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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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auf meine Art.«
    In ihm steckte mehr von seinem Vater, als Sam vermutet hatte. Eine Härte, die unter seinem Beach-Boy-Aussehen und dem lockeren Stil verborgen lag. Und das ist gut so, fand Sam. Letztendlich war es besser so.
    »Ich werde sowieso nicht lange genug leben, um das Buch noch in der Hand zu halten. Ich unterschreibe, Brady.« Sams Augen wurden kalt, Augen, die einen Mord gesehen und gelernt hatten, damit zu leben. »Verarschen Sie mich nicht.«
    Noah neigte den Kopf. »Gut. Aber vergessen Sie eins nicht: Sie sollten mich auch nicht verarschen.«
    Er hatte ebenfalls den Mord gesehen. Schließlich hatte er sich sein Leben lang damit beschäftigt.
    Noah bestellte sich ein blutiges Steak und eine Flasche Cöte d'or. Beim Essen beobachtete er die Lichter, die in der dunklen Bucht glitzerten und funkelten, und hörte sich noch einmal die Bänder mit seinem letzten Sam-Tanner-Interview an.
    Er versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, nach zwanzig Jahren zum ersten Mal wieder diese Mahlzeit, diesen Wein zu genießen.
    Würde man sie überhaupt genießen können, fragte er sich, oder gar wie ein Wolf nach der Winterzeit darüber herfallen?
    Sam, so vermutete er, würde sie genießen, Bissen für Bissen, Schluck für Schluck, den Geschmack, die Substanz, die tief rote Farbe des Weins in seinem Glas. Und wenn seine Sinne durch die plötzliche Flut von Eindrücken überfordert wären, würde er es eben langsamer genießen.
    Inzwischen hatte er sich soweit unter Kontrolle. Wieviel von dem rücksichtslosen, unersättlichen, unkontrollierten Mann, der er früher gewesen war, schlummerte wohl heute noch in ihm?
    Ich erzähle Ihnen, wie es war, als Julie und ich miteinander ins Bett gingen.
    Diese Geschichte hatte Noah nicht erwartet, zumindest nicht so bald. Aber seine Stimme verriet keine Überraschung, als er Sam aufforderte, weiterzusprechen.
    Während er zuhörte, versetzte Noah sich in Sam, in jener warmen, südkalifornischen Nacht. In eine Vergangenheit, die nicht seine war. Die Worte auf dem Band wurden zu Bildern, die aus den Erinnerungen eines anderen bestanden.
    Der Vollmond stand am Himmel und warf Lichtstrahlen wie Silberschwerter über den dunkel glitzernden Ozean, die Wellen schlugen regelmäßig gegen den Strand.
    Sie waren an der Küste entlanggefahren, hatten in einem kleinen Diner gebratene Krabben in roten Plastikbehältern verzehrt und gehofft, daß sie dort niemand erkennen würde.
    Julie trug ein langes, geblümtes Kleid und einen albernen Strohhut, unter dem sie ihr dichtes, blondes Haar versteckte. Sie war ungeschminkt, aber ihre Jugend, ihre Schönheit und ihre unglaubliche Frische fielen unweigerlich auf.
    Sie hatte gelacht, Cocktailsauce von ihren Fingern geleckt. Und natürlich hatten sich Köpfe nach ihnen umgedreht.
    Sie hatten ihre Beziehung, die bisher nur aus Ausflügen wie diesem, aus ein paar eleganteren Dinners, Unterhaltungen und ihrer Arbeit bestanden hatte, geheimhalten wollen. Die Dreharbeiten hatten kurz zuvor begonnen, was ihre Freizeit sowieso stärk einschränkte.
    An jenem Abend hatten sie sich für ein paar Stunden davongestohlen, wateten nun mit ineinander gehakten Fingern durch die schäumenden Wellen.
    »Das gefällt mir.« Ihre Stimme war sanft und tief, ein wenig rauh. Sie sah naiv aus und klang zugleich verführerisch wie eine Sirene, das war ein Teil ihres Zaubers. »Einfach nur Spazierenge hen, die Nacht riechen.«
    »Mir auch.« Obwohl Sam dergleichen früher nie in den Sinn gekommen wäre. Vor Julie hatte er sich stets nach Lichtern, Lärm, Menschen und Aufmerksamkeit gesehnt. Nun machte das Zusammensein mit ihr all diese Bedürfnisse hinfällig. »Und das hier gefällt mir noch besser.«
    Er drehte sie herum, und sie ließ sich in seine Arme sinken. Ihre Lippen bewegten sich, als sie seine berührten, öffneten sich einladend. Er schmeckte ihr überraschend süßes und zugleich scharfes Aroma, roch sowohl unschuldige wie wissende Düfte. Das leise Stöhnen, das ihr entfuhr, klang in seinem Blut nach wie das Brechen der Wogen.
    »Das machst du aber wirklich gut«, murmelte sie, und anstatt sich zurückzuziehen, wie sie es sonst meistens tat, preßte sie ihre Wange gegen seine, wiegte ihren Körper im Einklang mit der See. »Sam.« Sie seufzte seinen Namen. »Ich will vernünftig sein, auf die Leute hören, die mir raten, vernünftig zu sein.«
    Er spürte die Sehnsucht nach ihr wie einen Schmerz in seinem Bauch, ein Brennen in seinem Blut. Er musste seine ganze

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