Rückkehr nach Kenlyn
Untergang des Saphirsterns nicht mehr hergestellt wurden. Nun würden sie helfen, jene Maschinen wieder zum Laufen zu bringen, die der Kult in den vergangenen dreihundert Jahren in seinem Palast gehortet hatte, während Hunderte, nein, Tausende weiterer Drachenschiffe und Artefakte auf ihre Entdeckung warteten. In diesem Moment bargen Erkundungstrupps Sonnenaugen und Landbarken aus den Ruinen ringsum und begaben sich auf die Suche nach anderen Hinterlassenschaften der Vergangenheit, wie beispielsweise den ehemaligen Stützpunkten des Kults.
Dieser Planet beherbergte das größte Waffenarsenal der Geschichte – und alles, was sie tun mussten, war sich daran zu bedienen. Wenn von zehn Schiffen auch nur eines funktionierte, war das bereits ein unschätzbarer Gewinn. So wuchs die Armada des Kults von Tag zu Tag; es würde nicht lange dauern, bis sie der Flotte der Weißmäntel ebenbürtig war – und diese sogar noch übertrumpfte.
Der Sieg war in erster Linie eine Frage von Zahlen: Während des Zweiten Freiheitskrieges war Syl Ra Vans Flotte auf gut zweihundertzwanzig Schiffe zusammengeschrumpft, und nicht alle davon waren Kriegsschiffe. Über die Hälfte bestand aus unbewaffneten Truppentransportern, Kurieren, Aufklärern und Lazarettschiffen. Von den gewaltigen Zerstörern der Sturmdrachen-Klasse war nur ein einziges Exemplar erhalten geblieben: die allseits gefürchtete Dragulia .
Der Kult dagegen besaß gut dreißig Kriegsschiffe. Die meisten davon waren mit Sonnenaugen und Kraftfeldgeneratoren nachgerüstete Zivilschiffe, die der Feuerdrachen-Klasse der Weißmäntel ebenbürtig war. Wenn alles lief wie geplant, würde sich ihre Zahl innerhalb eines Monats verdoppeln – oder sogar verdreifachen. Niemand konnte auch nur ahnen, welche vergessenen Waffen es noch auf diesem Planeten zu finden gab.
Galet wusste, dass er sich freuen sollte; die Ausgrabungen, die er hier beaufsichtigte, würden die Jahre der Unterdrückung beenden. Für dieses Ziel hatte er alles gegeben. Trotzdem fiel es ihm schwer, Triumph zu fühlen.
Was habe ich falsch gemacht? Seit seiner letzten Audienz mit der Kaiserin spukte diese eine Frage in seinem Gehirn herum. Wofür hat sie mich bestraft?
Sein Platz war an ihrer Seite – warum also musste sie ausgerechnet ihn auf diesen abstoßenden Planeten schicken? Hatte er irgendetwas gesagt, das sie verärgert hatte? War sie mit seinen Leistungen unzufrieden?
Oder lag es daran, wie er sie angesehen hatte?
Seine Ankunft auf dieser Welt lag nur einen halben Tag zurück, trotzdem hatte Galet das Gefühl, er wäre schon seit drei Ewigkeiten hier, in diesem staubigen Massengrab, auf dieser grau-in-grauen Welt, die selbst der Sonne die Kraft auszusaugen schien. Kenlyn schien hier draußen nur eine ferne Erinnerung zu sein.
Ein Nexus im Palast hatte ihn zusammen mit Yor und dessen achtzehnköpfiger Mannschaft aus Kryptomaschinisten, Archäologen und Mechanikern zum Stützpunkt an Kenlyns Nordpol gebracht. Dabei handelte es sich um einen in aller Eile aufgebauten Hangar mitten im ewigen Eis, über dem die Patrouillenschiffe kreisten wie schwarze Geier. Dieses Schiff, die Toron , benannt nach dem Ersten Schattenkaiser, hatte sie durch das Ringportal geflogen; der Gedanke, von einem Planeten zum anderen zu reisen (noch dazu zur Wiege der Hohen Völker) war Galet ehrfurchtgebietend und beunruhigend zugleich vorgekommen. Doch dann hatte er die graue Öde gesehen und seine Fassung sehr schnell wieder gewonnen. Und die ganze Zeit hatte er sich gefragt: Warum? Warum schickt sie mich hierher?
Während er in Gedanken versunken gewesen war, hatten Yor und seine Gelehrten sich ganz ihrer Begeisterung hingegeben und begonnen, über den Ursprung der ewigen Blitze zu räsonieren. (Sie hatten sich schnell darauf geeinigt, dass diese durch die elektrostatische Aufladung der Atmosphäre verursacht wurde, für die wiederum jene Partikel verantwortlich waren, die aus Rokors zersetztem Leichnam hervorgegangen waren – der allgegenwärtige, unvermeidliche und verhasste Staub, der in allem hier war: den Decks, den Quartieren, dem Essen, dem Trinken, der Kleidung, überall! )
Am meisten quälte Galet der Gedanke, dass er jederzeit durch den Nexus der Toron in den Palast hätte zurückkehren können; die Heimat lag nur einen Schritt entfernt. Doch er hätte es niemals gewagt, sich dem Befehl der Kaiserin zu widersetzen; er würde ihr seinen Wert wieder unter Beweis stellen, bis sie sich anders entschied und ihn zurück
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