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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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würden.
    Und er hatte recht.
    Nachdem sie die letzte Nachrichtenmeldung über Smiths Ankunft in Los Angeles verfolgt hatte, schaltete Val MacBride den Fernseher abrupt aus. Für diese Leute ist alles nur ein Spiel, dachte sie. Für die Presse, die Anwälte, die Polizei, die Öffentlichkeit. Nur eine beliebige Show, um die Quoten nach oben zu treiben, Zeitungen und Magazine zu verkaufen, ihr Gesicht auf Zeitschriften oder in den Nachrichten wiederzufinden.
    Sie missbrauchten ihre Tochter, ihre arme, ermordete Tochter.
    Und doch konnte sie nichts tun, um sie aufzuhalten. Julie hatte sich dafür entschieden, ihr Leben unter den Augen der Öffentlichkeit zu führen, und so war sie auch gestorben.
    Diesen Umstand würden sich die Anwälte zunutze machen, die öffentliche Meinung verdrehen und ausbeuten, um den Mann, der sie getötet hatte, als Opfer hinzustellen. Er würde zum Märtyrer stilisiert werden, und Olivia war für sie nur ein Mittel zum Zweck.
    Aber das, sagte sich Val, zumindest das konnte sie verhindern.
    Leise verließ sie das Zimmer und sah unterwegs kurz nach Olivia. Sie stellte fest, daß Rob bäuchlings auf dem Boden lag, Kopf an Kopf mit seiner Enkelin. Die beiden beschäftigten sich mit einem Malbuch.
    Sie wollte lächeln und weinen zugleich. Ihr Mann war so zuverlässig wie ein Fels in der Brandung. Wie heftig man sich auch an ihn lehnte, er geriet nie ins Wanken.
    Val ließ die beiden allein und suchte Jamie.
    Das Haus war in einer geraden T-Form gebaut. Im linken Flügel hatte Jamie ihr Büro. Vor acht Jahren war sie als persönliche Assistentin ihrer Schwester nach Los Angeles gekommen und hatte damals im Gästezimmer von Julies Puppenhaus in den Hügeln gelebt und gearbeitet.
    Val hatte sich anfangs Sorgen gemacht, aber die Anrufe und Briefe der beiden hatte so begeistert geklungen, daß sie diese Stimmung nicht durch Nörgeleien und Warnungen hatte trüben wollen. In jenem Haus hatten die beiden Mädchen zusammen gewohnt, bis Julie zwei Jahre später Sam kennengelernt und geheiratet hatte. Und weniger als sechs Monate später war Jamie mit David verlobt gewesen. Ausgerechnet mit einem Mann, der als Manager von Rock'n'Roll-Bands arbeitet, hatte Val zunächst gedacht. Dabei hatte sich David schließlich als ebenso zuverlässig erwiesen wie ihr eigener Mann.
    Sie hatte geglaubt, daß ihre Mädchen in Sicherheit lebten, sicher, glücklich und mit guten Männern verheiratet. Wie hatte sie sich nur dermaßen täuschen können?
    Sie schob den Gedanken beiseite, klopfte leise an Jamies Bürotür und trat ein.
    Der Raum spiegelte Jamies Stil und Organisationstalent wider. Normalerweise waren die Jalousien mit den schmalen vertikalen Lamellen geöffnet, um das Sonnenlicht hereinzulassen und den Blick auf Pool und Garten freizugeben. Seitdem jedoch die Papparazzi das Haus mit ihren Teleskoplinsen belagerten, waren die Jalousien fest geschlossen, und die Lampen blieben auch am hellen Nachmittag eingeschaltet.
    Wir leben wie Geiseln, dachte Val, als ihre Tochter ihr ein gequältes Lächeln schenkte und weiter in den Hörer sprach.
    Val setzte sich auf einen einfachen, gepolsterten Stuhl vor dem Schreibtisch und wartete geduldig.
    Jamie wirkte erschöpft, stellte sie fest und hätte fast geseufzt, als ihr bewußt wurde, wie wenig sie sich in den letzten Tagen um ihre Tochter gekümmert hatte.
    Val schloss die Augen und atmete ein paarmal ruhig durch. Sie musste sich auf das Wesentliche konzentrieren und durfte sich nicht in ihrem Kummer vergraben.
    »Tut mir leid, Mom.« Jamie legte auf und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Es gibt so viel zu erledigen.«
    »Ich war dir keine große Hilfe.«
    »Doch, das warst du. Ich weiß nicht, wie wir ohne dich und Dad zurechtgekommen wären. Livvy - ich kann mich nicht um alles kümmern und ihr trotzdem die Aufmerksamkeit schenken, die sie jetzt so dringend braucht.«
    Sie stand auf und nahm eine Flasche Wasser aus dem kleinen Kühlschrank. Ihr Körper hatte begonnen, gegen die unzähligen Liter Kaffee, die sie in letzter Zeit in sich hineingeschüttet hatte, zu rebellieren. Hinter ihrer Stirn spürte sie einen dumpfen, bohrenden Kopfschmerz, den keine Tablette zu erreichen schien.
    »David ist auch eine große Hilfe, aber er darf seine eigene Arbeit nicht vernachlässigen«, fuhr sie fort, während sie Wasser in zwei Gläser füllte. »Freunde haben angeboten, mir die Anrufe, Telegramme und Briefe abzunehmen, aber...«
    »Das ist eine Familienangelegenheit«,

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