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Rückkehr nach Killybegs

Rückkehr nach Killybegs

Titel: Rückkehr nach Killybegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sorj Chalandon
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Byrne.«
    »Ich brauche einen Freund, keinen Pfarrer.«
    Joshe antwortete nicht. Er hatte sich verändert. Ich hatte ihn als singende Amsel, als pockennarbigen Kobold aus unseren Wäldern in Erinnerung. Jetzt saß da ein schwächlicher, verhutzelter Mönch in einer schwarzen Kutte. Und ich fühlte mich noch älter.
    Wir saßen in der Mariä-Verkündigungskirche auf der ersten Holzbank vor dem Altar. Alles war frisch renoviert. Der Chor in scheußlichem Fuchsiarosa. Kein Winkel, nichts, wo man dem Licht entkommen konnte. Joshe schaute vor sich hin. Murmelnd spielte er mit der weißen Kordel seines Habits.
    »Du zitterst, Tyrone.«
    »Ich habe Durst.«
    Er betrachtete das Gewölbe. Schweigen.
    »Ohne Judas hätte Jesus nichts tun können.«
    »Sprichst du mit mir?«
    »Mit uns.«
    Ich beobachtete ihn. Er hatte die Hände gefaltet.
    »Wonach suchst du?«
    »Ich bin gekommen, um dir zu helfen, Tyrone.«
    »Wer sagt dir, dass ich Hilfe brauche?«
    »Du. Deshalb bist du gekommen.«
    Ich drehte mich um. Ein junges Mädchen, ins Gebet versunken, saß nahe der Tür.
    »Wer schickt dich?«
    Er lächelte. »Das Kind, das du einmal warst. Das schickt mich.«
    »Hör auf, bitte! Hier ist niemand außer dir und mir.«
    Joshe schloss die Augen. Immer noch dieses Lächeln. Schon als wir Kinder waren, hatte er so gelächelt. Damit sagte er ohne Worte, dass er mehr wusste.
    »Vergib mir und dann lass uns das hier beenden.«
    Er sah überrascht drein.
    »Hast du mich nicht deshalb kommen lassen, Father Byrne?«
    »Tyrone! Ich bin kein Absolutionsspender.«
    »Du bist Pfarrer. Es ist dein Job, meine Seele zu retten, nicht meine Haut.«
    »Du hast bestimmt viel gelitten, mein Freund.«
    Er kniete nieder. Ich tat es ihm nach, mit schmerzenden Knien.
    »So kann ich nicht bleiben. Sag, was du zu sagen hast.«
    Er öffnete die Augen.
    »Ich wusste schon immer, dass du der Tapferste und der Loyalste von uns warst.« Nun sah er mich an. »Und um deine Tapferkeit und Loyalität zu prüfen, schenkte Unser Vater dir die Gabe des Verrats, Tyrone.«
    Ich starrte vor mich hin. »Hör auf damit, hab ich gesagt!«
    »Dein Land hatte es nötig, verraten zu werden, so wie es für dich nötig war, dein Land zu verraten.«
    »Joshe, verdammt! Hör auf !«
    »Jesus hat Judas Ischariot aufgefordert, das Abendmahl zu verlassen, erinnerst du dich? Und sagte zu ihm: ›Tue, was du zu tun hast, tue es schnell.‹«
    Ich stand auf. »Ich gehe, Joshe.«
    Er legte seine Hand auf meinen Arm.
    »So wie Christus Ischariot brauchte, so brauchte dich dein Land.«
    Ich machte mich von ihm los.
    »Der Verratene und der Verräter erleiden den gleichen Schmerz, Tyrone. Man kann Irland lieben bis zum Tod oder bis zum Verrat.«
    Ich sah ihn an.
    »Was erzählst du da?«
    »Du bist zum Verräter geworden, um diesen Krieg abzukürzen, Tyrone. Auf dass der Schmerz deines Landes ende.«
    Ich fühlte Zorn in mir aufsteigen.
    »Was weißt du schon von meinem Verrat, Joshe? Was weißt du denn, Father Byrne? Du hast davon in der Zeitung gelesen, ja?«
    »Ich kenne dich.«
    »Nein! Du kennst mich überhaupt nicht! Das letzte Mal haben wir uns gesehen, als ich mit fünfzehn Torf stechen war!«
    »Aber du bist fünfzehn, Tyrone Meehan.«
    Ich ließ mich auf die Bank zurückfallen. Joshe schwafelte Pfaffenquatsch. Ich hatte also recht, mir Sorgen zu machen.Das Leben hatte dem kleinen Kobold übel mitgespielt, auch die Kirche und alle Heiligen. Er hatte nichts Lebendiges mehr an sich. Seine Kutte war zu groß und zu schwarz. Die Füße im Winter nackt. In den Augen das Schweigen der Blöden. Die Haare ausgefallen, die Zähne auch. Er kam mir so vor, als ob der Tod ihn am Ärmel zöge.
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    Er nickte, sah mich glückselig an.
    »Falls du Sheila in Belfast siehst, sag ihr, der kleine Franzose ist willkommen, wenn er das will.«
    »Der kleine Franzose?«
    »Sag ihr das. Sie wird es verstehen.«
    Joshe legte seine Stirn wieder auf seine gefalteten Hände.
    »Gib mir ein wenig von deinem Schmerz, Tyrone.«
    Er wurde immer leiser.
    »Teile diese Prüfung mit mir. Gewähre mir diese Gnade. Mach mich zu deinem Komplizen.«
    Er hatte die Augen wieder geschlossen.
    »Ich habe nicht mit der IRA gesprochen, auch nicht mit Sheila oder mit sonst wem. Warum sollte ich mich einem Mönch anvertrauen, der gerade aus Zimbabwe zurückkommt?«
    »Du bist nicht in der Beichte, du bist in der Liebe, Tyrone.«
    »Ich will dein Mitleid nicht, Joseph Byrne! Was mir fehlt, ist

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