Rueckkehr nach River's End
ich dir das nicht krumm.« Sie trank aus und stellte ihr Glas ab. »Außerdem hattest du mal ein Enthaltsamkeitsgelübde erwähnt, vielleicht ist dieses Gespräch also allein aus dem Grund überflüssig.«
»Ein Gelübde würde ich es nicht nennen. Mehr ein... Konzept.«
»Dann haben wir beide etwas, worüber wir nachdenken können. Jetzt muss ich mich wirklich sputen.«
»Ich fahre dich.«
»Bestell mir lieber ein Taxi.«
»Nein, ich bringe dich. Vielleicht bläst mir der Fahrtwind die Spinnweben aus dem Kopf. Du bist unglaublich faszinierend, Olivia. Kein Wunder, daß du seit Jahren durch mein Hirn spukst.« Wieder nahm er ihre Hand, eine Angewohnheit, die ihm langsam immer vertrauter wurde. »Deine Sachen sind noch im Auto, richtig?«
»Ja.«
»Dann Lass uns fahren. Schlüssel?«
Sie suchte in ihrer Tasche und gab sie ihm, während sie durch das Haus gingen. »Willst du die Alarmanlage nicht einschalten?«
»Scheiße, stimmt.«
»Du weißt, daß mein Vater dich gern sehen würde, während du hier bist. Meine Mutter natürlich auch«, begann Noah erneut ein heikles Gespräch.
»Ich weiß nicht, was meine Tante geplant hat, ob mir genügend Zeit dafür bleibt.«
»Ich dachte, du hältst nichts von Heucheleien?«
Olivia nahm ihre Sonnenbrille vom Armaturenbrett und setzte sie auf. »In Ordnung. Ich weiß nicht, wie ich damit zurechtkäme, ihn hier wiederzusehen. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich damit zurechtkommen werde, wieder in L. A. zu sein, wenn auch nur für ein paar Tage. Um das herauszufinden, bin ich hergekommen.«
Sie ballte die Fäuste in ihrem Schoß, entspannte sie wieder. »Ich erinnere mich nicht an die Stadt. Ich erinnere mich nur... Weißt du, wo das Haus meiner Mutter steht?«
»Ja.« Noah verhandelte gerade mit den derzeitigen Besitzern über eine Besichtigung.
»Fahr mich hin, ich möchte es sehen.«
»Liv, du kannst nicht hineingehen!«
»Das brauche ich auch nicht. Ich will es nur sehen.«
Die Panik war wie ein Flüstern in ihrem Kopf, eine eisige Liebkosung auf ihrer Haut. Aber sie zwang sich, am Tor stehenzubleiben. Die Mauern, die das Grundstück umgaben, waren hoch, solide und leuchtend weiß gestrichen. Bäume und die zurückgesetzte Lage schützten das Haus, aber sie konnte es in der Ferne erkennen, ebenfalls leuchtend weiß mit roten Schindeln auf dem Dach.
»Es gab Gärten, ich weiß nicht mehr, wie viele. Wunderbare Gärten. Einer lag unter großen, schattigen Bäumen, mit einem kleinen Teich, Goldfischen und Seerosen. Eine Brücke führte darüber. Meine Mutter sagte immer, sie sei für die Elfen.«
Olivia kreuzte die Arme vor der Brust, umfasste ihren Bizeps und krümmte den Rücken, als ob sie gegen eine plötzlich einbrechende Kälte ankämpfen wolle. »Außerdem hatten wir einen Rosengarten. Dutzende von Rosenbüschen. Bei meiner Geburt kaufte er einen weißen Rosenbusch und pflanzte ihn selbst ein. Das hat er mir erzählt. Er hat ihn selbst gepflanzt, weil der Busch etwas Besonderes war, und wenn er die Stadt verlassen musste oder zurückkam, legte er eine weiße Rose auf mein Kissen. Ich frage mich, ob die Gärten unverändert sind.«
Noah schwieg, streichelte nur ihren Rücken und hörte zu.
»Das Haus ist sehr groß. Mir kam es damals wie ein Palast vor. Hohe Decken und riesige Fenster. So viele Räume, und jeder auf seine Art etwas Besonderes. Ich hatte ein Himmelbett.« Sie erschauderte heftig. »Heute kann ich nicht schlafen, wenn etwas über meinem Kopf hängt. Mir war nie klar, warum. Jeden Abend hat mir jemand eine Geschichte erzählt. Meine Mutter, er - oder Rosa, wenn sie zusammen ausgingen. Aber Rosa kannte keine richtig guten Geschichten. Manchmal feierten sie eine Party, dann lag ich im Bett und hörte die Musik und das Lachen. Meine Mutter hatte gern Menschen um sich. Tante Jamie, Onkel David, ihr Agent Onkel Lou. Er hat mir immer Pfefferminzstangen mitgebracht, die dicken, altmodischen. Keine Ahnung, wo er die her hatte. Lucas Manning war auch oft da. Das muss zu der Zeit gewesen sein, als mein - als er fortging. Ich erinnere mich, daß Lucas da war, im Haus, oder am Pool. Er brachte meine Mutter zum Lachen. Zu mir war er auf eine beiläufige Art freundlich. Kinder merken sofort, wenn ihnen jemand etwas vormacht. Ich wollte ihn mögen, weil er Mama zum Lachen brachte, aber ich habe mir immer gewünscht, er würde aufhören, uns zu besuchen, denn wenn er nicht mehr kam, vielleicht würde dann mein... vielleicht würde er dann
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