Rueckkehr nach River's End
empfangen hatte.
»Waren Sie schon einmal verliebt, Brady?«
»Ich glaube schon.«
Sam lachte kurz auf, starrte dann wieder an Noah vorbei, schien zu träumen. »Mein Magen krampfte sich zusammen«, murmelte er.
»Als ich ihre Hand nahm, dachte ich... ja. Du. Endlich. Später erzählte sie mir, daß sie es ganz genauso empfunden hatte, als ob wir uns nur durch unser bisheriges Leben bewegt hätten, um an diesen Augenblick zu gelangen. Wir sprachen über das Drehbuch, taten so, als wäre nichts. Ich lud sie zum Essen ein, und wir verabredeten uns für sieben Uhr. Als ich nach Hause kam, erklärte ich Lydia, daß es aus sei.«
Er machte eine Pause, inhalierte einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. »Einfach vorbei. Ich ging nicht behutsam vor, aber ich war auch nicht grausam. Meine Gedanken kreisten einfach nur noch um das Wiedersehen mit Julie um sieben Uhr.«
»Hatte Julie damals eine Beziehung?«
»Sie ging mit Michael Ford aus. Die Presse bauschte die Geschichte auf, aber es war nichts Ernstes. Nach wenigen Wochen zogen wir zusammen. Unauffällig, oder zumindest so unauffällig, wie es uns möglich war.«
»Haben Sie Ihre Familie kennengelernt?«
»Ja, das war ihr sehr wichtig. Ich musste mich sehr anstrengen, damit Jamie mich mochte. Sie wollte Julie schützen. Sie traute mir nicht, glaubte, daß Julie für mich nur irgendeine Affäre war. Daraus kann man ihr wohl keinen Vorwurf machen«, fügte er mit einem Schulterzucken hinzu. »Immerhin hatte ich bereits etliche gehabt.«
»Machte es Ihnen etwas aus, daß auch Julies Name damals mit einer Reihe von Männern in Verbindung gebracht wurde? Ford war schließlich nur einer von vielen.«
»Zu der Zeit habe ich nicht darüber nachgedacht.« Sam zog den Zigarettenstummel aus dem Mund und drückte ihn mit einer unterschwelligen Brutalität aus. »Erst später, als die Sache außer Kontrolle geriet, begann ich, mir darüber Gedanken zu machen. Manchmal konnte ich an nichts anderes mehr denken. An die Männer, die mit ihr im Bett gewesen waren, die sie gewollt hatten. Die sie gewollt hatte. Sie entfernte sich von mir, und ich wollte wissen, wer an meine Stelle treten würde. Wem würde sie sich zuwenden, wenn sie sich von mir abwandte? Lucas Manning?«
Selbst nach zwanzig Jahren schien ihm der Name auf der Zunge zu brennen. »Ich wusste , daß zwischen ihnen etwas lief.«
»Sie haben sie getötet, damit sie Sie nicht verließ?«
Die Muskeln in Sams Kiefer zuckten einmal, dann wurden seine Augen ausdruckslos. »Das ist eine Theorie.«
Noah lächelte ihn freundlich an. »Über die anderen Theorien unterhalten wir uns ein anderes Mal. Wie war die Zusammenarbeit mit ihr in dem Film?«
»Mit Julie?« Sam blinzelte, hob eine Hand und rieb sich nachdenklich das Gesicht.
»Ja.« Noah behielt den sanften Tonfall bei. Er hatte Sam aus der Reserve gelockt, genau wie er geplant hatte. Er würde sich nicht mit einstudierten Antworten zufriedengeben. »Während der Dreharbeiten lernten Sie einander auf zwei unterschiedlichen Ebenen kennen. Als Liebhaber und als Schauspieler. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie sie als Schauspielerin war.«
»Sie war gut.« Sam ließ die Hände in den Schoß fallen und legte sie dann wieder auf den Tisch, als ob er nicht ganz sicher sei, was er damit anfangen sollte. »Ein Naturtalent. Der Begriff ist abgenutzt, aber auf sie traf er zu. Sie brauchte nicht so hart zu arbeiten wie ich. Sie verließ sich auf ihr Gefühl.«
»Hat Ihnen das etwas ausgemacht? Daß sie besser war als Sie?«
»Ich habe nicht gesagt, daß sie besser war.« Seine Hände wurden ruhig, und seine Augen schössen wie zwei heiße Punkte nach oben. »Ihr Hintergrund unterschied sich von meinem, sie arbeitete mit einer anderen Technik. Sie hatte ein phänomenales Gedächtnis, niemals vergaß sie eine einzige verdammte Zeile. Aber sie neigte dazu, sich ihrem Regisseur auszuliefern, fast naiv darauf zu vertrauen, daß er sich um alles kümmern würde. Sie verstand nicht genug von der Technik, um eine eigene Meinung zu Einstellungswinkeln, Beleuchtung und Timing zu haben.«
»Aber Sie kannten sich aus«, unterbrach Noah, bevor Sam wieder in Fahrt kommen konnte.
»Ja, das tat ich. Midier und ich gerieten bei dem Film immer wieder aneinander, aber wir respektierten uns. Es tut mir leid, daß er vor ein paar Jahren gestorben ist. Er war ein Genie.«
»Und Julie vertraute ihm.«
»Sie betete ihn praktisch an. Die Gelegenheit, mit ihm zu arbeiten, war der Hauptgrund,
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