Rueckkehr nach River's End
Beherrschung aufwenden, um seine Hände ruhig zu halten. »Wer hat dir geraten, vernünftig zu sein?«
»Menschen, die mich lieben.« Sie lehnte sich zurück, blickte mit ihren tief bernsteinfarbenen Augen fest in seine. »Ich habe mir eingebildet, daß ich es könnte. Doch dann habe ich mir überlegt, daß ich immerhin Spaß haben werde, wenn ich unvernünftig bin. Ich bin kein Kind mehr, warum sollte ich also nicht eine von Sam Tanners Frauen werden, wenn mir der Sinn danach steht?«
»Julie...«
»Nein, warte.« Sie löste sich von ihm, hob eine Hand, um ihn zurückzuhalten.
»Ich bin kein Kind, Sam, und ich kann mit der Realität umgehen. Ich verlange nur, daß du ehrlich zu mir bist. Wird es so enden? Bin ich eine von Sam Tanners Frauen?«
Sie würde es akzeptieren, das las er in ihren Augen, hörte es in ihrer Stimme. Diese Erkenntnis machte ihn glücklich und flößte ihm gleichzeitig Angst ein. Er brauchte nur ja zu sagen, ihre Hand zu nehmen, und sie würde ihm folgen.
Sie stand mit dem Rücken zur dunklen See und den weißen Schaumkronen. Die Strahlen des Mondlichts zeichneten ihre Schatten in den Sand. Und sie wartete.
Auf die Wahrheit, dachte er, und erkannte, daß er um ihretwillen die Wahrheit sagen wollte.
»Lydia und ich treffen uns nicht mehr. Schon seit Wochen nicht.«
»Ich weiß.« Julie lächelte sanft. »Ich lese die Klatschspalten wie jeder andere auch. Und ich wäre heute abend nicht bei dir, wenn du eine Beziehung zu einer anderen Frau hättest.«
»Es ist aus zwischen uns«, fuhr er vorsichtig fort. »Seit der ersten Minute, als ich dich sah. Seit diesem Moment habe ich mich mit keiner anderen Frau mehr getroffen, wollte keine andere. Gleich als ich dich sah« - er trat näher, zog ihr den Strohhut vom Kopf, so daß ihr Haar über ihre Schultern fiel - »habe ich mich in dich verliebt. Ich liebe dich. Ich glaube nicht, daß ich je aufhören werde, dich zu lieben.«
Ihre Augen wurden feucht, die glänzenden Tränen wirkten wie goldgefaßte Diamanten. »Wer will schon vernünftig sein, wenn er verliebt ist? Nimm mich heute abend mit zu dir nach Hause.«
Er hielt sie wieder in seinen Armen, und diesmal schmeckte ihr Kuß dunkel und ungeduldig. Dann lachte sie hell auf, nahm den Hut und warf ihn ins Wasser.
Hand in Hand rannten sie zu seinem Wagen zurück, wie Kinder, die sich auf eine Belohnung freuen.
Mit einer anderen Frau hätte er sich ungeduldig und selbstvergessen dem Rhythmus der Vereinigung hingegeben, hätte sich hastig das genommen, w onach sein Körper sich sehnte, rücksichtslos Erlösung gesucht.
Oder er hätte die Rolle des Verführers übernommen, und ein Teil von ihm hätte die Szene beobachtet, wie ein Regisseur, der jeden Schritt überwacht.
Beide Methoden versprachen Macht und Befriedigung.
Aber bei Julie konnte er keine von beiden anwenden. Sie verfügte über ebenso viel Macht wie er. Die Nerven unter seiner Haut summten, während sie die Stufen zu seinem Haus hinaufstiegen.
Er zog die Tür des Schlafzimmers hinter ihnen ins Schloss . Er wusste , daß noch irgendetwas von Lydias Sachen da sein musste , obwohl sie bei der Entfernung ihrer Besitztümer - und ein paar seiner - sehr genau vorgegangen war. Aber eine Frau gab das Bett eines Mannes nie auf, ohne etwas zurückzulassen, das ihn an sie erinnerte.
Einen Moment lang wünschte er, daß er das Bett hinausgeworfen und ein neues gekauft hätte, doch dann lächelte Julie ihn an.
» Was gestern war ist unwichtig, Sam. Nur heute nacht zählt.«
Sie legte ihre Hände auf seine Wangen. »Wir sind das einzige, was zählt. Fass mich an.« Sie flüsterte es, während ihr Mund seinen erkundete. »Ich will nicht länger warten.«
Alles passte zusammen, und seine Nerven beruhigten sich. Als er sie hochhob, verstand er, daß es nicht nur um Sex oder das Bedürfnis nach Befriedigung ging. Was er erlebte, war pure Romantik.
Er legte Julie aufs Bett, bedeckte ihren Mund mit seinem und ließ dieses unbekannte Gefühl seinen Körper durchströmen. Liebe, endlich. Ihre weichen, sanften Arme legten sich um ihn, der Kuß w urde leidenschaftlicher. Einen Augenblick lang schien seine Welt in der Berührung ihrer Lippen zu liegen.
Er brauchte sich nicht vorzunehmen, sanft zu sein oder sich Zeit zu lassen. Er konnte sich nicht distanzieren und die Regie übernehmen. Er fühlte sich in der Szene gefangen, hatte sich in Julie verloren, im Duft ihres Haares, dem Geschmack ihrer Kehle, dem Geräusch ihres Atmens.
Er schob ihr
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