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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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durch den Garten.
    Dann eines Tages weinte das Kind den ganzen Tag über. Die Augen glänzten fiebrig, er war blass und wollte nichts essen. Es dauerte nicht lange, dann ging es ihm wieder gut. Doch bereits nach kurzer Zeit verfiel er erneut in diesen Zustand. Gloria ging mit ihm zum Arzt. Der konnte zunächst nichts Auffälliges finden. Zwei Monate später lief alles wieder nach dem gleichen Schema ab. Dieses Mal hatte Nick hohes Fieber und die besorgten Eltern fuhren direkt zur Notaufnahme ins Krankenhaus. Es war mitten in der Nacht. Am nächsten Morgen machten die Ärzte unzählige Tests, bei deren Anblick Josh ganz schlecht wurde und dann teilten sie ihnen die niederschmetternde Diagnose mit: Es handelte sich in Nicolas Fall um eine besonders aggressive Form der Leukämie.
    Das hieß: Chemotherapie und Spenderrückenmark, wie Theodor Jefferson den Eltern erklärte. Er erkannte den grenzenlosen Schmerz in den Gesichtern der Beiden. Doch er sah noch etwas anderes. Jeder von ihnen war allein mit seinem tiefen Schmerz. Es gab keine echte Verbundenheit zwischen Gloria und Joshua. Sie sahen sich nicht an, sie hielten sich nicht an den Händen, sie konnten einander weder Halt noch Trost geben. Schutzlos waren sie der Diagnose ausgeliefert.
    „ Du musst dich irren! Sag mir, dass du dich geirrt hast“, flehte Josh ihn an.
    Gloria sagte kein einziges Wort. Stand einfach nur kerzengerade da, als durfte sie sich nicht gestatten, eine andere Haltung anzunehmen. Dennoch waren ihre Augen merkwürdig glasig, doch Tränen sahen anders aus. Sie wirkte auf Theo, als stände sie unter Drogen und habe äußerste Schwierigkeiten, die Situation wirklich zu erfassen.
    Theo sah jetzt wieder zu Joshua und schüttelte traurig den Kopf.
    Josh war wie betäubt. Er konnte es nicht fassen. Es musste doch einen Ausweg geben. Dies hier war ein unschuldiges Kind. Es hatte nichts getan, um diese Strafe zu verdienen. Zugegeben, er hatte den Jungen anfangs nicht haben wollen, aber so hart war doch wohl kein Gott, dass er ihn jetzt dafür büßen ließ oder etwa doch?
    Eine Schwester nahm Gloria und Josh Blut ab um zu untersuchen, ob sie als Spender für das Rückenmark geeignet wären. Er hasste diese Nadeln, doch zum ersten Mal in seinem Leben, ließ er die Prozedur ohne weiteres über sich ergehen.
    Als die Ergebnisse der Bluttests vorlagen, überprüfte der Hämatologe noch einmal alle Resultate gründlichst und teilte Dr. Jefferson das Fazit mit.
    „ Ich werde es ihm sagen. Unsere Familien sind eng befreundet. Danke, dass Sie gleich zu mir gekommen sind."
    Josh saß am Krankenbett seines Sohnes und las dem Kind eine Geschichte vor. Er blickte hoch, als Theo ins Zimmer kam.
    „ Josh, wie geht's dir? Ich möchte, dass du kurz mit in mein Büro kommst! Die Ergebnisse der Blutuntersuchung liegen jetzt vor."
    „ Natürlich. Gloria ist allerdings nach Hause gefahren. Sie schläft wahrscheinlich."
    Er verschwieg dem Arzt, dass sie die ganze Nacht über nicht nach Hause gekommen war.
    „ Ehrlich gesagt, das trifft sich gut, Josh. Ich möchte dich allein sprechen! Und du, kleiner Prinz", Jefferson wandte sich jetzt an das Kind, das blass und mit fiebrig glänzenden Augen in seinem Bettchen lag, „versuchst, einfach auch ein bisschen zu schlafen! Manchmal trifft man tatsächlich das Sandmännchen an."
    Nicky lächelte, zog an seinem Schnuller und die schweren Lider klappten zu. Er winkte seinem Daddy.
    Gott, er war ein so lieber, kleiner Kerl. Theos Herz zog sich vor Mitgefühl zusammen. Er besaß, wie alle Chirurgen, die nötige Mischung an Mitgefühl und Skrupellosigkeit, um die Patienten behandeln zu können. Doch bei kranken Kindern verschob sich diese Mischung oftmals zugunsten des Mitgefühls, was sich für den Menschen Theodor Jefferson allerdings als große emotionale Belastung herauskristallisierte, die tief in seine Seele schnitt.
    Die Männer saßen sich in dem unpersönlichen Büro gegenüber, als Theo gleich zum Punkt kam: „Ich nehme nicht an, dass du es weißt. Sonst hättest du bei deiner Phobie sicher nicht die Blutabnahme über dich ergehen lassen."
    Josh sah ihn verständnislos an.
    Der Ältere machte eine kurze Pause, um dann fort zu fahren: „Du bist nicht der leibliche Vater von Nicolas."
    „ Was?" Aus Joshs Gesicht war alle Farbe gewichen.
    Nur langsam sickerten die Worte bis in sein Bewusstsein.
    „ Josh, du musst herausfinden, wer das Kind gezeugt hat! Das Rückenmark der Mutter ist nicht geeignet. Außerdem haben wir

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