Rückkehr nach Killybegs
kommen. Sie sind da. Ich werde mich nicht von hier wegrühren. Ich werde im Haus meines Vaters bleiben. Ich werde meinen Henkern ins Gesicht schauen, ihnen Aug in Aug gegenübertreten und ihnen die Vergebung des Erschossenen für ihre Tat gewähren.
Mein Gott, Mama, hilf mir.
Ich habe solche Angst …
Epilog
Am 5. April 2007 um fünfzehn Uhr fand die Garda Síochána Tyrone Meehans Leiche. Bäuchlings vor dem Kamin im Wohnzimmer. Er war anscheinend im Wald gewesen. Um ihn herum waren Äste verstreut. Er trug Jacke und Schal. Seine Mütze lag auf dem Boden.
Die Mörder hatten die Tür eingeschlagen. Er wurde von drei Schrotladungen Kaliber 12/76 getroffen, einer Munition, die für die Großwildjagd verwendet wird. Die erste riss ihm die linke Hand in Höhe des Handgelenks ab, die zweite ging in den Hals und nahm die rechte Wange und einen Teil der Schulter mit. Die dritte traf ihn in den Bauch.
Die IRA dementierte umgehend jede Verantwortung für den Tod Tyrone Meehans. Erst vier Jahre später, zu Ostern 2011, bekannte sich eine republikanische Gruppe, die gegen den Friedensprozess war, zu dieser »Hinrichtung wegen Verrats«.
»Er wirkte nicht überrascht, als er uns sah«, erzählte einer der zwei vermummten Mörder. »Er hat nicht geschrien und nicht gewinselt. Bei dem Versuch, ins Schlafzimmer zu fliehen, ist er ausgerutscht und hingefallen. Er lag am Boden, als wir das Urteil vollstreckten.«Tyrone Meehan wurde am 14. April 2007 im engsten Familienkreis auf dem Stadtfriedhof von Belfast bestattet.
Jack lebt heute in Neuseeland und arbeitet in einem irischen Pub in Christchurch. Sheila wohnt noch immer am Harrow Drive 16 in Belfast.
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Informationen zum Buch
Auf der Hausmauer steht bei seiner Ankunft: »Verräter«. Tyrone Meehan ist zurückgekehrt in das Cottage seines Vaters. Meehan wartet hier auf seine Erschießung. Er hat sein Land verraten, seine Mitkämpfer in der IRA, seine Familie. 2006 wurde Meehan, der ranghohe IRA-Kämpfer, der seit seiner Jugend für die Freiheit Irlands gekämpft hatte, enttarnt als Spion des britischen Geheimdienstes. 20 Jahre führte er ein Doppelleben. Einst erschoss er im Kampfgetümmel einen Gefährten. Seinen Männern gegenüber konnte er dies vertuschen, blieb für sie ein Held, doch der MI5 kannte den wahren Sachverhalt – und erpresste Meehan. In Killybegs nutzt er die ihm verbleibende Zeit, um sein Leben niederzuschreiben, weil weder Freunde noch Feinde wissen, wie er zum Verräter geworden ist.
Sorj Chalandon, lange Zeit Journalist bei der ›Libération‹, ist ein ausgezeichneter Kenner des Nordirland-Konflikts. Er war mit einem führenden IRA-Kämpfer und Sinn Féin-Mitglied befreundet, der 2005 seine Tätigkeit für den MI5 zugab und im April 2006 erschossen aufgefunden wurde.
›Rückkehr nach Killybegs‹ ist weit mehr als ein Agententhriller, ist eine mit großer Wucht, in klaren Sätzen erzählte Tragödie. Der Roman wurde in Frankreich für den ›Prix Goncourt‹ nominiert und mit dem ›Grand Prix du Roman de l’Académie française‹ ausgezeichnet.
Informationen zum Autor
Sorj Chalandon , 1952 geboren, war lange Journalist bei der Zeitung ›Libération‹ und arbeitet heute für ›Le Canard enchaîné‹. Seine Reportagen über Nordirland und den Barbie-Prozess wurden mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Für seine Romane erhielt er in Frankreich mehrere Preise. Bei dtv premium erschien weiterhin der Roman ›Die Legende unserer Väter‹.
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