Rueckkehr nach River's End
engagieren. Er arbeitet gern mit Kindern.«
»Ja, Frank kann gut mit Kindern umgehen. Ich bewundere ihn sehr.« Sie gingen an einem glänzenden Busch vorbei, der betörend nach Jasmin duftete. »Wenn ich das nicht täte, wären Sie jetzt nicht hier.«
»Das weiß ich zu schätzen, und ich danke Ihnen, daß Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen, Mrs. Melbourne.«
Ihr Seufzer war lautlos, aber er sah, daß sich ihre Schultern hoben und wieder senkten.
»Jamie. Er hat mir so oft von Ihnen erzählt, daß Sie für mich Noah sind.«
»Hat er das? Mir war nicht bewusst , daß Sie einander so gut kennen.«
»Frank war ein wichtiger Teil in der schwierigsten Phase meines Lebens.«
»Die meisten Menschen neigen dazu, sich von den Menschen, die sie an schwierige Zeiten erinnern, zu distanzieren.«
»Ich nicht«, erwiderte sie knapp und steuerte auf einen riesigen, fächerförmigen, von weißen Steinen und rosafarbenen Blumen umrandeten Swimmingpool zu. »Ihr Vater hat mir über einen unbeschreiblichen Verlust hinweggeholfen und dazu beigetragen, daß meiner Familie Gerechtigkeit widerfuhr. Er ist ein außergewöhnlicher Mensch.«
Dein Vater ist ein großartiger Mensch, hatte Olivia einmal zu ihm gesagt. Und später: Neben ihn wirkst du erbärmlich klein.
Noah verdrängte die schmerzhafte Erinnerung und nickte. »Das finde ich auch.«
»Es freut mich, das zu hören.«
Als sie um den Pool herumgegangen waren, entdeckte er in der Ferne tiefgrüne Tennisplätze, und hinter Oleander und Rosen verbarg sich noch eine kleinere Ausgabe des Haupthauses.
»Mit Ihrer Arbeit bin ich nicht einverstanden«, erklärte sie plötzlich.
»In Ordnung.«
Sie blieb stehen, wandte sich ihm zu. »Ich verstehe Sie nicht. Oder den Grund, warum Sie darüber schreiben. Ihr Vater hat sein Leben damit zugebracht, Menschen, die andere getötet haben, hinter Gitter zu bringen. Und Sie bringen Ihres damit zu, die Namen dieser Leute drucken zu lassen und ihre Taten zu verherrlichen.«
»Haben Sie meine Bücher gelesen?«
»Nein.«
»Wenn Sie das getan hätten, wüssten Sie, daß ich weder die Menschen, über die ich schreibe, noch ihre Taten verherrliche.«
» Über sie zu schreiben, ist verherrlichend genug.«
»Darüber zu schreiben, erklärt die Tat«, berichtigte Noah sie. »Die Menschen, ihre Verbrechen, ihre Geschichte, ihre Motive. Die Gründe. Mein Vater interessierte sich ebenfalls für die Gründe. Oft ist das Wie oder das Wann nicht genug. Wollen Sie nicht wissen, warum Ihre Schwester sterben musste , Jamie?«
»Ich weiß, warum sie sterben musste . Sie starb, weil Sam Tanner sie getötet hat. Weil er eifersüchtig, krank und boshaft genug war, um ihr ein Leben ohne ihn nicht zu gönnen.«
»Aber sie hatten sich einmal geliebt, so sehr, daß sie heirateten und ein Kind in die Welt setzten. So sehr, daß sie ihm die Tür öffnete, obwohl sie angeblich ernsthafte Eheprobleme hatten.«
»Und für diesen letzten Liebesbeweis hat er sie ermordet.« Diesmal klang Jamies Stimme heiß und bitter. »Er hat ihre Gefühle, ihre Loyalität, ihren Wunsch, die Familie zusammenzuhalten, missbraucht .«
»Sie könnten mir besser als jeder andere von ihr erzählen. Von ihren Gedanken, ihren Gefühlen, davon, wie sich ihr Leben in einen Alptraum verwandelte.«
»Was ist mit ihrer Privatsphäre?«
»Die hatte sie doch noch nie.« Noahs Stimme klang sanft. »Ich versichere Ihnen, daß ich die Wahrheit schreiben werde.«
Wieder blickte sie weg und seufzte müde. »Es gibt viele Versionen der Wahrheit.«
»Erzählen Sie mir Ihre.«
»Warum lässt er Sie an sich heran? Warum spricht er mit Ihnen, warum spricht er überhaupt mit jemandem nach all den Jahren?«
»Er wird sterben«, sagte Noah unverblümt und beobachtete ihr Gesicht.
Etwas flackerte auf, glitzerte in ihren Augen und war dann sofort wieder verschwunden. »Gut. Wieviel Zeit bleibt ihm noch?«
Eine harte Frau, dachte Noah, hart und ehrlich. »Er hat einen Gehirntumor. Es wurde im Januar festgestellt, die Ärzte geben Sam nur noch weniger als ein Jahr.«
»Also siegt die Gerechtigkeit am Ende doch. Und nun will er noch einmal für kurze Zeit im Rampenlicht stehen, bevor er zur Hölle fährt.«
»Wie dem auch sei«, erwiderte Noah ruhig, »herauskommen wird dabei ein Buch zu meinen Bedingungen. Nicht zu seinen.«
»Und Sie werden es mit oder ohne meine Unterstützung schreiben.«
»Richtig, aber mit Ihrer Hilfe wird es ein besseres Buch.«
Sie glaubte, daß er
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