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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine
Autoren: Britta Orlowski
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würde. Welch ein Spaß. Er war offensichtlich noch der gleiche gottverdammte Idiot, schimpfte sie innerlich. Trotzdem ließ sie sich nichts anmerken, sondern fixierte ihn streng mit ihren Blicken.
    An einem anderen Tag, wenn Josh im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre, hätte er mit Sicherheit gegrinst und gedacht, was Elizabeth doch für eine kleine Hexe sein konnte. Auf alle Fälle hätte er ernsthaft daran gezweifelt, dass sie ihm weismachen wollte, dass kein anderer Arzt in der Nähe war. Ja, er hätte ihr wahrscheinlich böse Absichten unterstellt, um mal wieder ihre kleinen Rachefeldzüge gegen ihn auszuführen. Nun bot sich ihr immerhin die Gelegenheit, auf die sie sicher schon seit Jahren gewartet hatte. Sie wurde ihr sogar auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert, zumindest im metaphorischen Sinne. Doch jetzt, in diesem Augenblick, fühlte er sich einfach viel zu elend. Er war hier gelandet und sah sich außerstande, einen Ausweg aus der Situation zu finden. Die Schmerzen nahmen an Intensität zu. Er wünschte, er könnte sich irgendwo hin verkriechen, wo ihn keiner sah und sich einfach nur zusammenrollen.
    Josh krümmte sich in der Tat fast und musste mit aller Kraft ein Stöhnen unterdrücken. Vor Lizzy würde er sich nicht die Blöße geben. Lange jedoch konnte er das nicht mehr ertragen, das war ihm nur allzu bewusst.
    „ Ist Theo, ich meine Dr. Jefferson da?“, fragte er leise.
    „ Natürlich, Sie möchten zum Chefarzt persönlich. Aber nein, so viel ich weiß, hatte er noch einen wichtigen Termin, außer Haus.“ Das war nicht mal gelogen, überlegte sie.
    Sie nahm ein kurzes Flackern wahr, das über seine Lider huschte. Diese albernen, weiblichen Wimpern überschatteten seine Augen. Trotz des dunklen Teints sah er ungewöhnlich blass aus. Das konnte man doch gar nicht spielen, oder? Liz war sich nicht sicher. Er schien wirklich starke Schmerzen zu haben. Fast tat er ihr ein wenig leid.
    "Also?", fragte sie deshalb schon wesentlich sanfter. "Vertrauen Sie mir?" Sie beobachtete ihn unentwegt. Es verging eine schier endlose Pause.
    Josh war viel zu angeschlagen, um gründlich darüber nachzudenken. Eine tiefe Resignation erfasste ihn. Er wollte jetzt nur noch von diesem entsetzlichen Schmerz befreit werden. Seine Abwehr brach zusammen.
    "Helfen Sie mir! Bitte!" Er sagte es so leise, dass Liz es kaum verstand. Sie glaubte zunächst, sich verhört zu haben. Er war sogar ebenfalls zur förmlichen Anrede zurück gekehrt.
    "Okay." Sie nickte und grübelte noch immer darüber nach, was sich hier nun eigentlich abspielte. Sie war entschlossener, denn je, der Sache entschieden auf den Grund zu gehen.
    „ Haben Sie Schmerzen?“, wollte sie wissen.
    Er nickte nur, sah sie jedoch nicht an.
    „ Wo?“, fragte sie bereits weiter.
    Er legte eine Hand auf seinen Unterleib.
    Nein, beschloss sie, er markierte keinesfalls.
    "Ich gebe Ihnen jetzt ein Medikament gegen die Schmerzen. Dann können Sie sich etwas entspannen."
    Liz ging zum Schrank und zog eine Injektionsspritze auf.
    "Ich mag keine Nadeln."
    Er hörte sich an, wie ein kleiner verängstigter Junge. War das der Joshua Tanner, den sie in Erinnerung hatte? Warum, um alles in der Welt, berührten seine rau geflüsterten Worte ihr Herz?
    Liz desinfizierte rasch die Haut oberhalb des Gesäßes und stieß die Nadel in den Muskel.
    "Oh Gott", murmelte er und zuckte zusammen.
    "So, schon geschafft." Sie lächelte aufmunternd, wie sie es meistens bei Kindern tat.
    Aber jetzt kommt's ja erst, schoss es Josh in den Sinn - Scheiße!
    Mit einer raschen Handbewegung hatte Liz ihm bereits die Sporthose ausgezogen. Darunter trug er helle Seidenboxershorts, die allerdings, wie sie sofort bemerkte, mit Blut befleckt waren. Das ist nicht gut, schoss es ihr in den Sinn. Ganz und gar nicht gut. Blitzartig durchfuhr sie die Erkenntnis, dass er keineswegs geblufft hatte. Fast schämte sie sich ein bisschen deswegen. Nun allerdings, da sie wusste, wie die Dinge standen, war sie entschlossen, ihm zu helfen. Und zwar mit allem, was ihr zur Verfügung stand. Sie war sich fast sicher, dass sie ihn noch heute operieren musste. Jedoch verlor sie darüber kein einziges Wort. Sie musste sich zunächst einen Überblick darüber verschaffen, wie schwer der Baseballschläger ihn tatsächlich verletzt hatte. Es war keine Zeit mehr, um irgendwelche dummen Spielchen aus der Vergangenheit weiter zu verfolgen. Josh sollte gar nicht lange darüber nachdenken, was sie mit ihm tun
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