Rückkehr nach St. Elwine
Sportsendungen. Er bestand immer darauf, sie zu sehen. Besonders die Sportschau. Jeden Samstag das gleiche Theater. Die Sendung begann so um 18.15 Uhr, glaub ich. Jedes Mal lief diese nette, kleine Anfangsmusik von den Waltons. Es wurden die ersten Szenen gezeigt, so dass man sich gleich darauf einstellen konnte, um was es dieses Mal gehen würde. Gerade habe ich es mir gemütlich gemacht, pirschte sich mein Vater ins Wohnzimmer und peng, wurde ein anderer Sender eingestellt. Bis heute könnte ich mich darüber schwarzärgern“, gab Floriane Rachel flüsternd zu verstehen. „Einmal wenigstens, hätte er doch seinen Kindern nachgeben können, oder nicht? Ist das etwa zu viel verlangt?“ Sie wartete erst gar keine Antwort ab, wie es meistens ihre Art war. „Ich also wutschnaubend in die Küche zu meiner Mutter, um ihr von meinem wöchentlichen Kummer die Ohren voll zu singen. Doch anscheinend wurde sie mit der Zeit immun dagegen, so dass ich ihr bei der Zubereitung des Abendbrotes helfen durfte. Kaum hörte ich die Schlussklänge der Sportschau, kam mein Vater gönnerhaft in die Küche und erlaubte mir, jetzt umzuschalten. Hah - ich fiel doch beinah jedes Mal darauf rein. Denn was sah ich dann zu meiner großen Enttäuschung: Gute Nacht Elizabeth, gute Nacht John Boy! Ja das Licht wurde ausgeknipst und das war’s dann mal wieder. Super, kann ich dir nur sagen.“
Rachel brach beinahe in schallendes Gelächter aus, konnte sich aber noch im letzten Moment zusammen reißen. Obwohl ihr Körper vom unterdrückten Kichern nahezu durch geschüttelt wurde. Sie beobachteten jetzt wieder aufmerksam die Trauungszeremonie.
Tränen schimmerten in Elizabeths Blick und kullerten nun unaufhaltsam über ihre Wangen.
Josh nahm ihre Hand. „Du weinst doch nicht etwa, Doc?" Sie reckte ihr Kinn hoch und schniefte wenig überzeugend: „Tu ich gar nicht, Tanner."
Marc und Amy gehörten zu ihren ersten Gratulanten.
„ Dieses Mal ist es richtig.“ Marc klopfte seinem besten Freund auf die Schulter.
„ Da spricht ja der echte Experte?“ Josh grinste ihn an und in seinen Augen konnte jeder ein glückliches Strahlen erkennen.
„ Ich meins ernst“, flüsterte Marc leise, so dass nur Josh es hören konnte. „Halt sie gut fest! Sie liebt dich mehr als du ahnst. Ihr habt lange genug gebraucht, um dahinter zu kommen. Ihr verdient einander.“
34. Kapitel
Olivia starrte blicklos aus dem Fenster. Der Hörer des Telefons hing schlaff in ihrer Hand, ihr Gesprächspartner hatte bereits seit geraumer Zeit aufgelegt. Sie konnte das Freizeichen hören. Es klang ihr laut und unangenehm in den Ohren, obwohl ihre Hand mitsamt dem Hörer wie leblos neben ihrem Körper baumelte.
Der Mann am anderen Ende der Leitung war sehr höflich und mitfühlend gewesen. Sie kannte ihn nicht einmal, hatte auch nicht auf seinen Namen geachtet. Von nun an würde sie seine Person niemals wieder vergessen. Denn was er ihr mitgeteilt hatte, traf sie mitten ins Herz. Ihre einzige Schwester war tot.
Sie kam zusammen mit ihrem Ehemann Maxwell von einer Party. Ihr Wagen wurde von einem Laster erfasst. Beide waren auf der Stelle tot.
So jedenfalls hatte es Celinas Anwalt ihr berichtet. Was hieß das überhaupt, sofort tot? Woher wollten die Menschen das wissen? Was schoss ihrer Schwester wohl durch den Kopf, als das Unglück passierte? Oder denkt man dann nichts mehr? Gar nichts? Vielleicht fühlt man etwas. Angst? Ob man wohl fror, wenn das Leben aus einem wich?
War ihr Körper übel zugerichtet worden? Ihr wunderschönes Gesicht entstellt?
Oh mein Gott, Celina. Wo bist du jetzt? Ich hätte so gern mehr von dir gewusst. Hätte mich wenigstens noch einmal mit dir unterhalten wollen. Ich habe ja nicht ahnen können, wie wenig Zeit dir noch blieb. Warum hast du dich so selten bei mir gemeldet? Wusstest du denn nicht, wie lieb ich dich hatte? Dich und deine kleine Tochter Charlotte?
Jetzt ist es zu spät. Viel, viel zu spät. Wir können das Versäumte nun niemals nachholen. Niemals ...
Oh Celina, sag mir, ob es einen Himmel gibt, damit ich zu ihm aufsehen und nach dir Ausschau halten kann.
Olivia legte endlich den Hörer auf. Sie schob ihre kalten Finger ineinander, während die Tränen unaufhörlich aus ihren Augen quollen und über ihr Gesicht liefen.
„ Wo bleibst du denn, Olivia? Ich denke wir wollten zusammen zu Mittag essen?“
Peter lächelte, als er ihr Arbeitszimmer betrat, doch er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte und hielt
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