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Rückkehr nach Kenlyn

Rückkehr nach Kenlyn

Titel: Rückkehr nach Kenlyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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sich nicht verstecken! Ich ...« Der Qualm brachte ihn zum Husten. »Ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen! Ich habe Wasser und etwas zu essen!«
    Da! Ein Schemen war am Rande seines Blickfeldes vorbeigehuscht! Kais Blick flog hinauf zu einer aufgerissenen Fassade im dritten Stockwerk. Doch in den Schatten dahinter bewegte sich nichts.
    Mit knirschenden Schritten trat er näher. »Bitte! Sie brauchen keine Angst zu haben! Ich ... ich tue Ihnen nichts! Ich will nur ...« ... mit Ihnen reden , fügte er im Gedanken hinzu. Er kam sich vor, als spräche er mit einem Gespenst.
    Dann, ein Geräusch von oben, wie der Schlag großer Flügel: Etwas war über seinem Kopf hinweg von einer Seite der Straße zur anderen gesegelt! Kai riss den Kopf hoch – und etwas Großes stürzte sich auf ihn. Eine Sekunde lang glaubte er, die weiten Schöße eines hellen Mantels zu erkennen, die sich im Wind aufblähten. Dann traf etwas seine Schultern, er landete ächzend mit dem Gesicht im Staub. Jemand kauerte auf ihm, drückte seine Beine und Arme zu Boden. Der Schal hatte sich gelöst; Kai spuckte Dreck. Die Schutzbrille war verrutscht, sodass er nichts mehr sehen konnte. Er versuchte, sich zu bewegen, aber sein Angreifer hielt ihn fest, und er war zu erschöpft, ihn abzuwerfen.
    »Wer bist du?«, hörte er eine fremde und gleichzeitig seltsam vertraute Stimme fragen. »Woher kommst du? Warum lebst du?« Sie sprach Komdra mit einem merkwürdigen Akzent; einem melodischen Singsang mit weichem »R«, den er bisher nur in den Aufzeichnungen uralter Geisterkuben gehört hatte. Und sie klang definitiv nicht menschlich.
    Kai versuchte, trotz des Staubs in seinem Mund zu sprechen. »... tue Ihnen ... nichts!«
    »Du kannst nicht leben!«, sagte das Wesen auf seinem Rücken. »Sie sind tot, alle sind tot!«
    Langsam begriff Kai, dass er die Stimme gar nicht gehört hatte, zumindest nicht mit seinen Ohren. Sie sprach direkt in seinen Geist; eine klare Stimme, melodisch wie ein Flötenspiel.
    Aber das ist unmöglich!
    Endlich erhob sich der Angreifer von seinem Rücken. Kai wurde achtlos umgedreht, dann legte sich das Gewicht auf seine Hüfte. Eine kühle Hand griff nach seinem Kopf, eine andere zerrte die Schutzbrille von seinen Augen.
    Er blinzelte gegen den Staubschleier und den Schein der Lichtkugel an, die direkt neben ihm gelandet war. Schräg stehende, zusammengekniffene Augen, die wie polierte Bronze glänzten, musterten ihn, und winzige Zähne in einem winzigen Mund wurden gefletscht. Kais Blick folgte labyrinthischen Tätowierungen in Silber, welche die glatte, hellblau schimmernde Haut bedeckten. Haar, weißer als Schnee und zart wie Daunen, tanzte im Wind. Perlmuttfarbene Schwingen aus Leder waren bedrohlich aufgestellt; sie hatten eine Spannweite von fast vier Metern und wirkten im Schein der Lichtkugel glatt wie eine Leinwand. Sie zitterten – und er glaubte, durch die nackte Brust ein wildes Herz schlagen zu sehen.
    Es war die erste weibliche Sha Yang, die er jenseits von historischen Aufzeichnungen sah. Er wusste nicht, woher er es wusste; doch obwohl die passenden Geschlechtsmerkmale fehlten, war etwas an den zarten Gliedmaßen und dem flachen, schmalen Gesicht, das ihm eindeutig feminin erschien.
    Und noch bevor er etwas sagen konnte, legten sich zwei Hände mit langen, dünnen Fingern um seinen Hals und drückten ihm die Kehle zu.
    »Antworte!«, dröhnte die Stimme der Sha Yang in seinem Kopf, ohne dass sich ihr Mund bewegte. »Wer bist du? Und warum bist du am Leben?«

11. Ein gefährliches Spiel
    »Mein Ratschlag zum Überleben ist simpel: Tue nichts Dummes – und unterschätze niemals deine Feinde.«
    – Yanek Naguun
    »Halt!«, fauchte Keru. Endriel ächzte, als er Liyen und sie unsanft gegen eine Mauer drückte. Keinen Mucks!, befahl seine Miene.
    Erst jetzt hörte Endriel die Piratenhorde anstürmen, nur eine Straße weiter. Sie wagte es nicht zu atmen. Auch Liyen verhielt sich vollkommen still. Es hatte wieder zu schneien begonnen und dicke weiße Flocken schwebten auf ihre Köpfe herab, während sie alle drei die Luft anhielten.
    Doch die Piraten bemerkten sie nicht; sie waren nur daran interessiert, mit ihrer Beute zu den Schiffen zu flüchten, die mit herabgelassenen Strickleitern und Seilen darauf warteten, sie wieder an Bord zu nehmen.
    Endriel dachte an die blauen Sterne, die sie vorhin am westlichen Horizont ausgemacht hatte: Die Friedenswächter waren im Anmarsch. Aber solange die Maschinen der Piraten noch

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