Rueckkehr nach River's End
sie würde vergessen, warum er das tat. Es würde ihr gleichgültig sein.
»Du willst deine Geschichte schreiben.« Sie zog sich zurück. »Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich dir dabei helfen werde.«
»Natürlich will ich schreiben.« Wut schimmerte in seinen Augen, aber seine Stimme blieb kühl. »Das ist die eine Ebene. Ich habe gesagt, daß ich mich freue, dich zu sehen, und das meine ich ernst. Das ist eine ganz andere Ebene. Ich habe viel an dich gedacht, Olivia.«
Er machte eine kleine Bewegung, verlagerte seinen Körper, so daß sie zwischen ihm und dem Geländer gefangen war. »Seit Jahren denke ich an dich. Allerdings hast du mir ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, daß es dir lieber wäre, wenn ich nicht an dich denken würde.«
»Es ist nicht wichtig, was mir lieber wäre.« Er bedrängte sie, und unter ihrem Ärger spürte sie ihre Erregung.
»Da hast du allerdings recht.« Er stellte sein Weinglas auf das Geländer. »Weißt du, was mir durch den Kopf ging, als ich dich vor dem Haus sah? Das. Nur das hier.«
Diesmal war sein Kuss nicht behutsam. Als sein Mund sich auf ihren presste , konnte sie seine Wut schmecken, spürte seine Frustration, als seine Hand sich in ihrem Hemd verhakte. Genau wie sie die heiße Begierde spürte, als sein Körper gegen ihren drängte.
Das Gefühl war so ursprünglich wie die Welt, in der sie lebte, so elementar wie die See, die hinter ihnen auf den Strand schlug. So unausweichlich wie das Paarungsritual. Verlangen. Hatte sie ihn schon immer gewollt? Und war ihr Verlangen schon immer so groß gewesen?
Sie musste nehmen, musste sich an ihm weiden.
Sie gab sich dem Verlangen des Kusses hin. Ihre Hände griffen in sein dichtes, sonnengebleichtes Haar, ihre Zunge berührte seine. Die wilde Hitze in ihrem Blut sagte ihr, daß sie lebendig war und sich nehmen konnte, was immer sie wollte und so lange sie es wollte.
Ein Gefühl der Macht durchfuhr ihn, ermuntert durch ihre Reaktion. Ihr Geschmack durchdrang seinen Körper, blendete alles andere aus. Er wollte sie in schnellen, gierigen Schlucken in sich aufnehmen, bis dieser verzweifelte Hunger gestillt war.
Und je mehr er nahm, desto mehr wollte er.
Er zog sich weit genug zurück, um sie anzusehen, die lebhafte Farbe in ihrem Gesicht, die Spannung in ihren Augen. »Wenn du mir jetzt erzählen willst, daß du sauer bist, solltest du dich lieber nicht so entgegenkommend verhalten.«
Sie wusste , daß Wut im Augenblick wahrscheinlich das einzige Gefühl war, das sie nicht empfand. »Abstand, Brady.«
»Hör zu...«
»Nur...« Sie atmete aus und legte eine Hand auf seine Brust. »Nur eine Minute.«
»Na gut.« Es überraschte ihn, wie schwer es ihm fiel, einen Schritt zurückzutreten, den Kontakt ihrer Körper zu unterbrechen. »Weit genug?«
»Ja, das reicht. Ich werde dir nicht vormachen, daß ich nicht damit gerechnet, es mir nicht auf einer der Ebenen, von denen du gerade gesprochen hast, gewünscht habe. Ich fühle mich zu dir hingezogen. Aber ich wollte dem Gefühl nicht nachgeben.«
»Warum?«
»Weil es nicht klug ist. Und doch... Wenn ich mich dazu entschließe, mich dumm zu verhalten, dann gehen wir auch zusammen ins Bett. Ich habe nichts gegen Sex, und ich vermute, daß du ziemlich gut bist.«
Er öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu, räusperte sich. »Entschuldige mich kurz, während ich mein Herz neu starte. Darf ich rekapitulieren: Du denkst darüber nach, dich dumm zu verhalten und mit mir ins Bett zu gehen?«
»Genau.« Gut, befand sie und trank einen großen Schluck Wein. Verdammt gut. Endlich hatte sie ihn aus dem Takt gebracht. »War es nicht das, was dir vorschwebte?«
»Auf die mir eigene, ungeschickte Art vermutlich schon.«
»An deinem Kuß eben war gar nichts ungeschickt.«
Noah rieb sich mit der Hand über seinen Nacken. Hatte er wirklich geglaubt, daß er sie ein wenig kennen würde? »Warum werde ich das Gefühl nicht los, daß ich mich bei dir bedanken sollte?«
Olivia lachte und zuckte mit den Schultern. »Hör zu, Noah, warum sollten wir unsere gesunden Instinkte durch Emotionen und Erklärungen verkomplizieren? Ich gönne mir nicht oft Sex, weil ich nun mal sehr viel zu tun habe und wählerisch bin. Aber wenn ich es tue, ist es für mich ein natürlicher, recht unterhaltsamer Akt, der nicht mit Heucheleien belastet werden sollte. Mit anderen Worten, ich denke darüber wie ein Mann.«
»Ach so. Hmm.«
»Wenn du auf dieser Ebene nicht interessiert bist, nehme
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