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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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für ihn und er wollte so gern auch etwas Besonderes für sie sein.
    Im Geiste sah er sie vor sich, ihre sämtlichen kapriziösen Zusammenstöße, ihre Wortgefechte, wie sie versucht hatte, ernst und wütend auszusehen, obwohl sie sich kaum ein Kichern hatte verkneifen können. Mit ihrer zynisch schnoddrigen Art und mit ihrer Fähigkeit sich für Menschen, die es selbst nicht konnten, einzusetzen. Wo andere mit vielen selbstgerechten Worten jonglierten, um kundzutun, was alles zu erledigen sei, krempelte sie ganz einfach die Ärmel hoch und tat es.
    Liz war klein, sehr schlank - fast ein bisschen dünn, aber robust und stark. Sie war sich für keine Drecksarbeit zuschade. Er liebte sie – so wie sie war: mit ihrer ungekünstelten, direkten Art, ihrem natürlichen Lachen, ihrer Ehrlichkeit und ihrer mitreißenden Leidenschaft.
    Josh wollte sie in den Armen halten, sie lieben, mit ihr streiten, mit ihr lachen und mit ihr alt werden, sie neben sich spüren an jedem Morgen und ihr zufriedenes Grunzen hören, wenn sie sich nachts an ihn kuschelte. Er wollte Wortgefechte mit ihr bestreiten, solange, bis sie sich beide vor Lachen die Bäuche hielten. Aber wie um alles in der Welt, konnte er ihr noch unter die Augen treten? Das war wohl jetzt der größte Bockmist, den er sich je bei ihr geleistet hatte. Sie war weder dumm, noch ein ach so liebes Frauchen, die immer und alles verzieh.
    Dieses Mal war er einfach zu weit gegangen und die mächtige Welle der Erkenntnis, sie für immer verloren zu haben, schwappte über ihn hinweg und schmerzte. Er spürte ein heftiges Brennen tief in seinem Herzen. Von einer Sekunde zur anderen fühlte er sich alt, verbraucht, müde und total verzweifelt. Diese Verzweiflung schien grenzenlos zu sein. Sie zog ihn wie einen Ertrinkenden in ein Meer von Hoffnungslosigkeit.
    Josh blinzelte gegen die Sonnenstrahlen und fragte sich, warum die Welt um ihn herum nicht in augenblickliche Dunkelheit versank. Ihn hätte es kaum verwundert, so jämmerlich wie er sich momentan fühlte.
    Ohne zu wissen warum, waren seine Füße immer weiter gelaufen. Es schien ganz so, als hätten sie ein Eigenleben entwickelt und gehörten nicht mehr zu seinem Körper. Sie schlugen einen Weg ein, den er nicht kannte und auf den er auch nicht achtete. Was kümmerte es ihn noch, wo er sich befand? Es war längst nicht mehr wichtig. Nichts, einfach nichts, schien jetzt mehr wichtig zu sein.
    Plötzlich war da dieses Geräusch und Josh fuhr herum. Er lauschte auf ein Schluchzen, das sich so verzweifelt anhörte wie seine eigene Verfassung es war. Nicht weit von ihm entfernt, auf einer Parkbank, sah er sie. Er registrierte nahezu sofort, dass ihre Schultern zuckten. Sie weinte. Und sie weinte fast nie, und diese Erkenntnis wog unsagbar schwer. Josh nahm all seinen Mut zusammen und rannte los. Er riss sie hoch, spürte ihr Erschrecken und drückte sie so fest an sich, dass es ihr schier den Atem nahm.
    In Gedanken formte er unzählige Worte. „Liz! Ich habe dich schon überall gesucht. Ich hatte solche Angst. Verzeih mir! Verzeih mir! Es tut mir leid, so unendlich leid!" Aber sein Mund blieb stumm. Vor Erleichterung, sie endlich gefunden zu haben, wurde ihm beinahe schwindelig. Er wollte ihr jede einzelne Träne fortwischen, hielt sie jedoch einfach nur weiter an sich gepresst, bis sich ihr Atem wieder allmählich beruhigte.
    Liz stand da, wie betäubt. Sie konnte es nicht glauben. Ihr Hirn tat sich unendlich schwer, die Tatsache zu verarbeiten. Er war gekommen.
    All ihre Hoffnungen hatten sich soeben erfüllt und ihr wurde ganz warm. Die Tränen versiegten nicht sofort. Nur waren es nicht länger Tränen der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit. Ihre Arme klammerten sich um seinen Nacken, als hätte sie Angst, er wäre nur eine flüchtige Erscheinung, die ihr ihre Fantasie vorgaukelte. Endlich wagte sie es, aufzublicken und betrachtete dieses vertraute Gesicht, als sähe sie es zum ersten Mal. Und in gewisser Weise, war es auch tatsächlich so. Seine Augen glänzten verräterisch, und sie krächzte leise: „Du hast uns ganz schön zappeln lassen."
    Er begriff sofort und legte seine Hände auf ihren Bauch.
    „ Heißt das etwa, dass ...“
    „ Ja! Ich konnte es nicht tun, Joshua."
    Die Art, wie sie seinen Namen aussprach, ließ den letzten Zweifel, sie könnte einen anderen lieben, zusammenfallen wie ein Kartenhaus.
    „ Das war richtig. Liebling", fügte er nach einem kurzen Zögern hinzu.
    Jetzt endlich trafen sich ihre

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