarien, die sie durchgespielt hatte, hätte sie diese Enthüllung niemals, unter keinen Umständen, nicht in einer Million Jahre vorhersehen können. Nicht nach dem, was sie von Keru über den Anführer des Kults gehört hatte. Nicht nach dem, was sie in Liyen gesehen hatte. Und noch immer war sie nicht ganz bereit, Liyens Geständnis zu glauben. Es konnte nicht sein, der Kubus musste eine Fehlfunktion gehabt haben!
Aber die anderen hatten es auch gesehen. Und Liyens Worte erklärten alles .
Endriel wusste, sie sollte wütend sein; rasend vor Zorn. Doch alles, was sie fühlte, waren Angst und Schuld. Liyen hatte sie verraten – und sie saßen auf diesem Planeten fest. Es gab keinen Weg an den Schatten vorbei.
Das Eidolon konnte ihnen nicht helfen. Endriel hatte mit ihm Kontakt aufgenommen, kurz nachdem sie den tragbaren Nexus von Bord geworfen hatten – bevor er Schatten oder Schlimmeres ausspuckte.
»Bitte!«, hatte sie den Sha Yang angefleht. »Es muss eine Möglichkeit geben – irgendwas!«
Yu Nan hatte nur traurig den Kopf gesenkt. » Ich habe zu wenig Daten «, hatte er gestanden. » Es tut mir leid. «
»Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!« Keru stapfte auf Endriel zu. Blutflecken durchweichten den Verband an seinem Bein; es schien ihn nicht zu kümmern. »Sieh mich an, verdammt!«
Erst jetzt hob sie den Blick. Zaghaft. Ängstlich.
»Du hast uns in diese Scheiße geritten!
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