Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
ganzen Fall. Dabei hatte er es versucht. Immerhin hatte er seinen Job erledigt, der Gerechtigkeit war weitgehend Genüge getan worden, und das kleine Mädchen war von seiner Familie, die es von Herzen liebte, fortgebracht worden.
    Abgeschlossen, zu Ende, vorbei. Trotz der Geschichten über Julie MacBride, trotz des Klatsches, der Filme, die spät nachts im Fernsehen gesendet wurden, war der Fall erledigt.
    Julie MacBride würde für immer zweiunddreißig Jahre alt und wunderschön bleiben, und der Mann, der sie getötet hatte, würde mindestens noch ein weiteres Jahrzehnt hinter Gittern verbringen.
    Warum zur Hölle schrieb ihm das Mädchen also nach all den Jahren? Und warum las er nicht ganz einfach den Brief und fand den Grund heraus?
    Er zögerte, betrachtete den Umschlag stirnrunzelnd. Schließlich riß er ihn mit einem leisen Fluch auf, faltete das einzelne Blatt des farblich abgestimmten Briefpapiers auseinander und las:
    Sehr geehrter Detektive Brady,
    ich hoffe, Sie erinnern sich noch an mich. Meine Mutter war Julie MacBride, und als sie ermordet wurde, brachten Sie mich zum Haus meiner Tante. Dort haben Sie mich auch besucht. Damals habe ich noch nicht verstanden, daß ein Mord passiert war und Sie den Fall untersuchten. Bei Ihnen fühlte ich mich sicher, und Sie haben mir erzählt, daß die Sterne auch tagsüber am Himmel stehen. Sie haben mir sehr geholfen. Hoffentlich können Sie mir jetzt noch einmal helfen.
    Seit acht Jahren lebe ich bei meinen Großeltern in Washington State. Hier ist es w underschön, und ich liebe die beiden sehr. Tante Jamie hat uns letzte Woche besucht, und ich bat sie um Ihre Adresse, damit ich Ihnen schreiben kann. Meinen Großeltern habe ich nichts davon erzählt, weil es sie sehr traurig machen würde. Wir sprechen nie über meine Mutter oder darüber, was mein Vater getan hat.
    Ich habe aber ein paar Fragen, die mir wahrscheinlich niemand außer Ihnen beantworten kann. Es ist sehr wichtig für mich, die Wahrheit zu erfahren, aber ich möchte meine Großmutter nicht verletzen. Ich bin inzwischen zwölf Jahre alt, aber sie weiß nicht, daß alles in meinem Kopf drunter und drüber geht, sobald ich an jene Nacht denke und mich daran zu erinnern versuche, und das macht es nur noch schlimmer. Wären Sie dazu bereit, sich mit mir darüber zu unterhalten?
    Ich hatte mir gedacht, daß Sie vielleicht Urlaub machen und hierherkommen könnten. Ich weiß noch, daß Sie einen Sohn haben. Sie haben mir erzählt, daß er früher Käfer aß und manchmal Alpträume von Außerirdischen hatte, aber inzwischen ist er wohl älter und leidet vermutlich nicht mehr darunter.
    Jesus, dachte Frank und lachte erstaunt auf. Das Mädel hat ein Gedächtnis wie ein Elefant.
    Hier bei uns kann man viel unternehmen. Unser Gästehaus und der Campingplatz sind sehr schön, ich könnte Ihnen ein paar Prospekte zuschicken. Sie können angeln, wandern oder Boot fahren. Das Gästehaus hat einen Swimmingpool, und am Abend wird ein Unterhaltungsprogramm angeboten. Außerdem ist es überhaupt nicht weit zu den schönsten Stränden des ganzen Nordwestens.
    Frank spürte, wie seine Lippen angesichts Olivias Verkaufsstrategie zuckten. Er überflog den Rest.
    Bitte kommen Sie. Ich habe sonst niemanden, mit dem ich reden kann.
    Viele Grüße, Olivia
    »Du lieber Himmel.« Er faltete den Brief zusammen, steckte ihn wieder in den Umschlag und verstaute ihn in seiner Jackentasche.
    Olivia aus seinem Gedächtnis zu verbannen, sollte sich allerdings als weniger einfach erweisen.
    Den ganzen Tag lang schleppte er den Brief und seine Erinnerungen an das Mädchen mit sich herum. Er be schloss , daß er ihr freundlich antworten würde - verständnisvoll, aber unverbindlich. Er konnte ihr in lockerem Plauderton erzählen, daß Noah im Herbst aufs College wollte und in einem Basketballturnier zum >Besten Spieler< gewählt worden war. Er würde seine Arbeit und seine Familie als Ausrede dafür vorschieben, daß er sie nicht besuchen konnte.
    Er glaubte nicht, ihr helfen zu können, indem er nach Washington fuhr und mit ihr redete. Sämtliche Beteiligten würden sich nur unnötig aufregen. Eine derartige Verantwortung konnte er unmöglich übernehmen, denn schließlich waren ihre Großeltern Menschen, die respektvolle Zurückhaltung verdienten.
    Er hatte sie überprüfen lassen, als sie seinerzeit das Sorgerecht für Livvy beantragt hatten. Nur um ganz sicher zu gehen, hatte er sich damals eingeredet.
    Schließlich bin ich ein Cop,

Weitere Kostenlose Bücher