Rückkehr nach Killybegs
Hüften.
Auf dem Nachhauseweg kam ich an einer Tür vorbei, aus der mich ein Pub des Viertels freundlich ansprach. Ich hatte die Hand schon am Kupfergriff und wollte eintreten, als alles in die Luft flog. Ein Wahnsinnsknall weiter unten in Divis. Auf der Straße stand alles still. Ich erstarrte. Schwarzer Rauch stieg hinter den Türmen auf. Leute rannten auf das Feuer zu. Schwarze Taxen wendeten hupend, um den Opfern zu Hilfe zu kommen. In Belfast flieht man nicht vor dem Unglück, man steht denen bei, die es erwischt.
»Eine Scheißbombe!«, rief der Wirt des Pubs und trat auf die Straße.
Ich wankte zum Gehsteig. Vor meinem inneren Auge sah ich die drei wieder. Jim, Manus und Brenda. Wie sie sich große Mühe gaben, unschuldig dreinzuschauen.
Keine Verhaftungen, hatte Waldner versprochen. Und das Schwein hatte Wort gehalten.
Jim O’Leary, Manus Brody und Brenda Conlon wurden vom Feuer zusammengeschweißt. Man musste die verschmorten Körper gewaltsam voneinander trennen. Die IRA erklärte, der Verantwortliche der Einheit sei einem falschen Handgriff zum Opfer gefallen. Das stimmte nicht. Unser Führungsstab wusste das, wollte aber die Kehrseite der Technik nicht eingestehen.
Ich wurde fast verrückt vor Zorn. Quetschte Waldner aus, den rothaarigen Cop, all diese Schweine, die meinten, sie könnten mich benutzen. Der Cop redete schließlich. Damit ich mich beruhigte, an meinem Platz bliebe und mit dem Geschreiaufhörte. Eine Minenräumeinheit war nachts mit vier SAS-Agenten in das Haus gegangen. Sie hatten die Sprengkörper nicht entfernt, sondern nur den Zündmechanismus untersucht. Statt eines komplexen Steuerungssystems, das auf codierte Impulse reagierte, fanden sie eine ungeschützte Vorrichtung, eine Fernbedienung für Modellspielzeuge. Die Frequenz der Bombe war für parasitäre Signale empfänglich.
»Mallory ist sich seiner zu sicher, das wird ihn den Kopf kosten«, seufzte ein Soldat.
Sie legten alles an seinen Platz zurück und verwischten ihre Spuren. Beobachteten das Haus von einem Dach der Divis Flats. Warteten, bis die Einheit sich wieder an die Arbeit machte, und schickten dann ihren Sender los, der in einem Eiswagen versteckt war. Zusammen mit einem Hubschrauber, der über dem Viertel stand, tastete er ein breites Spektrum von Funkfrequenzen ab, um den Schalter zu finden und ihn zu aktivieren. Die Operation dauerte weniger als eine Stunde. Hätte sie länger gedauert, dann hätten die Briten aufgegeben, das war vorab beschlossen worden. Es war zu gefährlich: Eiswagen mit ihrem traurigen Klingelton wurden gern von Kindern gestürmt. Dieser schlich wie ein schweigsamer Marodeur durch das Viertel. Ein Mann, der seinen Zaun weißte, sah ihn zwei Mal vorbeifahren. Beim dritten Mal trat er auf den Fahrer zu, um ihn anzusprechen.
In dem Moment explodierte die Bombe, gezündet von den Briten. Dicker schwarzer Rauch. Schreie. Und ein Hagel aus Projektilen, der ringsum niederging.
»Ein Cop wie ich entscheidet nicht darüber, was mit deinen Informationen passiert«, sagte der Cop.
»Ihr habt drei Menschen getötet!«
»Es war ihre Bombe. Nicht unsere.«
Waldner sagte mir dasselbe. Es tue ihm leid. Die britischen Geheimdienste hätten herausgefunden, dass die IRA nie die Absicht gehabt habe, das Ding auf einem Parkplatz zu zünden, sondern mit einem präparierten Wagen durch das Tor des Rathauses brechen wollte.
»Das stimmt nicht, verflucht! Ihr lügt!«
»Da steht Wort gegen Wort, Meehan. Und wenn du nichts dagegen hast, schenke ich meinen Informationsdiensten mehr Glauben als deinen. Wir wollten einfach null Risiko eingehen.«
Den Umschlag, den er mir gab, habe ich nicht zurückgewiesen. Hundertfünfzig Pfund für das Taxi und die Umstände.
Dann lief ich lange durch die feindlichen Viertel. In der Hoffnung, dass es bald vorbei sei. Ich hatte meine Jacke ausgezogen und die Ärmel meines Hemdes hochgekrempelt. Meine Tätowierungen gezeigt wie einen Stinkefinger. Die irische Fahne, das keltische Kreuz und 1916 in schwarzen Ziffern.
Mir ist nichts passiert.
Ich hatte Danny getötet. Ich hatte Jim und zwei unserer Kinder getötet. Ich war kein Verräter mehr, sondern ein Mörder. Es war vorbei. Und es gab kein Zurück.
*
Ich habe Fieber. Der Tag will und will nicht kommen. Ich warte noch immer auf diesen Fetzen Licht. Mir ist kalt von meinem Land, schlecht von meiner Erde. Ich atme nichtmehr, ich trinke. Das Bier fließt in Tränen durch meine Brust. Ich weiß, dass sie warten. Sie werden
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