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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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auffälligere.«
    »Aber eine Blume, die spät blüht, hat auch ihre Vorteile, nicht wahr? Julie ist nicht mehr bei uns.« Jamie hob ihr Glas und nippte daran, beobachtete Noah über den Rand. »Ich hingegen bin noch da.«
    »Und wenn sie weiter gelebt hätte? Was wäre dann?«
    »Sie ist tot.« Ihr Blick schweifte nun ab und heftete sich an einen Punkt in der Ferne. »Ich werde nie erfahren, wie alles geworden wäre, wenn Sam Tanner nicht in unser Leben getreten wäre.«

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Ich konnte nie allein sein.« Sam hielt die Kaffeetasse, die Noah ihm eingeschenkt hatte, in der Hand und blinzelte in die Sonne. »Allein zu sein war eine Strafe für mich. Julie dagegen kam gut damit zurecht, oft zog sie das Alleinsein sogar jeglicher Gesellschaft vor. Sie brauchte das Scheinwerferlicht nicht so sehr wie ich.«
    »Brauchten Sie es, oder brauchen Sie es noch?« fragte Noah und sah, daß Sam lächelte.
    »Ich habe die Vorteile der Einsamkeit schätzen gelernt. Doch als wir getrennt lebten, als ich das Haus in Malibu kaufte, war die Aussicht darauf, dort zu wohnen, für mich fast ebenso erschreckend wie die Aussicht auf ein Leben ohne sie. An das Haus in Malibu habe ich kaum Erinnerungen. Ich glaube, es ähnelt diesem hier.«
    Er betrachtete Noahs Haus, das cremefarbene Holz, die großen Fenster, die Blumen in den Steinkübeln. Dann sah er auf den Ozean hinaus. »Der Blick muss ähnlich gewesen sein. Gefällt es Ihnen hier, so ganz allein?«
    »Für meine Arbeit brauche ich viel Ruhe.«
    Sam nickte nur und schwieg.
    Noah hatte lange darüber nachgedacht, ob er Sam in sein Haus einladen sollte. Schließlich war es ihm als die einfachste Lösung erschienen. Dort waren sie ungestört, und auf der Terrasse konnte Sam sich wie gewünscht im Freien aufhalten. Da Tanner seine Adresse sowieso bereits kannte, war ihm kein Gegenargument eingefallen.
    Er wartete, bis Sam sich noch eine Zigarette angezündet hatte. »Erzählen Sie mir vom Abend des 28. August.«
    »Ich wollte nicht allein sein«, wiederholte Tanner. »Ich arbeitete nicht und hatte gerade meinen Agenten gefeuert. Außerdem war ich sauer auf Julie. Was bildete sie sich eigentlich ein, mich aus meinem Haus zu werfen, wo sie es doch war, die mich betrog? Deshalb rief ich Lydia an. Ich wollte Gesellschaft, ich wollte Mitleid. Sie hasste Julie, also konnte ich davon ausgehen, daß sie mir genau das sagen würde, was ich hören wollte. Ich stellte mir vor, daß wir zusammen koksen und dann ins Bett gehen würden - wie früher. Das würde Julie eine Lehre sein.«
    Seine Hand verkrampfte sich zur Faust, mit der er rhythmisch auf sein Bein klopfte. »Sie war nicht da. Ihr Hausmädchen sagte, sie würde erst spät zurückkommen. Das machte mich noch wütender. Auf niemanden war Ver l ass , niemand war da, wenn man ihn brauchte. Ich steigerte mich in mein Selbstmitleid hinein. Natürlich hätte ich andere Bekannte anrufen können, aber ich dachte: Leckt mich doch alle am Arsch. Statt dessen genehmigte ich mir eine Prise Kokain, stieg ins Auto und fuhr in die Stadt.«
    Er schwieg, rieb sich leicht über die Schläfe, als ob er Kopfschmerzen hätte, dann klopfte er wieder mit der Faust auf sein Bein. »Ich weiß nicht, in wie vielen Clubs ich war. Vor Gericht kam heraus, daß mich verschiedene Leute in jener Nacht in diversen Lokalen gesehen hatten. Offenbar verhielt ich mich aggressiv und suchte Streit. Wie konnten sie wissen, was ich suchte, wenn nicht einmal ich selbst es wusste ?«
    »Zeugen haben ausgesagt, daß Sie Lucas Manning suchten, sich lautstark mit dem Rausschmeißer in einem der Clubs stritten, in einem anderen eine Tablett mit Getränken umstießen.«
    »Mag sein.« Sam zuckte mit den Schultern, aber seine Hand klopfte beharrlich weiter. »In meiner Erinnerung ist alles verschwommen. Grelle Lichter, bunte Farben, Gesichter, Körper. Im Auto schnupfte ich wieder Koks, und dann wahrscheinlich noch einmal, bevor ich zum Haus fuhr. Außerdem hatte ich getrunken. In mir stauten sich Energie und Wut, und ich konnte nur noch an Julie denken. Ein für alle Mal würden wir die Angelegenheit regeln.«
    Er lehnte sich zurück, schloss die Augen. Seine Hand wurde ruhig, dann umklammerte sie sein Knie. »Ich weiß noch, wie die Bäume sich gegen den Himmel abzeichneten, wie im Film. Und die Scheinwerfer der anderen Autos waren wie Sonnen, brannten grell in meinen Augen. Mein Herzschlag pochte in meinem Kopf. Von dem, was danach geschah, gibt es zwei

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