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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Sturms. Sie konnte sitzenbleiben und zusehen, wie er heranrollte, abwarten, ob sie die Regengrenze entdeckte, bevor die ersten Tropfen fielen.
    Besser, viel besser wäre es natürlich, nach draußen zu gehen, die Luft zu schnuppern, das Gesicht dem Himmel zuzuwenden und den Duft von Regen und Pinien einzuatmen. Ein einsamer Geruch, dachte sie oft, den man am besten allein genoss .
    Beinahe hätte sie genau das getan und steuerte bereits auf die großen Glastüren zu, durch die man auf die Veranda vor ihrem Zimmer kam. Aber die vielen Schachteln, Spiele und Puzzles, die sie achtlos in ihre Regale geschoben hatte, nagten doch an ihrem Gewissen. Ihre Großmutter bat sie seit Wochen, das Chaos zu durchforsten und auszusortieren. Nun kam Tante Jamie, und bestimmt brachte sie Geschenke mit - da ließ sich eine Gardinenpredigt über die Würdigung von Eigentum vermutlich nicht vermeiden.
    Olivia stieß einen gequälten Seufzer aus, griff nach den alten Brettspielen und Kinderpuzzles und schichtete sie zu einem schwankenden Stapel auf. Sie würde sie auf den Dachboden schleppen, be schloss sie, damit wäre ihr Zimmer praktisch ordentlich.
    Vorsichtig stieg sie die Treppe hinauf und öffnete die Tür. Sie knipste das Licht an, sah sich um und suchte in dem riesigen, nach Zedern duftenden Raum nach einem geeigneten Platz für ihre Spielsachen. Lampen standen ohne Birnen und Schirme in einer Ecke. Ein Kinderschaukelstuhl und Babymöbel, die Olivia beinahe antik vorkamen, waren sorgfältig an einer Wand gestapelt, zusammen mit Umzugskartons und diversen Kisten. Bilder, die einst die Wände des Hauses oder des Gästehauses geziert hatten, waren in Staubhüllen verpackt. Ein quietschendes Holzregal, das ihr Großvater in seiner Tischlerei gebastelt hatte, beherbergte eine Familie von Puppen und Stofftieren.
    Val MacBride, das wusste Olivia genau, trennte sich genauso ungern von ihren Schätzen wie sie selbst. Ihre Besitztümer landeten meistens auf dem Speicher, im Gästehaus oder wurden im Haus einer neuen Verwendung zugeführt.
    Olivia schleppte ihre Kartons zum Spielzeugregal und schichtete sie auf dem Boden daneben übereinander. Mehr aus Langeweile denn aus Neugier zog sie ein paar Schubladen auf, betrachtete Babysachen, die sorgfältig in Seidenpapier gewickelt und mit Zedernspänen bestreut waren. In einer Schublade fand sie eine rosa-weiße Decke mit weißer Satineinfassung. Sie spielte daran herum und spürte undeutliche Erinnerungen in sich aufkeimen, aber ihr Magen hatte sich heiß zusammengekrampft, deshalb schob sie die Lade wieder zu.
    Eigentlich durfte sie sich ohne ausdrückliche Erlaubnis gar nicht hier oben aufhalten, und in den Kisten und Kartons zu stöbern war erst recht verboten. Ihre Großmutter hatte ihr erklärt, daß Erinnerungen kostbar seien. Sobald sie älter wurde, dürfe sie darin herumkramen. Immer heißt es, wenn ich älter bin, dachte Olivia. Niemals hieß es jetzt.
    Sie sah nicht ein, was daran so schlimm war. Schließlich handelte es sich doch nur um einen Haufen alter Sachen. Und es war ja nicht so, als ob sie etwas zerbrechen oder verlegen würde.
    Der Regen prasselte jetzt auf das Dach, wie Finger, die auf einen Tisch trommeln. Olivia sah aus dem kleinen Fenster auf die Lichtung. Und dann fiel ihr Blick auf die Truhe.
    Es war eine Kirschholztruhe mit gewölbtem Deckel und glänzenden Messingbeschlägen. Sie wurde immer ganz weit hinten unter dem Dach aufbewahrt und blieb stets sorgfältig verschlossen. Solche Dinge fielen ihr auf. Ihr Großvater sagte immer, daß sie Augen wie eine Katze hätte. Als sie jünger war, hatte sie darüber gekichert; inzwischen war sie stolz darauf.
    Heute hatte jemand die Truhe ein Stück hervorgezogen, und sie war auch nicht abgesperrt. Großmama muss etwas darin verstaut haben, dachte Olivia und schlenderte hinüber, als ob sie nicht sonderlich interessiert wäre.
    Sie kannte die Geschichte von der Büchse der Pandora, die eine neugierige Frau geöffnet und damit Übel und Krankheit über die Welt gebracht hatte. Aber das hier ist etwas ganz anderes, sagte sie sich, als sie sich vor die Truhe kniete. Außerdem war sie nicht abgeschlossen, was konnte also schon dabei sein, sie zu öffnen und einen Blick hineinzuwerfen?
    Wahrscheinlich war sie vollgestopft mit sentimentalem Gerümpel, miefigen alten Kleidungsstücken oder vergilbten Bildern.
    Aber als sie den schweren Deckel anhob, prickelten ihre Finger - vor Spannung oder um sie zu warnen.
    Als allererstes nahm

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