Rückkehr nach St. Elwine
Apartment.
Kurze Zeit später fuhren sie gemeinsam nach Virginia, um Glorias Familie zu besuchen. Sie stellte ihn ihren Eltern vor. Ihr Vater leitete eine kleine Firma. Er vertrieb irische Spezialitäten. Ihre Mutter war nie etwas anderes als Hausfrau gewesen und fühlte sich offenbar pudelwohl in dieser Rolle. Sie nahmen Josh herzlich bei sich auf und bewirteten ihn unaufhörlich mit irischen Leckerbissen.
Wieder daheim in ihrem gemeinsamen Apartment, verbrachte Josh die Stunden am Tage mit Vorlesungen und Gloria versuchte sich als Hausfrau. Die Abende verbrachten sie gemeinsam. Zumeist unternahmen sie etwas außer Haus, weil ihr während der vielen Stunden seiner Abwesenheit die Decke auf den Kopf fiel, wie sie es ihm oft genug im leicht vorwurfsvollen Ton erklärte.
„ Wir sollten heiraten, bevor ich aussehe wie eine Tonne!", erwähnte sie eines Tages ganz beiläufig, als er nach einem Kinobesuch die Tür aufschloss. Gloria klang dabei, als wäre es das Nebensächlichste der Welt für sie, doch sie beobachtete, unauffällig lauernd, seinen Gesichtsausdruck.
Zu ihrer Genugtuung zögerte er nur ganz kurz.
„ Ja, lass uns heiraten!", sagte er schließlich und hörte sich selbst in seinen Ohren distanziert und sachlich an. Nun, er war schließlich ein Mann und musste bei solchen Dingen sicherlich keine kribbelnde Vorfreude empfinden. Und dennoch!
Gloria jubelte innerlich, sie war am Ziel ihrer Träume. Endlich.
Sie nahm ihn sofort in Beschlag, um die vielen wichtigen Dinge mit ihm zu besprechen. Jetzt, da sie ihn endlich so weit hatte, wollte sie auf keinen Fall Zeit verlieren. Sie musste noch einigermaßen hübsch sein zur Hochzeit und in ein Kleid passen, dass ihr immerhin gefiel und auch nach einem Kleid aussah und nicht wie ein Zelt. Ihr Bauch wuchs, die Hosen ließen sich bereits nicht mehr schließen.
Am wichtigsten war schließlich, dass das Kind bei seiner Geburt, den Namen Tanner trug.
Es überraschte Josh, dass Gloria nur eine kleine Hochzeit im engsten Kreise wollte. Allerdings in Las Vegas. Ihm war das egal, also stimmte er zu. Das kitschige Paket der Zeremonie, das sie ausgesucht hatte, lag ihm aber doch etwas schwer im Magen. Irgendwie hatte er immer geglaubt, er würde mal im schönen Garten von Tanner House heiraten und nicht in einer kitschig zurecht gemachten Kapelle. Der Gedanke ließ ihn schaudern. Aber hierbei handelte es sich lediglich um Äußerlichkeiten. Und Lizzy hatte ihn gelehrt, dass es darauf, weiß Gott, nicht ankam.
Lizzy! Der Gedanke traf ihn aus heiterem Himmel. Wo sie jetzt wohl steckte? Ob sie glücklich war? Er musste sie schweren Herzens aus seinem Gedächtnis verbannen. Es wäre sicher nicht gut für ihn, wenn er weiterhin so oft an sie dachte.
Mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft wurde Gloria immer unleidlicher. Sie verstand es bis zur Perfektion, Josh Schuldgefühle einzureden. Häufig wegen ihrer ruinierten Figur, wie sie sich auszudrücken pflegte, dann wieder besonders, wenn sie unter Kreuzschmerzen und dicken Beinen litt oder zu häufiges Blase drücken auftrat. Er konnte argumentieren wie er wollte und versuchen sie zu trösten, es half nur wenig.
Josh telefonierte frustriert mit seiner Mutter und diese lud kurzerhand ihre Schwiegertochter ein, einige Wochen auf Tanner House zu verbringen. Olivia war überzeugt, dass es Gloria dort besser gehen würde. Anfangs war das auch tatsächlich so. Doch ihre Reizbarkeit ließ sich auf die Dauer nicht verbergen. Josh flog, so oft es seine Zeit zuließ, nach Hause.
Peter schlug schließlich vor, in einigen Zimmern kleine Veränderungen vorzunehmen, so dass dem jungen Paar eine beachtliche Wohnung auf Tanner House zur Verfügung stand. Olivia und Gloria machten sich gemeinsam daran, Musterkataloge für Tapeten, Stoffe und Teppiche zu wälzen. Auch das half nur vorübergehend. Gloria war überaus launisch, sie behandelte das Personal hochnäsig und ließ sich in unbeherrschten Temperamentsausbrüchen an den Angestellten aus. Angelina ging ihr aus dem Weg, Olivia wurde langsam ratlos und Josh sagte immer häufiger ab, er könne am Wochenende unmöglich nach Hause kommen. Schließlich musste er sich auf sein Studium konzentrieren. Er wollte auf keinen Fall zulassen, dass eine Frau wegen einer Schwangerschaft alles zunichtemachte, was er sich in den letzten Jahren durch viel Fleiß und Ehrgeiz erarbeitet hatte. Immerhin trugen Frauen ständig Babys aus, er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die alle
Weitere Kostenlose Bücher