Rückkehr nach St. Elwine
Bruderherz. Schlicht, aber elegant und edel, ohne unnötigen Firlefanz.“
Sie hatte sich für ein pflaumenfarbenes Kleid, aus fließender Wildseide entschieden.
Rasch schaute er auf seine Uhr, er lag gut in der Zeit. Lizzy legte wert auf Pünktlichkeit. Am besten, er fuhr jetzt einfach los.
Josh befand sich auf halbem Weg von Tanner House nach St. Elwine, als sein Autotelefon klingelte.
„ Josh!“ Die Stimme seines Freundes klang hoch und schrill und drohte beinah, hysterisch umzukippen.
„ Marc, was ist los?“ Er spürte, wie sich sein Rücken mit einer Gänsehaut überzog. Josh atmete unheilschwangere Luft ein und das, obwohl sein Cabriolet ohne Verdeck fuhr.
„ Hilf mir! Bitte! Oh Gott! Hier ist alles voller Blut“, flehte Marc am anderen Ende der Leitung.
Instinktiv trat Josh das Gaspedal durch. „Wo bist du?“
Marc schluchzte. „Zuhause. Oh Gott! Komm schnell!“
Er fuhr wie der Blitz und bog mit quietschenden Reifen in die Lincoln - Street ein. Vor der großen weißen Villa, ganz am Ende der Straße bremste er ab, brachte den Wagen zum Stehen und sprang heraus.
Marc riss sofort die Tür auf und zerrte ihn ins Haus. Sein Freund schien völlig unter Schock zu stehen. Er zitterte am ganzen Leib und schluchzte ununterbrochen.
„ Was ist los?“, schrie Josh ihn an.
„ Meine Mom, oh Gott...“ Marc zerrte wie verrückt an Joshuas Arm herum. Offensichtlich wollte er ihm etwas zeigen.
„ Ich komme ja mit, ist gut.“
Sie rannten die Treppenstufen hinauf und dann wusste Josh Bescheid.
Megan Cumberland lag mit aufgeschlitzten Handgelenken in einer Blutlache auf ihrem Bett. Sie war weiß wie ein Laken, das schöne blonde Haar klebte ihr am Kopf.
Marc zitterte noch immer, seine Zähne schlugen klappernd aufeinander. Josh bekam große Angst, dass sein Freund umkippen würde. Der süßliche Geruch des Blutes hing ekelerregend im Raum. Er spürte bereits, wie bittere Galle in ihm hoch stieg. Dabei war es von enormer Wichtigkeit, dass er einen kühlen Kopf behielt, machte sich Joshua klar und zwang sich, zu reagieren.
„ Ist der Rettungswagen alarmiert?“, fragte er eindringlich.
Marc war kaum in der Lage darauf einzugehen und weinte jetzt hemmungslos. Er zitterte am ganzen Körper und stand völlig unter Schock. Josh packte ihn am Kragen. „Was ist mit dem Rettungswagen?“, brüllte er.
Marc gab keine Antwort von sich.
Josh schlug ihm kurz ins Gesicht. Endlich schien er zu seinem Freund durchzudringen. Er wiederholte seine Frage.
„ Rettungswagen... ich rufe ihn sofort.“ Marc sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
„ Ich mach das.“ Josh rannte bereits zum Telefon.
Atemlos stürzte er ins Badezimmer, riss Handtücher aus dem Schrank und lief zurück ins Schlafzimmer. Er schlang ein Handtuch um je eines von Megans Handgelenken und zog den Knoten so fest zu, wie er konnte. Dann suchte er nach leeren Tablettenschachteln. Er fand welche in der Küche und im Bad. Geistesgegenwärtig stopfte Josh sie in einen Plastikbeutel.
Als er damit beschäftigt war, Marc aus der für ihn potenziellen Gefahrenzone zu ziehen, hielt der Rettungswagen vor der Tür. Dankbar überließ Joshua den Sanitätern das Feld. Er reichte ihnen den Beutel mit den Medikamentenröhrchen und hielt sich im Hintergrund.
Sie transportierten Megan in den Rettungswagen und kümmerten sich auch um ihren Sohn. Mit Schocksymptomen, erklärten sie Joshua, sei nicht zu spaßen. Sie wollten auch Marc mit in die Klinik nehmen.
„ Bitte, lass mich nicht allein!“, bat er jetzt und hielt sich dabei krampfhaft an Joshs Arm fest.
„ Fahr du mit ihnen!“, versuchte Josh ihn zu beruhigen. „Ich komme gleich nach, sobald ich hier für Ordnung gesorgt habe.“
Plötzlich war es gespenstisch still in dem Haus.
Josh riss im Schlafzimmer weit das Fenster auf, um frische Luft herein zu lassen. Er suchte nach Müllsäcken und fand eine Rolle in der Abstellkammer. Das gesamte Bettzeug war voll gesaugt mit Blut. Er stopfte alles in die Müllsäcke und zerrte schließlich auch die Matratzen nach unten. Josh stapelte alles draußen neben der Garage auf. Dann flitzte er zurück ins Haus. Die Holzdielen im Schlafzimmer waren ebenfalls mit Blutflecken verschmiert. Er suchte sich einen Eimer und Reinigungsmittel und begann fieberhaft den Boden zu wienern. Den kleinen Bettvorleger warf er ebenfalls in den Müll. Nach dem er die Putzlappen entsorgt und den Eimer wieder ordentlich gereinigt und verstaut hatte, kam ihm ein Gedanke. Wäre es
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