Rückkehr nach Kenlyn
war, waren zu Dutzenden in allen Städten mit mehr als tausend Einwohnern deponiert worden und Hunderten von kleineren Siedlungen, auf dem ganzen Planeten. Ungeachtet der Zeitzone wurden die Artefakte in fast perfektem Einklang aktiviert, und überall, wo man ihre Botschaft sah und hörte, hielten die Bürger inne, stoppten auf den Straßen oder blickten verschlafen aus den Fenstern. Mehr als ein Drittel von Kenlyns Bevölkerung wurde Zeuge der Projektion.
Sie zeigte eine rothaarige Frau, jung und ernst, mit einer Stimme, so eindringlich und schön, dass niemand sie ignorieren konnte. Sie trug schwarz und über dem Herzen ihrer Uniform ein silbernes Emblem: einen Dreizack, dessen äußere Spitzen um die mittlere gedreht waren.
»Bürger von Kenlyn – hört mich an!«, sagte sie.
Und die Bürger Kenlyns lauschten.
»Mein Name ist Liyen Tela. Ihr kennt mich nicht. Und doch bin ich eine von euch.
Dies sind schwere Zeiten für uns alle. Zu vieles ist in den letzten Tagen geschehen, das euch verwirrt hat, wütend machte oder verzweifeln ließ. Die Straßen sind voller Blut; Chaos herrscht und ihr fragt euch: Wem können wir noch vertrauen? – während die Wesen, die euch beschützen sollten, versuchen, euch zum Schweigen zu bringen. Ihr glaubt, dass es niemanden gibt, an den ihr euch wenden könnt.
Doch das stimmt nicht. Ich spreche heute zu euch, um euch zu zeigen, dass ihr nicht allein seid in eurem Kummer. Meine Untertanen und ich stehen auf eurer Seite.
Ihr wisst, welchen Namen man uns gegeben hat. Man hat euch gesagt, dass wir nichts anderes wollen als Krieg und Zerstörung. Aber wir sind nicht diejenigen, die ihre Sonnenaugen auf euch richten. Wir sind nicht diejenigen, die euch seit Jahrhunderten belogen haben.
Das einzige, für das wir kämpfen – für das wir immer gekämpft haben – ist die Freiheit der Hohen Völker. Wir wollen eine Welt, in der wir unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen, so wie es vor Syl Ra Vans Machtergreifung der Fall war.
Der Unfall in Xanata hat seine wahre Gesinnung offenbart: Anstatt seinem Volk beizustehen, hat er die Situation ausgenutzt, um ein weiteres Mal den Ausnahmezustand auszurufen. Er hat seine Friedenswächter ausgesandt, um all jene niederzuschlagen, die Gerechtigkeit und Mitgefühl fordern.
Jahrhunderte lang waren wir gezwungen, uns vor dem Gouverneur und seinen Schergen zu verstecken. Wir mussten aus dem Verborgenen mitansehen, wie die Friedenswächter sich von den Dienern der Hohen Völker in deren Wachhunde verwandelten; wie jeder, der es wagte, an der neuen Weltordnung zu zweifeln, zum Feind des Staates erklärt wurde.
Jahrhunderte lang waren wir zu schwach, um einzugreifen. Jetzt sind wir stärker, aber wir brauchen Unterstützung, wenn wir den Tyrannen stürzen wollen.
Daher wenden wir uns an euch: Die Friedenswächter sind wenige – und ihr seid viele. Wenn wir, die Völker von Kenlyn, uns gemeinsam erheben und mit einer Stimme sprechen, können sie uns nicht länger ignorieren. Zeigt ihnen, wie machtlos sie sind! Steht auf und kämpft mit uns! Für die Freiheit von Kenlyn – für die Freiheit von uns allen und der kommenden Generationen!
Ich weiß, ihr habt keinen Grund mir, einer Fremden, zu glauben. Also hört einem Mann zu, der sein halbes Leben lang in eurem Namen gekämpft hat, und urteilt dann.«
Das Bild der jungen Frau verschwand, und an seine Stelle trat die Projektion eines anderen Menschen; eines bärtigen Mannes mit brauner Haut und Augen wie Obsidian.
»Bürger von Kenlyn«, begann er mit befehlsgewohnter Stimme. »Ich bin Andar Telios, Kommandant der Dragulia und ehemaliges Mitglied des Ordens der Friedenswächter.
Viele von euch haben es bereits gehört: Der Gouverneur hat mich und meine Mannschaft zu Verrätern erklärt und lässt uns jagen. Dabei besteht unser einziges Verbrechen darin, dass wir den Bürgern in der Region um Xanata helfen wollten.
Mein Leben lang habe ich Syl Ra Van treu gedient. Mein Leben lang habe ich im Schattenkult meinen Todfeind gesehen. Mein Leben lang bin ich belogen worden.
Syl Ra Van hat nichts unternommen, um den Notleidenden zu helfen. Viele von euch haben Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, Freunde und Verwandte durch den Dunklen Äther verloren. Syl Ra Van hätte vielen von ihnen, wenn nicht allen, helfen können. Doch er hat es vorgezogen, sie sterben zu lassen. Er hat keine Hilfe geschickt, und auch die Dragulia aus dem Katastrophengebiet abgezogen.
Dies war der Moment, in dem
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