Rückkehr nach St. Elwine
besonders für diesen Mann.
„ Das stimmt wohl", antwortete sie artig und zwang sich, die erotischen Bilder, die ihre Fantasie ihr vorgaukeln wollte, zu unterdrücken. Sie brachte sogar ein halbwegs belangloses Lächeln zustande, zu dem sie sich nur gratulieren konnte.
„ Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben, Elizabeth. Gerade, weil du so stark bist, habe ich dich immer gewollt. Aber..." Er brach plötzlich ab und fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch das Haar.
„ Aber was, Josh?" Alarmiert durch seinen merkwürdigen Tonfall, richtete sie sich kerzengerade auf.
„ Ich brauche einfach ein paar Antworten, Liz. Du wirst mir sicher gleich an die Kehle gehen wollen. Aber ich muss dir diese Frage stellen. Es lässt mir keine Ruhe. Dieser Dr. Wayne, könnte er der Vater deines Kindes sein?"
Blitzartig sprang sie auf die Füße.
„ Was soll das heißen, Tanner?"
Er hob beschwichtigend die Hand.
„ Bitte, ich sprach bereits davon, dass ich klare Antworten schätzen würde. Sag mir einfach die Wahrheit! Im Gegensatz zu dir, hab ich mich seit unserer Highschool-Zeit sehr verändert. Ich bin nicht mehr so oberflächlich und dumm, wie damals."
Seine Worte klangen bitter, wie alter abgestandener Kaffee und etwas am Klang seiner leisen Stimme rührte an ihr Herz. Da war wieder dieser merkwürdige Unterton, der ihr Angst einjagte. So kannte sie Josh Tanner nicht. Was war es nur, dass er plötzlich tatsächlich so verändert auf sie wirkte? Liz betrachtete ihn genauer und kniff ein wenig die Augen zusammen. Richtig, fiel es ihr jetzt auf, es war seine Sorglosigkeit, die ein ständiger Begleiter seiner Teenagerjahre gewesen war. Diese Sorglosigkeit, von der sie sich angezogen und zugleich abgestoßen gefühlt hatte. Sie war irgendwie nicht mehr vorhanden oder lag, begraben von anderen, ihr unbekannten Schichten, tief verborgen in seinem Inneren. Was um alles in der Welt, hatte diese Sorglosigkeit ausgelöscht? Was war nur mit ihm geschehen? Oder hatte ihm jemand womöglich wehgetan? Seine Exfrau vielleicht? Eines lag jedoch klar auf der Hand, es konnte sich nicht um eine belanglose Lappalie handeln. Ein Weichei war er nicht, so viel stand jedenfalls fest. Auch wenn sie ihm das damals immer gern vorgegaukelt hatte. Und sei es nur, um ihn ein wenig zu ärgern.
Liz spürte, wie sich ihre Nackenhaare in einem plötzlichen Gefühl einer unguten Vorahnung, aufstellten.
Automatisch griff sie nach seiner Hand und zwang sich zu Besonnenheit. Ihr schien nicht mal bewusst zu sein, dass diese Geste nicht nur allein Josh beruhigen sollte.
Jetzt nur nicht aus Unüberlegtheit etwas vermasseln, was sie gerade erst gefunden hatte.
„ Josh, du warst nie oberflächlich. Und dumm schon gar nicht, dass weißt du doch sicher. Ich wollte es damals nur nicht wahr haben. Dabei habe ich dich insgeheim darum beneidet. Du warst unbekümmert, na und? Ein ganz normaler, siebzehnjähriger Junge. Ich bitte dich! Du hast mir so oft geholfen. Denkst du etwa, ich hätte es nicht bemerkt? Ich habe mich natürlich nie richtig dafür bedankt, das stimmt schon, leider. Heute tut mir das wahnsinnig leid, wirklich. Es lag vor allem daran, dass ich mich so schämte. Wegen meinem Dad und wie wir unser Leben führten. Ich fühlte mich oft einfach so…“, sie suchte verzweifelt nach einem richtigen Wort.
Plötzlich fuhr sie fort: „Unwürdig. Ja, das trifft es, glaube ich, am ehesten. Besonders in deiner Gegenwart, fühlte ich mich so. In Wahrheit war ich bis über beide Ohren in dich verliebt. Du warst stets so verständnisvoll und hilfsbereit, humorvoll und irgendwie wahnsinnig lieb. Natürlich hätte ich das damals niemals zugegeben. Es hätte mich viel zu verletzlich, allen anderen und vor allem dir gegenüber, gemacht.“
Sie legte eine kurze Pause ein, bevor sie fort fuhr.
„ Ich habe dich nicht angelogen, Josh. Das mit Thomas Wayne und mir, das war schon vorbei, bevor ich der Großstadt den Rücken kehrte. Er ist nur noch ein guter Freund, mehr nicht.“
Fast hätte sie gesagt, das musst du mir glauben. Tat es aber nicht.
Diese unausgesprochenen Worte hallten auch so, wie ein Echo von den Wänden wider. Sie lagen zwischen ihnen und lasteten schwer.
„ Als Vater meines Kindes kommst nur du in Frage", fügte sie schließlich leise hinzu.
Lange Zeit sagte er nichts. Dann begann er zu fragen: „Was genau willst du von mir, Liz?“
„ Was soll das heißen, Tanner?“
„ Beantworte doch einfach meine Frage! Ist das so
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