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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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zu haben, und obwohl sie die Wände ringsum mit antiken Sakedo schmückte, bezweifelte Telios, dass sie den Umgang mit diesen Waffen noch hinreichend beherrschte.
    Es war früher Nachmittag, und das Fenster zu seiner Rechten zeigte den im Sonnenlicht funkelnden Kratersee und die Häuser, Kuppeln und Türme der Stadt Harassadan, welche das Gewässer wie ein Ring umschloss. Die Segelschiffe, die auf dem See verkehrten, erinnerten ihn an Wasservögel mit gespreizten Flügeln.
    Harassadan lag nahe den südwestlichen Ausläufern des Niemandslandes, aber das Klima hier war nicht zuletzt dank der Wetterkontrollen im Orbit herbstlich mild – und es gab keine Spur mehr von dem Blut, das letzte Nacht auf den Straßen vergossen worden war.
    Die Residenz der Administratorin erhob sich zusammen mit dem hiesigen Ordensstützpunkt auf einer künstlichen Insel in der Mitte des Sees und beherbergte einen festungsartigen Komplex aus Kasernen, Wehrtürmen, Lande- und Exerzierplätzen und Waffenlagern; alle unter dem Banner des geflügelten Schwerts. Das Festland war über drei einfahrbare Brücken zu erreichen; bei Bedarf konnte die Verbindung zur Stadt sofort abgebrochen werden. (Der Admiral hatte überlegt, ob hierin eine tiefgründige Metapher zu finden war.)
    Die Dragulia lag wie ein gestrandeter weißer Wal an der Insel vor Anker, nachdem sie vor gut zwei Stunden gelandet und mit einer ausgedehnten Parade empfangen worden war.
    Die »routinemäßige Inspektion« des Admirals war gerade eben erst abgeschlossen worden – »zur vollen Zufriedenheit«, wie er der Administratorin versichert hatte, die daraufhin vor Stolz fast zu platzen schien. Während Telios Pellins anschließender Einladung zum Essen gefolgt war, versteckten seine Leute Wanzen auf dem Gelände und bespitzelten unauffällig das Personal.
    »Ich hoffe, Ihre Geistesabwesenheit hat nichts mit Ihrer Besichtigung zu tun, Andar«, sagte Pellin gutgelaunt. »Ich habe mir eigentlich immer eingebildet, ein strenges Regiment zu führen.«
    »Kein Grund zur Besorgnis.« Telios stocherte in seinem Essen. Sein Appetit war immer noch nicht zurückgekehrt. »Ich habe nur ... vergangene Nacht nicht besonders gut geschlafen.«
    »Wie wäre es mit einem Glas Wein? Wie man hört, sind gute Weine ein Steckenpferd von Ihnen.«
    »Das einzige, für das mir Zeit bleibt«, sagte Telios. »Aber ich fürchte, ich muss ablehnen.« Er litt noch unter einem leichten Kater und hatte sich geschworen, die nächsten Tage nichts als Wasser zu trinken. Er drehte sein leeres Glas und betrachtete seine verzerrte Reflektion darin.
    Woher willst du wissen, dass du ihr trauen kannst? Glaubst du etwa, du siehst Kaleen in die Augen und hast sofort Gewissheit? Denk an Shiaar. Denk an Shuan-Kor. Denk an all die anderen Verräter, denen du bereit warst zu glauben.
    »Ich habe von den Unruhen in der Stadt gehört«, sagte er. »Ehrlich gesagt war ich auf das Schlimmste vorbereitet, als wir hier eintrafen.«
    Pellin zuckte mit den Achseln, während sie sich Wein eingoss. »Ein paar Bauerntölpel, die die Nerven verloren haben. Wir hatten Glück: Es gab nur ein paar Verletzte, und meine Leute konnten die Aufrührer schnell wieder besänftigen. Aber wie man hört, ist es andernorts nicht ganz so glimpflich abgelaufen.«
    Telios, der wusste, wie sehr sie die Angelegenheit herunterspielte, sagte: »Bedauerlicherweise nein.«
    Eine Möwe flog kreischend am Fenster vorbei.
    »Die Sache in Xanata hat anscheinend den ganzen Planeten ziemlich nervös gemacht.« Administratorin Pellin sah dem Vogel nach. Sie nahm einen Schluck Wein, dann einen zweiten. »Natürlich war es auch für mich ein Schock. Dunkler Äther – das war bisher immer eine Sache aus alten Gruselgeschichten. Aber glücklicherweise ist die Situation längst unter Kontrolle.«
    Wenn dir das hilft, besser einzuschlafen , dachte der Admiral. Aber er sagte nichts.
    Pellin spießte ein Stück Fisch auf. Ihre Miene verdüsterte sich. »Natürlich gibt es die üblichen Unruhestifter, die uns und Seiner Exzellenz die Schuld für Xanata geben. Illoyale und Anarchisten – hätte ich nur einen Gonn für jeden dieser Narren, der mir über den Weg läuft, könnte ich mich längst zur Ruhe setzen. Von überall hört man Vorwürfe der Verschwörung und Vertuschung. Als ob wir die Stadt in die Luft gejagt hätten. Ha. Zivilisten .« Aus ihrem Mund klang es wie das schlimmste aller Schimpfworte. Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was in den Leuten vorgeht.

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