Rueckkehr nach River's End
Kaffeeküche gehen.« Er versuchte ein Lächeln. »Den Kaffee kann ich allerdings nicht empfehlen.«
»Das trifft sich gut, denn im Augenblick meide ich Koffein.«
»Möchten Sie auch mit Detektive Harmon sprechen?«
»Es ist nicht nötig, Sie beide von Ihrer Arbeit abzuhalten.« Jamie betrat den kleinen, beengten Raum. »Ich bin ganz spontan gekommen. Es war nicht einfach«, fügte sie hinzu und trat an das winzige Fenster. Immerhin ein Fenster, dachte sie, wenigstens kann ich nach draußen sehen. »Vor unserem Haus lauern immer noch Reporter. Es sind zwar nicht mehr ganz so viele, aber einige haben sogar ihr Lager vor unserer Tür aufgeschlagen. Ich glaube, diesen dreisten Typen von Kanal Vier habe ich überfahren.«
»Den konnte ich noch nie leiden.«
Jamie legte ihre Hände auf den Fenstersims und lachte. Konnte nicht mehr aufhören. Der Klang ihres Lachens nagte an ihrer Beherrschung. Dann erzitterten ihre Schultern und aus dem Gelächter wurden Tränen. Sie klammerte sich an die Fensterbank und wiegte sich vor und wieder zurück, bis
Frank sie sanft zu einem Stuhl führte, ihr eine Schachtel Papiertaschentücher anbot und ihre Hand nahm.
Er sagte kein Wort, wartete, bis sie sich ausgeweint hatte.
»Es tut mir leid.« Verzweifelt zog sie ein Taschentuch nach dem anderen aus der Packung. »Das war nicht der Grund für mein Kommen.«
»Hoffentlich nehmen Sie es mir nicht übel, Mrs. Melbourne, wenn ich Ihnen sage, daß es höchste Zeit war, daß Sie Ihren Gefühlen freien Lauf lassen. ]e länger Sie sie zurückhalten, desto übermächtiger werden sie.«
»Julie war die Gefühlsbetonte von uns beiden. Sie empfand alle Ereignisse in großen, mächtigen Wellen.« Jamie putzte sich die Nase. »Und sie gehörte zu den wenigen Frauen, die wunderschön aussehen, wenn sie weinen.« Sie tupfte an ihren roten, geschwollenen Augen herum. »Dafür hätte ich sie hassen können.«
Jamie stieß einen langen Seufzer aus. »Meine Eltern möchten Olivia mit nach Washington nehmen. Sie haben vor, das Sorgerecht zu beantragen.« Sie zog ein weiteres Taschentuch heraus und faltete es sorgsam in ordentliche Quadrate. »Warum erzähle ich Ihnen das eigentlich? Ich hatte vor, mit David darüber zu sprechen, an seiner Schulter zu weinen, statt dessen ertappte ich mich dabei, wie ich zur Garage ging und ins Auto stieg. Wahrscheinlich musste ich es jemandem erzählen, der genügend Abstand hat und doch kein Außenstehender ist. Das Los fiel auf Sie.«
»Mrs. Melbourne...«
»Warum nennen Sie mich nicht Jamie, da ich mich nun schon bei Ihnen ausgeweint habe? Ich für meinen Teil würde mich jedenfalls wohler fühlen, wenn ich Frank zu Ihnen sagen dürfte.«
»Okay, Jamie. Sie machen gerade das Schlimmste durch, was einem Menschen passieren kann. Von allen Seiten stürzen die Ereignisse auf Sie ein. Da ist es nicht einfach, einen klaren Kopf zu bewahren.«
»Sie glauben, daß meine Mutter recht hat wegen Livvy?«
»Ich kann nicht für Ihre Familie sprechen.« Er stand auf und schenkte ihr Wasser in einen Pappbecher. Dann fuhr er fort: »Als Vater würde ich mir wünschen, daß mein Kind so weit wie möglich von diesem Zirkus fortgebracht wird, zumindest für eine Weile.«
»Mein Verstand weiß das.« Aber ihr Herz, ihr Herz wusste nicht mehr, wieviel es noch ertragen konnte. »Gestern morgen, vor der Trauerfeier, ging ich mit Livvy in den Hof. Er ist durch Bäume geschützt und schien mir sicher. Ich wollte mit ihr sprechen, ihr dabei helfen, das alles zu begreifen. Heute morgen entdeckte ich in der Zeitung ein Bild von uns beiden in eben diesem Hof. Den Photographen hatte ich noch nicht einmal bemerkt. Das will ich ihr nicht länger zumuten.«
Sie atmete tief ein. »Ich möchte zu Sam.«
Frank setzte sich. »Tun Sie sich das nicht an.«
»Vor Gericht sehe ich ihn sowieso. Während der Verhandlung muss ich ihm Tag für Tag ins Gesicht sehen. Ich will zu ihm, bevor der Prozeß beginnt. Das muss ich tun, bevor ich Livvy gehen lasse.«
»Ich weiß nicht, ob er sich damit einverstanden erklärt. Seine Anwälte halten ihn an der kurzen Leine.«
»Mich wird er sehen wollen.« Sie stand auf. »Er wird es sich nicht verkneifen können, das würde sein Ego gar nicht zulassen.«
Frank brachte sie zu ihm, weil ihm bewußt geworden war, daß sie einen Weg finden würde, um genau das zu tun, was sie ihrem Gefühl nach tun musste - mit oder ohne seine Unterstützung.
Sie sprach kein Wort, während sie die Sicherheitskontrollen und
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