Rückkehr nach St. Elwine
weg. Aber Nick brauchte ihn und er konnte und wollte sich der Verantwortung nicht entziehen. Es war egal, dass er ihn nicht gezeugt hatte. Er liebte dieses Kind so sehr, wie er sonst nichts auf dieser Welt liebte. Von nun an pendelte er zwischen seiner Arbeit und dem Krankenhaus hin und her. Sogar die meisten Nächte verbrachte Josh in der Klinik.
„ Ich möchte, dass immer jemand aus der Familie bei ihm ist!" Stellte er unmissverständlich klar, als er sich kurz mit seiner Mutter unterhielt.
Olivia nickte zustimmend und wollte ihn tröstend in ihre Arme schließen. Sie spürte, wie er sich von ihr zurückzog. Er war jetzt kein Junge mehr. Die letzten Wochen hatten ihn zum Mann reifen lassen. Und wie ein Mann, wollte er die Sache durchstehen. Sie respektierte das und wandte sich an Peter.
„ Bitte sorg dafür, dass die Aufgaben, die er in der Firma übernimmt, ihn nicht überfordern!"
„ Olivia." Peter nahm sie in den Arm.
„ Begreifst du nicht, dass er es so haben will? Er will arbeiten, um nicht nachdenken zu müssen. Josh will sich und allen anderen beweisen, dass er wenigstens auf einem Gebiet etwas kann. Ich werde ihn natürlich im Auge behalten und seine Entscheidungen diskret prüfen. Mehr kann ich nicht für ihn tun. Er muss spüren, dass ich ihm vertraue, gerade jetzt. Das ist es, was unser Sohn momentan braucht. Die Gewissheit, dass er mit solchen Schwierigkeiten fertig werden kann und wir trotz allem hinter ihm stehen."
Behutsam strich er seiner Frau über das Haar.
Natürlich hatte er Recht damit, gelangte Olivia zu der Überzeugung. Sie liebte ihn wegen seiner unerschütterlichen Ruhe. Für sie war er der Fels in tosender Brandung. Etwas, woran sie sich immer festhalten konnte.
„ Es ist so ungerecht, Peter. Das hat Josh nicht verdient", flüsterte sie leise.
„ Nein, das hat er nicht. Aber er muss es durchstehen. So oder so. Das Leben lässt einem in solch einem Fall meistens keine Wahl."
„ Ich will nicht, dass er daran zerbricht, Peter."
„ Unser Sohn ist stärker als du glaubst, Olivia.“ Ihr Mann zog sie an sich. Er spürte wie sehr sie der Gedanke an Joshua und Nicolas ängstigte. „Kümmerst du dich darum, dass immer jemand bei Nicky im Krankenhaus ist, wenn Josh arbeitet? Wir sollten das richtig organisieren. Was meinst du?"
„ Ja, sicher“, antwortete sie. Dann fragte Olivia: „Gibt es was Neues aus Bills Kanzlei?"
Bill McNamara, der Anwalt der Tanners, arbeitete mit seinem Mitarbeiterstab rund um die Uhr daran, den Erzeuger von Nicolas ausfindig zu machen. Bis jetzt hatte er ihn allerdings noch nicht gefunden. Jedes Mal keimte neue Hoffnung in der Familie auf, wenn ein potentieller Spender in St. Elwine eintraf. Die negativen Ergebnisse der Bluttests machten wieder alles zunichte.
Auch jetzt musste Peter erneut den Kopf schütteln. Seufzend löste sich Olivia aus seinen Armen.
Olivia, Angelina und Peter lösten sich am Krankenbett ab. Wenn Victoria in der Stadt war, half sie ebenfalls aus. Sogar Marc, der sich jetzt wieder als echter Freund erwies, sprang ein, wann immer er spürte, dass Josh am Ende seiner Kraft war. Außerdem veranlasste er, dass in Joshs persönlichem Erfrischungsraum neben seinem Büro, stets frische Wechselwäsche und Rasierzeug vorrätig waren, denn Josh schlief nie mehr als vier Stunden in der Nacht. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe. Er aß appetitlos nur das Notwendigste und erledigte alles, was getan werden musste fast automatisch. Er zwang sich, nicht über das warum nachzudenken. Hin und wieder, wenn die Anspannung in seinem Körper zu groß wurde, entlud er sich bei Bonny Sue. Sie stellte keine Fragen, hielt ihn sanft umschlungen und flüsterte nette Worte in sein Ohr. Eines Abends sah Josh sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an.
„ Was ist?“, wollte sie wissen.
„ Nichts.“
„ Du machst mir nichts vor,“ lächelte sie ihn an.
Josh seufzte leise. „Ach Bonny.“
„ Na komm schon, spuck´s aus!“
„ Wir beide haben aber keine Affäre, oder?“, sagte er leise.
Bonny Sue stieß ein heiseres Lachen aus. „Süßer, wir schlafen miteinander. Wie würdest du es nennen?“
Er hob lediglich unschlüssig die Schultern.
„ Oder fühlst du dich noch an dein Eheversprechen gebunden?“, wollte Bonny Sue wissen.
„ Nein, das nicht.“
„ Dann ist es doch in Ordnung“, kommentierte sie.
Er sah sie skeptisch an.
„ Sag mir nicht, du machst dir was aus dem Gerede der Leute!“, meinte sie.
„ Ach Bonny“,
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