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Rückkehr nach St. Elwine

Rückkehr nach St. Elwine

Titel: Rückkehr nach St. Elwine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Orlowski
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beunruhigt inne.
    Von ihren plötzlichen Schluchzern alarmiert, eilte er sofort zu seiner Frau. Er nahm sie tröstend in die Arme und ließ sie einfach weinen. Seine Finger fuhren dabei durch ihr seidiges schwarzes Haar.
    Es dauerte lange, bis sie endlich in der Lage war zu sprechen. Dann erzählte sie ihm, was geschehen war.
    Celina, seine lebenslustige Schwägerin.
    Er hatte sie einst sehr gemocht, jedoch schnell ihren Hang zur Oberflächlichkeit erkannt. Doch er konnte nicht leugnen, dass es ihn tief berührte, dass es sie nicht mehr gab. Es war so furchtbar schwer vorstellbar, dass jemand mit dieser nahezu übersprühenden Ausstrahlung, die ihren wilden Hunger nach Leben widergespiegelt hatte, einfach so ausgelöscht wurde. Peter erinnerte sich nicht mal mehr, wann genau er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Es musste bereits etliche Jahre zurück liegen. Die Tränen und der Kummer in den Augen seiner Frau machten Celinas Tod plötzlich real für ihn und die anfangs verspürte Beunruhigung, manifestierte sich zu einem dumpfen Schmerz.
    „ Du solltest dich etwas hinlegen, Schatz. Möchtest du vielleicht einen Drink?“
    Olivia schüttelte nur den Kopf und starrte aus dem Fenster.
    Peter war sich sicher, dass sie in diesem Moment nichts von ihrem wunderschönen Garten wahrnahm. Er zog sie sanft mit sich fort in das angrenzende gemeinsame Schlafzimmer. Dort schlug er den kunstvoll gearbeiteten Wholecloth - Quilt, ein Mitbringsel aus London von einer ihrer zahlreichen gemeinsamen Reisen, zurück.
    Olivia war damals regelrecht verliebt in diese Decke gewesen. Cremefarben, verziert mit kostbarer Baumwollspitze, anmutig zarter Stickerei und exzellent gequilteten Mustern. Sie liebte solche romantischen Accessoires.
    Kraftlos sank sie jetzt auf die Matratze. Peter drückte seine Frau sanft in die Kissen, zog ihr die Schuhe aus und legte fürsorglich ihre Füße hoch.
    „ Wohin willst du? Lass mich jetzt nicht allein, Peter.“ Sie wandte abrupt ihren Kopf zur Tür, als sie wahrnahm, dass sie geöffnet wurde.
    „ Keine Sorge, Liebling, ich bin gleich wieder bei dir. Ich sage nur rasch Rosa Bescheid, dass wir nicht essen werden.“
    Wie immer hielt Peter Wort und brachte ihr sogar ein Glas Wasser mit. Er kickte ebenfalls seine Schuhe von den Füßen und legte sich zu ihr. Dann nahm er die Hand seiner Frau und hielt sie ganz einfach nur fest.
    „ Hast du es ihnen gesagt? Dem Personal, meine ich?rsonal,S퀜, fragte Olivia.
    „ Ja, ich habe ihnen mitgeteilt, dass wir einen Trauerfall in der Familie haben.“
    „ Das ist so ein banales Wort“, sagte sie leise.
    „ Was?“
    „ Trauerfall - es klingt ... nach nichts. Es gibt furchtbar viele davon.“ Olivia schien einfach nur laut zu denken.
    „ Wovon?“
    „ Von banalen Wörtern“, erklärte sie ihrem Mann.
    „ Ja, da hast du wohl Recht.“
    Sein Daumen strich jetzt behutsam über ihren Handrücken.
    „ Ich erinnere mich an sie, als wäre es erst gestern gewesen. Wie ist es nur möglich, dass all diese Jahre so schnell vergangen sind, Peter? Ich komme mir gar nicht so alt vor. Aber sieh dir nur mal unsere Kinder an! Erwachsen - allesamt und haben bereits selbst Kinder, zumindest in nicht allzu langer Zeit. Ich habe es nicht kommen sehen, das mit Celina. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass ausgerechnet ihr jemals so etwas zustößt. Verstehst du was ich meine?“
    Peter sah sie an und strich behutsam über ihr Gesicht. „Ja, sehr gut sogar. Sie konnte einen glauben lassen, dass sie unbezwingbar sei. Sie strotzte nur so vor Lebenslust, vor übersprühender Energie. Ich kenne niemanden, der ihre Lebendigkeit hat.“
    „ Ich erinnere mich genau daran, wie sie als Kind war.“ Olivia schloss die Augen, als könnte sie so die Vergangenheit deutlicher sehen. Nach längerem Schweigen, begann sie zu reden: „Sie war nur zwei Jahre jünger als ich. Wir sahen uns sogar irgendwie ähnlich und doch waren wir so verschieden wie Feuer und Wasser. Ihre Haut und ihr Haar waren eine Spur heller als meine, worüber sie ständig mäkelte. Sie wollte eine richtige Haarfarbe, also schwarz, blond, rot oder braun. Stattdessen lag ihr Farbton irgendwo zwischen allen und sie beklagte sich darüber, dieses „Kranker-Dackel-Haar“, wie sie es nannte, zu haben. Dabei gab es gar nichts daran auszusetzen, denn es besaß in seiner Natürlichkeit zahlreiche Schattierungen und Nuancen, die andere Frauen mit aufwändigen Strähnchenbehandlungen nur mühsam erreichten. Mein eigenes

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