Rückkehr nach Kenlyn
hinab auf die Dünen, bis es diese fast berührte. Durch das Fernglas konnte Galet deutlich sehen, wie zwei massive Greifarme aus der Maschine ausgefahren wurden und sich in die grauen Massen gruben.
Einen Augenblick lang geschah gar nichts – dann stieg das Schiff wieder auf, diesmal unter vollem Einsatz seiner Steuerdüsen. In dem Schleier aus Staub waren für einen Moment nur die Umrisse des Fluggeräts und das gleißende Blau seines Antriebsfeuers zu sehen. Dann gewann das Drachenschiff blitzschnell an Höhe: hundert Meter, fünfhundert, tausend. Es flog weit über die Staubwoke hinaus – und erst jetzt war das Ding zu sehen, das es aus seinem staubigen Grab geborgen und an seinen Rumpf geklammert hatte.
Galet justierte das Fernglas neu und richtete es auf die unförmige Silhouette:
Das Wrack war so zerbeult, als hätte eine Horde Drachen es als Spielball benutzt. Soweit er es erkennen konnte, musste seine Hülle früher metallisch-blau geglänzt haben, doch Staub und Zeit hatten einen Großteil der Lackierung zu einem matten Grau abgescheuert. Die rechte Steuerdüse baumelte von der Spitze des rechten Flügels herab; sie schien nur noch an einigen wenigen Kabeln zu hängen und erinnerte ihn an ein Stück Fleisch, das von ein paar dünnen Sehnen gehalten wurde. Von der Brückenkuppel war nichts übrig geblieben, außer im Mondlicht glänzenden Splittern, die ihn an kristallene Zähne denken ließen. Graue Rinnsale rieselten aus Öffnungen im Schiff wie der Sand in einer Sanduhr.
»Wunderbar!«, schnurrte Yor neben ihm. »Einfach wunderbar!«
Galet ließ das Fernglas sinken und sah den Obersten Kryptomaschinisten an. Wie jedes Mal, wenn sie eine solche Maschine aus dem Dreck zogen, war er in Ekstase geraten. »Wollen wir hoffen, dass es besser fliegt, als es aussieht.«
»Oh, das wird es!«, versprach Yor und richtete die Brille vor seinen halbblinden Katzenaugen. »Das wird es!« Er überprüfte die Anzeigen der obskuren Instrumente, mit deren Hilfe sie die tote Maschine unter der Wüste gefunden hatten; sie glühten auf der abgedunkelten Brücke der Toron wie verzauberte Juwelen. Nicht zum ersten Mal fiel Galet auf, dass Yors Fell die gleiche Farbe hatte, wie die Welt da draußen.
»Der Äthermotor ist weitgehend intakt, die meisten Schäden scheinen sich allein auf die Hülle zu beschränken!« Yor zeigte Galet sein trotz des hohen Alters perfektes Raubtiergebiss. »Eines muss man den Sha Yang lassen: Sie haben sehr solide Artefakte gebaut!« Zwei seiner Assistenten kamen zu ihm, um ihn zu dem neuen Fund zu beglückwünschen.
» Sie gehen jetzt rein «, meldete der Draxyll-Kapitän des Trägerschiffs über Geisterkubus.
Galet hob wieder das Fernglas und verfolgte, wie draußen in der Nacht winzige Gestalten aus dem Bauch der fliegenden, schwarzen Maschine krochen, und sich Zugang zum Wrack verschafften. Kurz darauf wurde Licht hinter dessen Brücke entfacht. Nur einen Moment später erwachten vier blaue Flammen zum Leben.
» Antriebe arbeiten einwandfrei! «, meldete eine körperlose Stimme aus einem anderen Kubus. Es folgten Applaus und anerkennendes Horntuten von Yors Leuten und der Brückenbesatzung der Toron .
»Wie ich sagte«, brummte der Skria hörbar zufrieden. »Es wird fliegen!«
Galet wandte sich dem Geisterkubus mit der Projektion des Kapitäns zu. »Gute Arbeit. Versuchen Sie, die beschädigte Düse einigermaßen herzurichten, dann fliegen wir die nächste Fundstelle an.«
» Verstanden. « Der Kubus wurde wieder kristallklar.
Zehn Schiffe hatten sie bislang aus der Wüste geborgen. Drei davon waren völlig unbrauchbar. Zwei waren während der Inbetriebnahme explodiert, ein anderes war von Dunklen Äther verseucht, der es unmöglich machte, sich dem Wrack in den nächsten zehntausend Jahren zu nähern.
Die übrigen vier Fluggeräte jedoch waren – wie ihr neuster Fund – mehr oder weniger intakt geblieben, wenn man von Schäden an der Außenhülle, gebrochenen Flügeln oder zerdrückten Schubdüsen absah. Yors Leuten war es bislang gelungen, drei von ihnen soweit flott zu kriegen, dass sie für die letzten Reparaturen zurück nach Hause geschickt werden konnten, ohne ihnen um die Ohren zu fliegen.
Darüber hinaus hatten sich selbst die Maschinen, die sie nicht in die Luft bekamen, als die reinsten Schatzkammern erwiesen, denn sie waren voll von Energieleitungen, Herzkristallen, Navigationsinstrumenten und Kraftfeldgeneratoren – all den nützlichen Spielzeugen, die seit dem
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