Rückkehr nach St. Elwine
weg.
Er sackte in sich zusammen, fiel auf die Knie und kippte schließlich seitlich weg.
Die Kinder rannten wie aufgescheuchte Hühner durcheinander. Billys Mutter sprang auf.
"Mr. Tanner, oh Gott!"
"Mom, er ist ohnmächtig."
Sie zerrte hastig ihr Handy aus der Tasche und rief nach einem Krankenwagen.
Liz bekam den Funkspruch des Rettungswagens, als sie gerade ihre Kaffeepause machte. Zum Glück würde er gleich hier eintreffen, denn das Krankenhaus befand sich in der Nähe des Hafens. Als der Sanitäter die Verbindung abbrach, war sie bereits über die Fakten des Neuzugangs informiert. Schnell ließ sie einen prüfenden Blick über eines der Untersuchungszimmer gleiten. Die Fächer waren erst vor einer Stunde auf Vollständigkeit kontrolliert worden. Gut so. Sie hasste es nämlich, nach einem Instrument greifen zu wollen und das Gewünschte nicht in Reichweite zu finden.
"In die eins!", rief sie den Sanitätern zu. Die betteten den Patienten um, der offensichtlich wieder zu sich gekommen war.
"Vorsicht!", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
"Schon klar, Sir".
Die Sanitäter verschwanden im Aufenthaltsraum der Schwestern.
Liz sah vom PC auf und musterte ihren Patienten.
So ein Mist! Warum er? Warum denn ausgerechnet Joshua Tanner. Der ungekrönte König von St. Elwin persönlich. Das konnte ja heiter werden. Sie hatte ihn sofort erkannt, obwohl die weichen Züge eines Highschool Jungen aus seinem Gesicht verschwunden waren. Was seiner Attraktivität allerdings keinen Abbruch tat, wie sie sofort feststellen konnte, ganz im Gegenteil!
Er hielt jetzt die Augen geschlossen. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Offensichtlich ging es ihm gar nicht gut. Ob er vielleicht absichtlich ein bisschen Theater spielte? Wollte er sie nur wieder auf die Probe stellen? Wie bereits so oft in der Vergangenheit. Sicher hatte er längst erfahren, dass sie hier in der Stadt ihren Dienst angetreten hatte. Na schön, das konnte er haben. Bisher war sie ihm noch jedes Mal gewachsen gewesen. Manche Dinge änderten sich wohl nie. Sie seufzte und ging hinüber ins Untersuchungszimmer. Er sah sofort auf und verzog seinen Mund zu einem Lächeln, das jedoch seine dunklen Augen nicht erreichte. Ein ganz neuer Wesenszug an ihm, bemerkte sie etwas erstaunt.
Anscheinend waren seine schauspielerischen Leistungen nicht mehr so gut wie früher.
"Elizabeth Crane, sieh an, sieh an. Nun Schwester, hol deinen Chef, so dass ich heute irgendwann noch nach Hause komme!", sagte er sichtlich genervt. Sein Ton war überheblich wie eh und je.
"Ich- bin- Doktor.- Elizabeth- Crane-, Oberärztin der Chirurgie im St. Elwin Hospital!"
Sie betonte jedes Wort mit Nachdruck und zog sich die Untersuchungshandschuhe über, ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen.
Nur langsam schienen ihre Worte zu ihm durchzudringen, und die Erkenntnis spiegelte sich jetzt auf seinem Gesicht wider. Er sah so ehrlich erschrocken aus, dass Liz beinahe laut aufgelacht hätte. Ein leiser Zweifel meldete sich in ihr, wegen ihrer anfänglichen Vermutung. Doch sie schob ihn vorerst bei Seite.
"Nun, Mr. Tanner, was ist passiert auf dem Sportplatz?" Sie wählte ganz bewusst die förmliche Anrede.
"Ich habe den Baseballschläger abbekommen. In eh..." Offensichtlich hatte er Mühe, die geeigneten Worte zu finden.
"Aha, ich verstehe. Na dann werde ich mir das jetzt mal ansehen", antwortete Liz völlig gelassen in ihrem professionellsten Ton.
Sein Kopf fuhr erschreckt hoch. Nicht schlecht, Tanner, fast würde ich dir die Nummer abnehmen, überlegte sie belustigt.
"Moment! Gibt, ... gibt...“, begann er tatsächlich zu stottern. „Gibt es noch jemanden, der heute hier Dienst hat?"
Er fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Doch Josh ahnte bereits ihre Antwort.
"Es ist niemand hier, Mr. Tanner", säuselte sie zuckersüß. "Jedenfalls kein anderer Arzt ", stellte Liz nicht ohne einen Funken Genugtuung klar. „Das meinten Sie doch wohl?“
Er ging überhaupt nicht auf ihre Frage ein. Nun gut.
"Ich möchte jetzt gern feststellen, wie schwer Sie verletzt sind. Wenn Sie allerdings damit ein Problem haben, dürfen Sie selbstverständlich nach Hause gehen,“ sagte sie. „Das ist allein Ihre Entscheidung. Nur besteht durchaus die Möglichkeit, dass ich schnell handeln muss, um Spätfolgen zu vermeiden“, setzte Liz mit sorgenvoller Miene noch eins drauf.
Sie wollte sehen, wie weit er mit seinen ungewöhnlichen Anbaggerversuchen tatsächlich gehen
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